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Teil der Covid-19-Vakzine könnte aus Österreich kommen

Das NÖ-Biotech-Unternehmen Polymun ist an einem am weitest vorgeschrittenen Projekt beteiligt.
Das NÖ-Biotech-Unternehmen Polymun ist an einem am weitest vorgeschrittenen Projekt beteiligt. ©APA
Mehr als 170 Biotech-Unternehmen liefern sich weltweit ein Rennen um Covid-19-Impfstoffe. An einem der derzeit weltweit am weitesten vorangekommenen Projekte - von Pfizer und dem Biotechnologie-Unternehmen BioNTech - ist die Klosterneuburger Polymun beteiligt.
Pfizer, BioNTech und Polymun arbeiten zusammen
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Sie stellt wichtige Teile für die Kandidatimpfstoff-Dosen für die klinischen Studien samt der bereits angelaufenen Phase-III-Studie her.

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Dies erklärten der Chef des US-Pharmaherstellers Pfizer, Albert Bourla, BioNTech-CEO Ugur Sahin und Polymun-Geschäftsführer Dietmar Katinger. "Wir gehören weltweit zu den größten Impfstoffherstellern und sind auf diesem Gebiet schon seit Jahrzehnten tätig. Mit BioNTech arbeiten wir seit 2018 an einem mRNA-Impfstoff gegen die Influenza. Als im Februar dieses Jahres klar wurde, dass sich der neu identifizierte SARS-CoV-2-Virusstamm zu dem entwickeln könnte, was wir heute als Covid-19-Pandemie kennen, haben wir uns mit BioNTech auch für eine Coronavirus-Schutzimpfung zusammengetan und das Projekt priorisiert", sagte Pfizer-CEO Bourla am Dienstag im Rahmen eines Kurzbesuches beim NÖ Biotech-Unternehmen Polymun, das aus den Forschungen von BOKU-Biotech-Pionier Hermann Katinger hervorgegangen ist und jetzt von seinem Sohn, Dietmar Katinger, geleitet wird.

Entscheidung fiel rasch

Die Entscheidung fiel sehr rasch. Ugur Sahin, CEO der deutschen BioNTech, die zahlreiche Entwicklungsprojekte für Arzneimittel (z.B. Onkologika) und für Vakzine auf der Basis von mRNA und anderen Technologien verfolgt: "Die Vereinbarung mit Pfizer zum Covid-19-Projekt war schnell und eher formlos geschlossen. Wir haben zunächst 20 Impfstoffkandidaten entwickelt und getestet, die eine Infektion mit dem Virus verhindern sollen. Die präklinischen Tests erfolgten an Mäusen und Rhesusaffen. In der klinischen Phase II/III (Wirksamkeit, Sicherheit in großem Stil; Anm.) ist seit Juli unser Leitkandidat BNT162b2."

Es handelt sich dabei um bereits für die Expression von SARS-CoV-2 geeignete Virus-Erbsubstanzbruchstücke. "Diese mRNA führt zur Produktion des ungefährlichen, gesamten Spike-(S-)Proteins des Coronavirus in menschlichen Zellen. Diese RNA-Stücke sind 3.800 Basenpaare lang und bestehen aus rund 1.200 Aminosäuren", erklärte Sahin. In einer klinischen Untersuchung der Phase I/II zeigte sich nach zwei Injektionen des Impfstoffkandidaten im Abstand von 21 Tagen eine stärkere Immunantwort als bei Personen, die eine SARS-CoV-2-Infektion "natürlich" bekommen und überstanden haben. "Wir wollen eine stärkere und länger anhaltende schützende Immunantwort bei den Geimpften erzeugen."

Vorteile der neuen mRNA-Impfstoffe

Bei mRNA-Impfstoffen gibt es vom Prinzip her mehrere Vorteile. "Die Vakzine wird in einen Muskel injiziert. Körpereigene Zellen produzieren dann selbst das Virus-S-Protein, gegen welches das Immunsystem eine schützende Antwort erzeugt. Man braucht keine Antigene in Zellkulturen etc. erzeugen, es kann zu keinen Verunreinigungen kommen", erklärte der Experte, der sich seit 1998 mit der RNA-Technik beschäftigt und vor der Gründung von BioNTech an der Universität Mainz gearbeitet hat.

Doch für einen Impfstoff muss die mRNA in geeignete Transportvehikel verpackt werden. Hier kommt Polymun ins Spiel. "Wir beherrschen die Erzeugung von Liposomen bzw. Lipid-Nanopartikeln mit GMP- (pharmazeutischer; Anm.) Qualität. Wir können die Produktion vom Labor in größere Mengen für die industrielle Impfstoffproduktion überführen", sagte Dietmar Katinger.

Je nachdem, wie diese Lipid-Nanopartikel an der Oberfläche konstruiert sind, verhalten sie sich unterschiedlich. Sahin: "Für den Covid-19-Kandidatimpfstoff haben wir Lipid-Nanopartikel gewählt, die eine Wanderung aus den Muskelzellen in Lymphknoten begünstigt. Dendritische (Antigen-präsentierende; Anm.) Zellen präsentieren dann das entstandene S-Protein dem Immunsystem. Wir haben in den bisherig veröffentlichen frühen Daten sowohl eine starke Antikörperreaktion der B-Zellen als auch die Entstehung von spezifischen CD4-positiven und von CD8-positiven T-Zellen beobachtet. Die CD4-Zellen begünstigen eine schützende Immunantwort, die CD8-Zellen bleiben lange im Blut und hemmen die Vermehrung des Virus in infizierten Zellen."

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(APA)

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