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Take That sind zurück

Damals, vor zehn Jahren, da sah es so aus als werde es nie wieder ein Album von Take That geben. Robbie Williams ging im Streit und versuchte sich sehr erfolgreich als Solokünstler.

Die Anderen planten auf dem Höhepunkt ihrer Popularität ebenfalls eigene Platten. Jetzt ist der Clown und Rüpel Robbie einer der erfolgreichsten Entertainer der Welt und die vier restlichen Band-Mitglieder sind nach gescheiterten Solo-Karrieren wieder Take That.

Ihr Comeback-Album „Beautiful World“ klingt überraschend gut. Schöne Melodien mit Ohrwurm-Qualitäten, gefällig arrangiert, unverkennbar Take That. Die Spitzenplätze der Hitparaden sind zumindest für die nächsten Wochen sicher, ob die Rückkehr der einstigen Boygroup-Stars auch belastbar zu einem großen Erfolg wird, bleibt aber eine spannende Frage. Schließlich wagen sie sich in ein Geschäft zurück, in dem man nicht unbedingt nur für seine musikalischen Qualitäten belohnt wird – wie auch Take-That-Chef Gary Barlow bei seinen zwei Solo-Versuchen feststellen musste.

Sie sind auf ihre alten Fans angewiesen, denen sie vor zehn Jahren das Herz brachen. Denn Barlow (35), Mark Owen (32), Jason Orange (36) und Howard Donald (38) sind inzwischen in einem Alter, in dem auch ein einstiger Mädchenschwarm nicht mehr auf eine neue Fangemeinde in der minderjährigen Zielgruppe von Tokio Hotel hoffen kann.

So klingt auch die neue Musik etwas erwachsener und ruhiger als die Hitalben „Everything Changes“ und „Nobody Else“. Die schnellen Stücke mit weniger Drive und Wucht als einst bei „Relight My Fire“. Die Balladen ein wenig entspannter und dunkler als „Babe“ oder „Nobody Else“. Alles in allem hört man „Beautiful World“ gern. Das einzige Problem von Take That ohne Robbie bleibt letztlich das gleiche, das schon die einzelnen Karrieren der Bandmitglieder verhagelt hat: Das Nette-Burschen-Image und ein gewisser Mangel an Charisma. Es klingt manchmal als wäre in den Songs doch noch ein Platz freigehalten worden.

Die große Wiedervereinigung wurde vor einigen Monaten von einer ausführlichen TV-Dokumentation begleitet, aus der mehrere Bilder im Gedächtnis hängen bleiben. Da wären zum Beispiel die ersten Auftritte in engen Latex-Höschen in Gay-Clubs, symbolisch für die lange, harte Durststrecke am Anfang. Da ist das lange Warten auf Robbie Williams vor dem Kamin eines englischen Herrenhauses. Am Ende enttäuschte Gesichter, als es heißt: Nein, Robbie möchte doch nicht kommen, er schickt stattdessen eine Videobotschaft. Und da ist Gary Barlow, der im Musik-Wettstreit unterlegene Williams-Rivale, der mit Frau und Kind im Arm vor dem Konzertflügel im Wohnzimmer mit unüberhörbarem Triumph fragt, wer von den beiden denn eigentlich glücklicher sei.

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