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Tödlicher Schuss auf Räuber beschäftigt Trafikanten-Branche

Spurensicherung untersucht Tatort in Wien-Leopoldstadt
Spurensicherung untersucht Tatort in Wien-Leopoldstadt ©APA
Der tödliche Schuss eines Wiener Trafikanten auf einen Räuber beschäftigt die Tabakverkäufer-Branche: "Die Vorgehensweise ist natürlich keine, die ich Kollegen empfehlen würde", sagte Peter Trinkl, Bundesobmann der Sparte in der Wirtschaftskammer.
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Obwohl solch ein Handeln ein “abschreckendes Moment” enthalte, “ist unsere Empfehlung, es geschehen zu lassen, gut zu beobachten und die Verfolgung der Polizei zu überlassen”. Andere Vertreter des Gewerbes mit rund 850 Unternehmen in Wien zeigten Verständnis und Mitgefühl für den betroffenen Trafikanten.

“Die Empfehlung gibt man, aber was man dann wirklich macht?”, so Karl Mick, stellvertretender Obmann der Wiener Sparte, über die üblichen Verhaltensratschläge bei Überfällen. “Man weiß nicht, wie man reagiert.” Er gehe davon aus, dass der Trafikant in der Leopoldstadt aus Angst von der Waffe Gebrauch gemacht habe. “Gott sei Dank ist dem Kollegen nichts passiert”, meinte Mick weiter. “Das Mitleid mit dem Täter hält sich in Grenzen.”

Eine Bewaffnung sei in der Branche jedenfalls nichts Neues oder eine Reaktion auf zunehmende Überfälle. “Es gibt schon lange Trafikanten, die einen Waffenpass oder eine Waffenbesitzkarte haben”, erklärte der Obmann-Stellvertreter. “Nur wird das nicht an die große Glocke gehängt. Wenn wer eine Waffe hat, wird das nicht so besprochen.” Trafikanten seien jedenfalls eine gefährdete Berufsgruppe, er selbst sei in seiner 25-jährigen Berufslaufbahn bisher zweimal ausgeraubt worden, betonte Mick. Seiner Erfahrung nach seien die Überfälle “nicht weniger geworden, eher das Gegenteil”.

Als “tragische Geschichte” beurteilte Peter Ruschka, Obmann der Wiener Standesvertreter, den tödlichen Schuss. “Sicherheit ist bei den Trafikanten immer ein Thema. Es kommen leider immer wieder solche Geschichten vor, weil die Leute glauben, dass viel zu holen ist.” Dabei gebe es in den Tabakgeschäften keine hohen Geldsummen. “Im Grunde sind geringe Bargeldmengen im Verkehr, immer mehr wird mit der Karte bezahlt”, betonte auch Trinkl.

Um die Situation zu verbessern, biete man gemeinsam mit der Polizei Schulungen an, in denen Verhaltenstipps für den Ernstfall gegeben werden. Und diese lauten, so Ruschka, Geld herzugeben und keine Gegenwehr zu leisten. “In so einer Situation von einer Waffe gebraucht zu machen, ist wenig sinnvoll”, betonte Ruschka. “Das Geld kann man ersetzen, ein Menschenleben nicht.”

Neben der “guten Zusammenarbeit” mit der Polizei setzen die Wiener Trafikanten vor allem auf Videoüberwachung: Seit dem Frühjahr bzw. Sommer 2009 existiert laut Mick ein Abkommen mit der Datenschutzkommission gemäß dem – anhand eines Mustervertrags – die Installation von Kameras im Schnitt binnen drei Wochen genehmigt wird. “Videoanlagen, die der Norm entsprechen, kann jeder haben”, so Mick. Rund ein Drittel der 850 Wiener Trafikanten hätte bereits zu solchen Überwachungsmaßnahmen gegriffen. Ziel sei es nun, eine Förderung von staatlicher Stelle zu erhalten.

Viele Tabakgeschäfte hätten zudem bereits mit der Polizei oder Sicherheitsdiensten verbundene Alarmanlagen, erklärte Mick. Kommt es zu einem Überfall, vermittle die Innung den Opfern bei Bedarf eine psychologische Betreuung, die von der Sozialversicherung finanziert wird.

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