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"Täuschungen der Fantasie" im Volkstheater Wien

Schottenberg wie er leibt und lebt
Schottenberg wie er leibt und lebt
"Täuschungen der Fantasie" lautet das Motto der zehnten und letzten Spielzeit von Michael Schottenberg als Direktor des Volkstheater Wien. Die Saison 2014/15 ist gleichzeitig auch eine Jubiläumssaison zum 125. Geburtstag des Hauses. Acht Produktionen stehen im Haupthaus auf dem Spielplan, den Schottenberg am Mittwoch vorstellte. Den Schlusspunkt der Ära Schottenberg setzt ein Kurzstück-Abend.


Der 125. Geburtstag des Wiener Volkstheaters am 14. September 2014 wird mit einem Tag der offenen Tür, der Präsentation eines Jubiläumsbuchs, das 125 Antworten auf die Frage “Was soll das Volk im Theater?” geben will, und der Eröffnungspremiere von Thomas Schulte-Michels’ Inszenierung der Aristophanes-Komödie “Die Vögel” gefeiert, in der 25 Komparsen das gefiederte Volk geben werden.

“Wir wollen den Täuschungen der Fantasie und der Wirklichkeit in ganz unterschiedlichen Zusammenhängen nachspüren”, meinte Schottenberg, der selbst gleich dreimal inszenieren wird: “Die sieben Todsünden” von Weill / Brecht (eine Koproduktion mit den Vereinigten Bühnen Wien und einem großen Orchester unter der Leitung von Milan Turkovic), Lot Vekemans’ im Vorjahr bei den Wiener Festwochen gezeigtes Stück “Gift. Eine Ehegeschichte” mit Andrea Eckert und Günter Franzmeier, sowie Shakespeares Komödie “Ein Sommernachtstraum”, das “ein Fest der Sinne werden soll. Damit vertschüss ich mich.”

Dass er zwar proklamiere “Volkstheater bedeutet Vielfalt”, jedoch drei der acht Produktionen selbst inszeniere, begründete Schottenberg auf Nachfrage so: “Ich bin ein vielfältiger Mensch.” Scherzhafter Nachsatz: “Ursprünglich wollte ich überhaupt alle Inszenierungen der kommenden Saison selbst machen…”

Weitere Vielfalt bringen Elias Perrig (er inszeniert Dürrenmatts “Die Physiker”), Stephan Müller (seine sechste Volkstheater-Regie gilt Feydeaus “Floh im Ohr”) und Robert Alföldi ein. Der ehemalige Intendant des ungarischen Nationaltheaters soll bei seiner Inszenierung von Julius Hays Krimi-Drama “Haben” (“Die Wiederentdeckung eines großen Volksstücks”) auch die heutige politische Situation in Ungarn beleuchten, hofft der Direktor und ist sich sicher: “Alföldi hat etwas zu sagen!”

Der “Volkstheater!” genannte Abend mit Kurzstücken soll “ein kühner Ritt durch die österreichische Dramatik des 20. und 21. Jahrhunderts” werden: “Damit verabschiedet sich das Ensemble.” Die Spielstätte Hundsturm, wo seit der Eröffnung im Jänner 2013 13.000 Besucher gezählt wurden, soll nach Möglichkeit so wie bisher weitergeführt werden. “Der Hundsturm bellt laut”, meinte Schottenberg. Das Programm von “Volkstheater in den Bezirken” wird dagegen aus Kostengründen nur noch vier statt fünf Produktionen touren lassen (die Abonnenten erhalten dafür zwei statt eine Produktion im Haupthaus angeboten). Der 70. Geburtstag von Peter Turrini wird nicht nur mit der Außenbezirks-Produktion “Josef und Maria”, sondern auch mit einer “Rozznjogd” im Schwarzen Salon gefeiert.

Die bisherige Saison-Auslastung (Schottenberg: “Die Auslastungszahlen interessieren mich nicht. Glauben Sie keiner einzigen Auslastung! Sie sind alle frisiert!”) liege “auf dem Niveau des Vorjahres”, sagte der kaufmännische Direktor Cay Stefan Urbanek, und bezifferte sie auf Nachfrage mit 73 Prozent. Im Vorjahr hatte sie zum gleichen Zeitpunkt allerdings 78 Prozent betragen. Bis zum Ende der Spielzeit werden insgesamt rund 210.000 Besucher erwartet.

Zum Ende der Saison 2014/15 wird Direktor Schottenberg insgesamt 158 Produktionen gezeigt haben, davon 41 Uraufführungen und 40 österreichische und deutschsprachige Erstaufführungen. Was er nach seinem Abschied vom Volkstheater machen werde, wisse er noch nicht, sagte Schottenberg. “Ich habe keine konkreten Pläne.” Noch während der Pressekonferenz erhielt er ein Angebot seiner scheidenden Chefdramaturgin Susanne Abbrederis, die in der kommenden Saison Leiterin des Wuppertaler Schauspiels wird. “Wenn er um kleines, zartes Geld an die Wupper kommt, ist er herzlich eingeladen.”

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