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Tausende Serben protestieren gegen Regierung

Mehrere tausend Menschen haben sich am heutigen Mittwoch einem von den führenden Gewerkschaften in Belgrad veranstalteten Protest gegen die Regierungsmaßnahmen angeschlossen.

Die Demonstranten marschierten durch das Zentrum der Hauptstadt und
machten ihrem Unmut vor dem Parlament, dem Regierungsgebäude und der
Privatisierungsagentur kund. Der Verkehr im Stadtzentrum war durch
den Protest für mehrere Stunden lahmgelegt.

Das Kabinett von Premier Mirko Cvetkovic habe nichts getan, um die
Wirtschaft zu entlasten und die Produktion anzukurbeln, betonte
Ljubisav Orbovic, Chef des Bundes der Selbstständigen Gewerkschaften
(SSS). Für die Rezession in Serbien sei nicht die internationale
Wirtschaftskrise verantwortlich. Gegenwärtig sei man mit den Folgen
der heimischen, jahrelangen Krise konfrontiert, unterstrich der
Gewerkschaftschef. “Die unhaltbaren und in aller Eile gefassten
Maßnahmen sind nur ein Beweis dafür, dass es keine Strategie für den
Ausweg aus zahlreichen Problemen gibt.”

Zum Protest vor der Zentrale der einst staatlichen Gewerkschaften
im engsten Stadtzentrum Belgrads waren nach Angaben der Veranstalter
rund 5.000 Anhänger aus dem Landesinneren angereist. Ihr Protest war
nicht nur gegen die Sparmaßnahmen der Regierung ausgerichtet, die
zunächst vor allem Beschäftigte im Verwaltungsapparat treffen würde,
sondern auch gegen den Privatisierungsprozess.

Kritisiert wurden insbesondere der Verkauf staatlicher Unternehmen
an heimische “Neureiche”, darunter auch Menschen aus der Unterwelt.
Manch einer von ihnen habe die Privatisierung nur zur Geldwäsche
genutzt. “Wir verlangen, dass man viele bisherige Privatisierungen
erneut unter die Lupe nimmt und ein Modell zur Wiedergutmachung der
Fehler findet”, sagte Orbovic. Vor allem solle aber die Last der
Krise gleichmäßiger verteilt werden.

Als “schrecklich” bezeichnet die 45-jährige Biserka die Situation
in ihrem Unternehmen “Nitex” im südserbischen Nis, in welchem sie
selbst seit Jahren arbeitet. Rund 700 Beschäftigte seien seit sechs
Monaten im Streik. Ihr Monatsgehalt habe sich im Vorjahr gerade auf
300 Euro belaufen. “Es reichte gerade für das Brot”, erzählte die
45-jährige der APA. Nitex war vor zwei Jahren privatisiert worden.
Allerdings soll der neue Besitzer, einer der führenden heimischen
Geschäftsleute, auch noch weitere 40 Unternehmen landesweit besitzen.
Was er mit dem Unternehmen vorhabe, wissen die Beschäftigten nicht.

Schlechter könne er gar nicht mehr bezahlt werden, meinte Nenad
aus Aleksinac. Er ist in einem Kommunalbetrieb beschäftigt und
verdient monatlich gerade 150 Euro. Bei dem staatlichen
Nationaldienst für Beschäftigung waren Ende März 758.387 Arbeitslose
beschäftigt, um 30.000 mehr als im Dezember 2008.

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