Man kanns kaum mehr sehen: An jedem Messestand lacht einem mindestens ein Gerät entgegen, das exakt so aussieht wie Apples iPhone. Wenn Samsung den Touchscreen als die Neuerung für 2009 verkauft, so ist nüchtern festzustellen, dass Apple – wie immer bleibt man der Branchenmesse dezent fern – dies bereits 2007 auf den Markt gebracht hat. Vor zwei Jahren. Wo sind also die wahren Neuerungen?
Am Stand der japanischen Mobilfunkfirma NTT Docomo beispielsweise. Und die freundlichen Damen und Herren führen dem teils verständlislos bis fasziniert blickenden Rest der Welt vor, was im Land der aufgehenden Sonne alles per Handy funktioniert. Dass man anstelle eines Fahrscheins in Tokios Metro sein Handy an einen Sensor halten kann, hat sich mittlerweile herumgesprochen. Die berührungslose Bezahlfunktion in den japanspezifischen UMTS-Handys nutzen mittlerweile Millionen – weils so bequem ist: Zum Sensor hinhalten, bezahlt. Dass dies erst der Anfang ist, zeigt sich, wenn Docomo-Mitarbeiter am Messestand übers Handy ihren Videorekorder in der Wohnung am anderen Ende der Welt programmieren oder nächträglich die Haustüre abschließen. Der PUCC getaufte Standard ermöglicht, dass Lichtschalter, Videokameras, Videorekorder oder Türschlösser mit dem Handy kommunizieren können.
Weg von der Technik
Wir tun alles, dass man das Handy nicht mehr als Telefon, sondern als persönlichen Concierge sieht”, erklärt uns Frau Minobe beim Standbesuch freundlich. Und so sieht sich NTT Docomo nicht mehr als Mobilfunk-, sondern als Lifestyle-Provider. Schließlich ist die Technik-Firma für ihre Kunden nur der Schlüssel zu Theaterkarten, Nachrichten in der U-Bahn – oder einem bequemeren Leben.
Dieses Selbstverständnis, für den Kunden Lösungen zu bieten, haben nur die Japaner so umfänglich umgesetzt. Der Rest der Branche stellt in den Messehallen am Fuß des Montjuïc Handys oder Dienstleistungen vor – und lenkt mit tollen 3D-Menüs davon ab, dass man von Bedürfnissen und Wünschen der Menschen eigentlich meilenweit entfernt ist.