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Teure Lebensmittel: Der Handel will nicht Schuld sein

Bregenz - Die Öffentlichkeits- und Marketingchefin der Spar Vorarlberg, Doris Feurstein, wehrt sich gegen den Vorwurf, dass Einzelhandelsunternehmen für die Lebensmittelverteuerung Schuld seien.

“Der Handel verwahrt sich gegen die Unterstellung, dass der größte Teil der bei Lebensmitteln vor allem im zweiten Halbjahr 2007 verzeichneten Teuerung bei den Handelsketten hängen blieb. Auch ist nachgewiesen und belegbar, dass wir die im Zuge des EU-Beitrittes eingetretene Verbilligung von Lebensmitteln sehr wohl an die Verbraucher weiter gegeben haben. Wer anderes sagt, patzt uns offensichtlich wider besseren Wissens an.”

So reagierte die Öffentlichkeits- und Marketingchefin der Spar Vorarlberg, Doris Feurstein, auf Äußerungen von Landwirtschaftskammer-Präsident Josef Moosbrugger im “VN”-Bericht vom Donnerstag (“Essen ging ordentlich ins Geld”). Moosbrugger hatte darin geklagt, dass für die Erzeuger/Bauern von dem von den Konsumenten entrichteten Mehrpreis quasi nur ein Almosen bleibe, während die Verarbeiter mehr und der Handel am meisten einstreiften.

Laut Feurstein kann sich der Handel schon deshalb keine unangemessenen Spannen erlauben, weil “der extrem harte Wettbewerb gerade im Lebensmittelgeschäft solches nie zuließe. Es sind nur marktkonforme, sprich: seriös kalkulierte Preise durchsetzbar, ein Kaufmann hat bei seiner Kundschaft ausgespielt, sobald sein Preis-Image als nicht stimmig empfunden wird”. Auch deshalb werde mit Lieferanten sehr hart verhandelt, um vor der Kundschaft bestehen zu können.

Der Geschäftsführer der Handelssparte in der Wirtschaftskammer, Dr. Manfred Fiel, weist darauf hin, dass bei Lebensmitteln zwischen Erzeuger- und Verbraucher(end)preis mehrere Be- und Verarbeitungsstufen liegen sowie eine immer kostenintensivere Logistik. “Bis hier Dinge wie Energiepreis, Transportkosten (Roadpricing), Lohnrunde und andere Komponenten zugerechnet sind, ist man vom Erzeugerpreis schon weit entfernt. Kommen dann noch andere preistreibende Faktoren hinzu – von Missernten über massive Nachfragesteigerungen in Märkten wie China oder Indien bis hin zu saisonalen Schwankungen z. B. bei Obst/Gemüse – so ist der Verbraucher- vom Erzeugerpreis erst recht entkoppelt”, zeigte Fiel das komplizierte Wertschöpfungsgefüge auf.

Die rund um den EU-Beitritt vermeintlich nicht weitergereichten Preisvorteile konterten Fiel und Feurstein mit konkreten Beispielen. „Ein Viertel frischer Rahm hat sich von 19.80 auf 9.90 Schilling verbilligt, bei Sauerrahm betrug der Preisnachlass 28, bei Salz 30, bei Butter oder z. B. Kindermilchschnitten 20 Prozent. Im übrigen besagt ja auch die von Moosbrugger zitierte Studie, dass der Lebensmittelpreisindex nur gut halb so kräftig zulegte wie die Verbraucherpreise insgesamt“, betonten Feurstein und Fiel.

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