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Täglich mitten in einer Krise

(VN) Feldkirch - Hemma Fröwis vom Familienkrisendienst stellt sich im „Fall Cain“ auch ganz professionelle Fragen.

„Ach wie haben wir es fein.“ Diesen Satz muss sich die Familie der Hemma Fröwis (Mann, drei Kinder, ein Enkelkind) immer wieder anhören. „Aber wenn du“, rechtfertigt sich die 50-Jährige, „in deinem Job stets das Gegenteil dessen erlebst, was du zu Hause vorfindest, dann wird dir deine persönliche Situation immer wieder bewusst.“

Vier Jahre Krisendienst

Hemma Fröwis weiß, wovon sie spricht. Sie arbeitet schließlich beim Familienkrisendienst. Muss ausrücken, wenn es im Kreise engster Blutsverwandter zu dramatischen Zerwürfnissen und Konflikten kommt. Und das in der Nacht und an Wochenenden. Denn der Familienkrisendienst „hat offen“, wenn die Jugendwohlfahrt zu hat. Im Wissen darüber, dass sich Familienzwiste mit Eskalationspotenzial an keine Öffnungszeiten halten. Seit neun Jahren macht die diplomierte Familienpädagogin Familienarbeit, seit vier Jahren ist sie im Familienkrisendienst.

Die Bilder

„Man muss schon stabil sein und mit beiden Beinen im Leben stehen, um diesen Job zu machen“, glaubt Hemma Fröwis. Natürlich hat auch sie die Tragödie um den ­kleinen Cain geschockt. „Bei mir laufen da sofort Bilder durch den Kopf, wie das abgelaufen sein könnte“, beschreibt die gebürtige Wienerin ihre erste Reaktion nach Bekanntwerden des Falles. „Ich stelle mir vor, was in diesem Kind vorgegangen ist. Aber ich versuche mich auch in die Situation des Täters zu versetzen. Ich kann mir vorstellen, dass dieser selbst früher viel Gewalt erfahren hat. Ich glaube auch, dass er psychisch gestört ist. Denn sonst ist ein Mensch zu so etwas nicht fähig.“

Erfolgserlebnisse

Hemma Fröwis kennt sich aus mit zerrütteten Familien. Sie muss dann ausrücken, wenn Kinder vernachlässigt werden. Wenn Eltern ihrer Aufsichtspflicht nicht nachkommen. Natürlich auch dann, wenn Gewalt im Spiel ist. In der Hälfte der Fälle nimmt sie Polizeibeamte zu den Schauplätzen familiären Ungemachs mit. Sie versucht entschlossen und doch ruhig aufzutreten. „Schreien nützt nichts. Ebenso wenig, sich auf einen Machtkampf einzulassen.“ Ihre Erfolgserlebnisse holt sich Hemma Fröwis dann, wenn es ihr gelingt, Kinder aus einer misslichen Situation zu befreien. Ihr Job ist getan, wenn die Krise an deren Höhepunkt überwunden ist, wenn die größte Dramatik gewichen ist. Sie müsse Leute dort abholen, wo sie sind.

Abschalten

Die Trennung zwischen Beruf und Privatleben glaubt sie gut zu beherrschen. „Weil ich ganz einfach unheimlich erleichtert bin, wenn ich zu meiner Familie zurück kann. Und mir nach einem anstrengenden Einsatz wieder einmal sagen kann: Ich habe es fein.“

 

ZUR PERSON

Hemma Fröwis

Geboren: 1. August 1960

Wohnhaft: Schaanwald

Familie: Verheiratet, drei Kinder, ein Enkel

Beruf: Sozialpädagogin

Hobbys: Sport, Singen

Lieblingsspeise: Italienische Küche

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