Inspiration durch richtungsweisende Zukunftsbilder und -projekte zu schaffen – dies ist das Ziel des Festivals, das mit über 1.500 Teilnehmenden im Laufe der Woche zu den größten Bildungs- und Vernetzungsformaten im Vierländereck Österreich, Deutschland, Liechtenstein und der Schweiz zählt. Die Themen reichen diesmal von neuem Wirtschaften über eine Vision unseres Lebens im Jahre 2045 bis zu einem neuen Gesellschaftsvertrag für unsere gespaltenen Demokratien.
Seit 2003 laden die Tage der Utopie alle zwei Jahre renommierte internationale Expertinnen und Experten dazu ein, ihre Lösungsvorschläge zu brennenden gesellschaftlichen Fragen und globalen Herausforderungen zu präsentieren. Für jeden Abend vergibt das Festival eine Auftragskomposition an Musikschaffende. Die Vorträge und vertiefenden Dialoge im Zusammenspiel mit Neuer Musik schaffen ein einzigartiges Forum, in dem sich neue Perspektiven, bahnbrechende Erkenntnisse und innovative Wege eröffnen. So wird das Festival für eine gute Zukunft vom 6. bis 12. April 2005 wieder zahlreiche Interessierte aus nah und fern in anregenden Austausch bringen und Götzis in Vorarlberg für eine Woche zu einem Brennpunkt sinn- und zukunftsstiftender Auseinandersetzung machen.
„Eine Woche lang Begegnung mit Zukunftsbildern, Musik und Menschen, die wagen und ausprobieren“, so lautet die Kurzcharakterisierung des Festivals von Hans-Joachim Gögl, der fürs Format und Programm verantwortlich zeichnet und die Tage der Utopie zusammen mit Josef Kittinger, dem damaligen Leiter von Arbogast, vor über 20 Jahren gegründet hat. Das damals gemeinsam entwickelte, außergewöhnliche Veranstaltungsformat bewährte sich prompt und entwickelte sich zu einem der gefragtesten und angesehensten im Vierländereck – Ö, D, CH und LIE – mit zuletzt über 1.500 Teilnehmenden.
Lösung statt Problem
Ausgezeichnet mit dem Österreichischen Staatspreis für Bildung und Innovation, vereint das Festival eine Vielfalt an Themen wie auch an Teilnehmenden – von Wirtschaftstreibenden bis zu sozialen Entrepreneuren und von der Kreativbranche bis zum Bildungswesen – was den multiperspektivischen Austausch fördert. Positiv zum Tragen kommt dabei ein Grundprinzip, das Gögl nennt: „Die Tage der Utopie richten den Blick auf Lösungen. Sie orientieren sich an Ressourcen und Möglichkeiten, nicht am Defizit.“ Dabei sind zahlreiche der vorgestellten Zukunftsbilder bereits bestehende Projekte bzw. Unternehmungen, wie er betont. Sich mit der schöpferischen Energie vor Ort zu verbinden, macht für ihn die Atmosphäre des Festivals aus.
Zukunftsentwürfe und Vorzeigeprojekte, die Zuversicht schaffen
Das Themenspektrum der Tage der Utopie 2025 reicht von konkreten neuen Strategien des Arbeitens und Wirtschaftens über ein Musterbeispiel zukunftsweisender Landwirtschaft bis zu einer neuen Art politischen Kommunizierens. So wird die neuropolitische Philosophin Liya Yu neue Wege aus Populismus und Polarisierung aufzeigen. Der systemische Organisationsentwickler Simon Berkler stellt die Vorteile des Wirtschaftens vor, bei dem sich menschliche und ökologische Systeme wechselseitig verstärken. Und die Transformationsexpertin Stella Schaller, Mitautorin des spektakulären Buches Zukunftsbilder 2045, wird zu einer Zeitreise einladen, die unser Leben in regenerativen Städten und Dörfern der nahen Zukunft eindrucksvoll porträtiert. Auch die Vorträge der weiteren Vordenkerinnen, Praktiker und Visionäre werden jeweils um 19 Uhr in der Kulturbühne AMBACH gehalten.
Die jeweils am Folgetag mit der bzw. dem Vortragenden stattfindenden Dialoge laden von 09.15 bis 12.30 Uhrwie üblich ins Bildungshaus Arbogast zur vertiefenden Erörterung. Ein ebenso geschätzter Programmpunkt sind die morgendlichen Meditationen ab Dienstag bis Samstag jeweils von 07.30 bis 08.00 Uhr in der Kapelle Arbogast. Die Philosophin Ariadne von Schirach wird dabei berühmte Texte zur Lebenskunst von Seneca, Epikur oder Mascha Kaléko vortragen – im Wechselspiel mit Improvisationen von Saxophonist Robert Bernhard, der für sein breites Repertoire an Stilrichtungen bekannt ist. Seit Anbeginn der Tage der Utopie fungiert er als Tonmeister aller Musikaufnahmen, die im Musikarchiv gratis gestreamt werden können. Die Auftragskompositionen international renommierter Musikschaffender vor jedem Vortrag sowie Improvisationen im Anschluss daran sind bekanntlich ein prägendes Element des Festivals – als die Fantasie freisetzendes Zusammenspiel von Utopie und Musik.
Musik aus dem Morgenland – und zum Ausklang Zukunftsversprechen der Region
Der diesjährige Artist-in-Residence ist David Bergmüller, einer der innovativsten Lautenisten der Gegenwart. Er verbindet historische Tradition mit zeitgenössischer Interpretation und eröffnet mit einem der ältesten europäischen Instrumente neue, überraschende Klangwelten. Für sein virtuoses und inspirierendes Spiel von Ensembles und Publikum weltweit geschätzt, wurde Bergmann mit dem Franz-Aumann-Preis beim H.I.F. Biber-Wettbewerb für Alte Musik ausgezeichnet. Das Album Alter Ego, eine Zusammenarbeit mit David Orlowsky, erhielt 2023 den Opus Klassik. Die musikalische Resonanz des Lautenisten auf die heurigen Vorträge darf mit Spannung erwartet werden. Sozusagen als thematischer Ausklang widmet sich der Abschlussabend am Samstag, den 12. April den Visionen, Prototypen und wegweisenden Projekten im näheren Umfeld des Festivals. „Es ist erstaunlich wieviel Innovation es in der Region gibt. Zu fast jedem der von internationalen Expertinnen und Experten vorgestellten Ansätze, findet man hier Vorreiter und erste Prototypen“, unterstreicht Hans-Joachim Gögl.
Die Vortragenden und Themen der Tage der Utopie 2025 in der Übersicht
Am Sonntag, den 6. April, um 10.30 Uhr wird zur Eröffnungsmatinee in die Kulturbühne AMBACH in Kooperation mit der Marktgemeinde Götzis geladen. Unter dem Titel ‚Die Erde hören – Für ein planetares Denken‘ erklärt die deutsche Philosophin Natalie Knapp anhand praktischer Beispiele und wissenschaftlicher Erkenntnisse, wie zu angemessenen Lösungen für den gesamten Planeten gefunden werden kann, indem wir unsere eigene Intelligenz mit den Fähigkeiten aller anderen Lebensformen zusammenzuschließen. Dem Vortrag mit umrahmender Musik folgt nachmittags von 15.00 bis 18.00 Uhr der vertiefende Dialog mit der Sachbuchautorin, die Gründungsmitglied des Berufsverbandes für philosophische Praxis, Dozentin der ZEIT Akademie, Leuphana Universität Lüneburg und des Netzwerks Ethik ist.
Am Dienstag, den 8. April, 19.00 Uhr referiert Simon Berkler zu ‚Organisationen, die die Spielregeln der Wirtschaft verändern‘. Der Organisations- und Managementberater ist Co-Founder des Unternehmens TheDive, das zu den Pionieren in den Bereichen New Work und Transformationsgestaltung zählt. Sein Vortrag widmet sich der Frage, wie man eine ganze Organisation so umbaut, dass sie nicht nur wirtschaftlich gesund ist, sondern sich auch um das Erhalten und Wiederherstellen unseres Lebensraums sorgt. Wie üblich am folgenden Vormittag, findet der vertiefende Dialog mit Simon Berkler am Mittwoch, den 9. April statt.
Der Vortrag am Mittwochabend, den 9. April steht unter dem Titel ‚Besuch aus dem Jahr 2045‘. Die Transformationsexpertin Stella Schaller wird veranschaulichen, wie Orte des gesellschaftlichen Lebens aussehen, wenn uns der sozial-ökologische Wandel gelingt. Aus der Zukunft berichtet die Zeitreisende Liliane Morgenthau, fiktive Protagonistin des Buches „Zukunftsbilder 2045 – Eine Reise in die Welt von morgen“, das mit fotorealistischen Abbildungen regenerativer Städte für Furore sorgte und dessen Mitautorin Stella Schaller ist. Sie ist auch Gründerin des gemeinnützigen Startups Reinventing Society in Berlin, in dem neue Ansätze für gesellschaftliche Veränderung erforscht und selbst erprobt werden.
Das Referat am Donnerstag, den 10. April trägt den programmatischen Namen ‚Mein Garten ernährt die Welt‘ und steht unter dem Motto ‚Zukunft der Landwirtschaft: gesunde Böden, gesunde Nahrung, gesunde Menschen‘. Der Biobauer und Unternehmer Alfred Grand zeigt auf 90 Hektar Fläche, wie Bodengesundheit im Zusammenspiel mit der Landschaft gelingt. Er produziert Regenwurmhumus und torffreie Bioerden und betreibt Österreichs ersten Forschungs- und Demonstrationsbauernhof als Teil des globalen Netzwerks Lighthouse Farms aus weltweit 14 Leuchtturmbetrieben. Grand ist auch Berater der EU-Kommission.
Am Freitag, den 11. April lautet der Vortrag ‚Neuropolitik – Neue Wege auch Populismus und Polarisierung‘. Die politische Philosophin Liya Yu verbindet Erkenntnisse aus der Hirnforschung mit Politikwissenschaft, um aktuelle Entwicklungen zu erklären und Lösungen zu finden: „Wir brauchen ein neuropolitisches Verständnis, wie unser universell menschliches Hirn in modernen hyperdiversen und hypermobilen Gesellschaften funktioniert“, verweist sie auf Auseinandersetzungen, basierend auf einem Wertediskurs, der an vielen Bürgerinnen und Bürgern kognitiv und emotional vorbei geht. Ihr Buch „Vulnerable Minds: The Neuropolitics of Divided Societies“ stellt diesbezüglich einen neuen Gesellschaftsvertrag vor.
Am Samstag, den 12. April werden bei den Tagen der Utopie 2025 ‚Acht wegweisende Visionen aus der Region‘ vorgestellt. Der abschließende Programmpunkt rückt visionäre Projekte, Prototypen und innovative Praxis in den Fokus. Als Präsentationsmethode wurde Pecha-Kucha gewählt, bei der die Vortragenden ihr Thema mit 20 Folien à 20 Sekunden vorstellen. Prägnant und informativ bietet sich ein erster Überblick, wobei im Anschluss alle Sprecherinnen und Sprecher an Stehtischen zum Austausch laden. Der bunte Reigen reicht vom ‚Canale Grande Vorarlberg‘ als Vision eines renaturierten Flusslaufs durchs Rheintal über den ‚Pop.up.Dorfplatz‘ in Hittisau als Verwandlung eines Parkplatzes zum Ort der Begegnung bis hin zur ‚KI – Du sollst nicht lügen!‘ als ethischer Hightech-Export aus dem Montafon – um nur drei der allesamt höchst inspirierenden Beispiele zu nennen.
Einladung zur philosophischen Ambulanz – wie auch zum utopischen Urlaub
Im Rahmen eines neuen Formats lädt die Philosophin Ariadne von Schirach in die persönliche Sprechstunden zu lebenskünstlerischen Fragen. Zu den Öffnungszeiten der Philosophischen Ambulanz am Mittwoch, den 9. und Donnerstag den 10. April gibt sie in 20-minütigen Impulsen Antworten auf persönlichen Fragen aus philosophischer Perspektiv – jeweils um 14 Uhr, 14.20 Uhr, 14.40 Uhr und 15.10 Uhr. Um Anmeldung mit Datum und Uhrzeit unter office@tagederutopie.org wird gebeten, wobei der Eintritt frei ist. Wer sich gleich ein ganzes Bündel an Anregungen und Zukunftsbildern aus unterschiedlichen Perspektiven sowie Begegnungen und Austausch mit spannenden Persönlichkeiten gönnen will, bucht am besten die ganze Woche. Mit dem Bildungshaus St. Arbogast und seinem schönen Umfeld empfängt ein wunderbarer Ort, um sich gegenüber der Zukunft und ihren Chancen zu öffnen.
Die Gelegenheit beim Schopfe packen, gilt auch für die Junge Utopie: Unter 26 ist der Eintritt zu allen Abendvorträgen frei! Zudem gibt es etliche Kooperationen mit Bildungsinstitutionen im ganzen Land sowie Wildcards für Jugendliche zu den vertiefenden Dialogen. „Die Tage der Utopie sind ein Ort der Inspiration und des Austausches. Hier findet man Vorschläge, keine Rezepte. ChatGPT kann uns nicht sagen, wie wir Wandel gestalten wollen“, so Gögl.
Weitere Infos und die Mail-Kontaktadresse für die Anmeldung auf: www.tagederutopie.org. Es gilt das Prinzip ‚first come, first serve‘, weshalb sich eine frühzeitige Anmeldung empfiehlt.