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Technik fördert Einsamkeit

Technik fördert Einsamkeit.
Technik fördert Einsamkeit. ©dpa
Jeder sitzt mit der gleichen Technik, aber oft einsam, bei der Arbeit oder zu Hause. Früher haben wir mit der Arbeitstechnik gearbeitet, aber daheim uns dann mit anderen Sachen beschäftigt. Heute arbeiten wir zum Großteil mit den gleichen Geräten – ob zu Hause oder im Büro. Wir beanspruchen immer die gleichen Hirnregionen. Wir fokussieren unsere Wahrnehmung auf die Arbeitstätigkeit, sodass die Selbstkontrolle entfällt. Wir registrieren dann oft nicht schon kleinste Warnsignale unseres Körpers. Wir trinken zu wenig, machen keine rechtzeitigen Pausen, achten nicht auf unsere Arbeitshaltung und unsere Arbeitsumgebung, denn das fatale ist, Technik wird nicht müde, der Mensch jedoch schon.

Multitasking richtet Schaden an

Multitasking deoptimiert unsere Arbeitsabläufe. Wir können zwei Tätigkeiten nur dann gleichzeitig machen, wenn eine davon automatisiert ist. Das Nachverfolgen von Bedeutungsinhalten ist aber nicht automatisierbar. Wir können also nicht gleichzeitig ein Buch lesen und eine Unterhaltung führen. Wer das versucht, schafft in der gleichen Zeit nicht mehr, sondern weniger. Die New York Times veröffentlichte einen Produktivitätsverlust von Multitaskingversuchen, den die amerikanischen Wirtschaft dadurch erleidet, von jährlich 650 Milliarden Dollar.

Was kann man tun?

Wir müssen einen adäquaten Umgang mit technischen Hilfsmitteln wieder erlernen. Menschen können mit der zunehmenden Geschwindigkeit des erhöhten Informationsaustauschs kaum noch mithalten. Das beliebte Kommunikationsmittel gibt heute quasi den Arbeitsrhythmus vor. Alle paar Minuten trudeln neue Nachrichten ein, Menschen können mit der Taktfrequenz kaum noch Schritt halten. Reflexartig werden Postfächer im Minutentakt überprüft, jede aufpoppende neue Mail zumindest aus dem Augenwinkel überflogen. Die ständigen Unterbrechungen führen zu Konzentrationsproblemen und wirken sich auf die Produktivität aus.

Durch die Nutzung von Smartphones verschwimmen zusätzlich die Grenzen zwischen Job und Privatleben. Für viele ist es heute schon selbstverständlich, dass es zwischen der E-Mail während der Arbeitszeit und der nach Dienstschluss keinen Unterschied gibt. Mit dem Handy in der Hand werden auch beim After-Work-Bier noch E-Mails gelesen, kommentiert und weitergeleitet.

Bewusstes Abschalten

• Planen Sie handyfreie und laptopfreie Zeiten ein.
• In Phasen des konzentrierten Arbeitens sollten Outlook und Co. einfach geschlossen werden, um der verlockenden Ablenkung durch eine neue aufblinkende Mail zu entgehen.
• Handy aus dem Schlafzimmer – einen eigenen Schlafzimmerwecker besorgen!
• Sprechstunden einführen, um konzentriertes Arbeiten zu ermöglichen.
Für ein adäquates Stressmanagement muss man auch nicht immer gleich zum Psychotherapeuten oder zur Ärztin laufen. Oft reichen ein paar Coachingeinheiten, um das Bewusstsein für den gesundheitsförderlichen Umgang mit der Technik in den Vordergrund zu stellen.

Die Verfasserin Lisa Tomaschek-Habrina ist Leiterin der origo-Gesundheitszentren GmbH in Wien und bloggt auf der unabhängigen Meinungsplattform fischundfleisch.at, wo man mitreden und eigene Beiträge zu Themen aller Art verfassen kann. Vienna Online ist Kooperationspartner.

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