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Textilhandel ist frustriert

Im Juni erst einigten sich die EU und Peking im Streit um die Einfuhrschwemme chinesischer Textilien. Die Importe von zehn Produkten, vom T-Shirt über Blusen bis zum Büstenhalter, wurden bis 2008 begrenzt.

Nach genau zwei Monaten war der Friede vorbei: die Einfuhrquoten waren bereits ausgeschöpft. Nach zwei Tagen Streit einigte man sich auf einen Kompromiss und die blockierten Textilien wurden freigegeben. Ein Teil gilt als Extrakontingent, die andere Hälfte wird auf spätere Quoten angerechnet.

Der Handel freut sich, die in China georderte Ware, die am Zoll in Europa fest hängt wird freigegeben. Keinerlei Auswirkungen, keine leeren Regale.

Die eh schon angeschlagene Textilindustrie im Land ist mehr als frustriert, man fühle sich schutzlos ausgeliefert, so der ORF in seinem Bericht. Die Quoten seien untauglich und würden nicht helfen, heißt es. Chinesische Waren werden schlichtweg verschenkt, die Kunden brechen weg, sie wandern nach China.

“Da kommen einfach Güter von China nach Europa zum Preis des Rohstoffes. Da können wir niemals konkurrieren. Natürlich ist es angenehm billige Ware aus China zu kaufen, aber auf Dauer müssen wir uns schon überlegen, ob wir dann noch Arbeitsplätze in Europa halten”, sagt Georg Comploj, Obmann der Fachgruppe Textil.

Bei Kunert hat man zwar lange gezögert, doch vor kurzem musste man zwei Bereiche einstellen, Wieder 200 Textil-Arbeitsplätze sind verloren. Ein Grund: das verarbeitete Garn aus China ist billiger, als das Rohgarn, das in Rankweil verarbeitet wird.

“Wir wären sicher alle froh, wenn wir China nicht hätten. Aber China ist eine Tatsache. Und ich denke wir sind aufgefordert – vor allem auch innerhalb der EU – Maßnahmen zu setzen und zu überlegen: Wollen wir überhaupt noch eine Textilindustrie in Europa oder wollen wir in Zukunft auf die Textilindustrie gänzlich verzichten?”, sagt Kunert Geschäftsführer Jürgen Schäper.

“Wenn nicht bald etwas geschieht, wird eine gesamte Branche vernichtet”, sagt Comploj. Investitionen, Forschung- und Entwicklung und Markenschutz seien sehr wichtig. Aber es gehöre auch eine vernünftige Wirtschafts- und Währungspolitik dazu. Denn dadurch, dass die chinesische Währung an den Dollar gekoppelt sei, und dieser in den letzten drei Jahren um 30 Prozent abgewertet wurde, sei natürlich auch die Chinesische Ware um 30 Prozent billiger geworden.

Und auch wenn der Yuan an einen Währungskorb gekoppelt sei, aufgewertet wurde das chinesische Geld um zwei Prozent. Die Textil-Importquoten seien dringend notwendig, aber zehn Jahre zu spät, erklärt Dietmar Hefel von Hefel Textil. Europa müsse mehr Vertrauen in den Binnenmarkt aufbauen. Er könne sich befristete Schutzzölle vorstellen.

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