Österreichs große Hoffnungen auf eine Medaille in der Super-Kombination der Herren sind Montagvormittag früh im Schnee der “Face de Bellevarde” in Val d’Isere begraben worden, Benjamin Raich verpasste ein Tor und fiel in der Abfahrt aus. Die Medaillenfavoriten nach dem Speed-Teilbewerb und vor dem Slalom sind der führende Norweger Aksel Lund Svindal, der US-Amerikaner Bode Miller (2./+0,04) und allen voran Slalom-Spezialist und Lokalmatador Jean-Baptiste Grange (4./1,10) aus Frankreich. Der Salzburger Marcel Hirscher (+2,43) und der Tiroler Romed Baumann (1,75) haben Außenseiterchancen.
Alles hatte im rot-weiß-roten Lager auf Raich geschaut, zum “Retter der Nation” wollte man ihn machen – doch nun ist die Gefahr groß, dass Österreichs alpine Ski-Herren auch nach dem dritten WM-Bewerb noch ohne Medaille dastehen werden. “Romed und Marcel haben aber gute Chancen auf eine Medaille”, gab aber auch Raich die Hoffnung noch nicht auf. Er selbst war vor dem Ausfall gut unterwegs gewesen, hatte dann aber eine zu enge Linie gewählt. “Ich habe einen Schlag erwischt, und dann ist es sich nicht mehr ausgegangen”, erzählte er und meinte enttäuscht: “Ich habe mir schon einiges ausgerechnet, aber da musst halt ins Ziel fahren und das habe ich nicht geschafft.”
Besser erging es am Montag Hirscher, auf dessen jungen Schultern nun aus rot-weiß-roter Sicht viel Druck lastet, mit seiner Abfahrtsleistung war er zufrieden. “Cool, es ist besser als erwartet gelaufen. Die Wolken haben sich gelichtet und die anderen haben mehr drauf als ich”, sagte der 19-jährige WM-Debütant aus Annaberg nach dem Speedrennen, in dem er mehr als erwartet gezeigt habe. “Im Finale muss ich nun volles Risiko gehen. Jeder kocht mit gleichem Wasser, und auch dem besten Slalomfahrer kann ein Fehler passieren”, nimmt der Salzburger die Herausforderung an.
Eine gute Fahrt auf wegen Schlechtwetters im oberen Teil verkürzter Strecke legte Baumann hin. “Was ich mir vorgenommen habe, ist aufgegangen. Ich war aber überrascht, als ich im Ziel den Einser aufleuchten sah. Ich hatte oben eine Schrecksekunde, als ich einen Schlag nicht gesehen habe, das war ziemlich am Limit, es war sehr schwierig, im Kurs zu blieben”, meinte der 23-jährige Tiroler, der sich gleich darauf ins Hotel zurückzog und auf den Ergometer stieg, um das Laktat rauszubringen. Bei niedriger Watt-Zahl. “Hausfrauenradln halt”, meinte er. Abgeschrieben hat er die Medaille jedenfalls nicht. “Die Chance ist da. Im Slalom kann alles passieren.”
Bernhard Graf, der vierte Österreicher im Bewerb, hat 3,19 Sekunden Rückstand aufgerissen. “Bis zur letzten Zwischenzeit war ich sehr gut unterwegs, dann habe ich mit einem schweren Fehler bei einer scharfen Rechtskurve eine gute Ausgangsposition vergeben. Ich schätze, das hat eine Sekunde gekostet. Das ist sehr schade. Aber darüber muss ich nun nicht mehr nachdenken, sondern mich auf den Slalom konzentrieren. Ich werde mein Bestes geben”, meinte der 20-Jährige, der bei seinem WM-Debüt “total entspannt und voll konzentriert” gewesen sei.
Grange sprach nach “gutem Training” von einer “wirklich guten Leistung” und bestätigte: “Ja, ich bin Favorit”. Er müsse nun ruhig und fokussiert bleiben, denn der Tag sei lange. Svindal meinte: “Der Unterschied zur Spezialabfahrt war, dass heute alle die selben Bedingungen hatten. Im Slalom fühle ich mich leider sehr unsicher.” Der Slalom geht bei Flutlicht ab 17.00 Uhr in Szene.
Diese Herren starten nicht mehr im Slalom
Ted Ligety (USA) wurde in der Abfahrt disqualifiziert. Kucera (CAN), Fisher, Weibrecht (beide USA) und Zahrobsky (CZE) werden im Slalom nicht antreten.
Stand nach der Abfahrt:
1. Aksel Lund Svindal (NOR) 1:30,99
2. Bode Miller (USA) 1:31,03 +0,04
3. Adrien Theaux (FRA) 1:31,90 +0,91
4. Jean-Baptiste Grange (FRA) 1:32,09 +1,10
5. Andrej Jerman (SLO) 1:32,30 +1,31
6. Natko Zrncic-Dim (CRO) 1:32,59 +1,60
7. Kjetil Jansrud (NOR) 1:32,70 +1,71
8. Christof Innerhofer (ITA) 1:32,73 +1,74
9. Romed Baumann (AUT) 1:32,74 +1,75
10. Patrick Staudacher (ITA) 1:32,80 +1,81
11. Lars Elton Myhre (NOR) 1:32,89 +1,90
12. Silvan Zurbriggen (SUI) 1:32,94 +1,95
13. Krystof Kryzl (CZE) 1:33,00 +2,01
14. Niklas Rainer (SWE) 1:33,16 +2,17
15. Sandro Viletta (SUI) 1:33,21 +2,22
16. Peter Fill (ITA) 1:33,23 +2,24
17. Ted Ligety (USA) 1:33,34 +2,35 (DISQUALIFIZIERT)
18. Marcel Hirscher (AUT) 1:33,42 +2,43
19. Ales Gorza (SLO) 1:33,68 +2,69
20. Tin Siroki (CRO) 1:33,70 +2,71
21. Edward Drake (GBR) 1:33,71 +2,72
22. Thomas Mermillod Blondin (FRA) 1:33,88 +2,89
23. Julien Lizeroux (FRA) 1:33,92 +2,93
24. Alexander Horoschilow (RUS) 1:33,94 +2,95
25. Ivan Ratkic (CRO) 1:34,01 +3,02
26. Stephan Keppler (GER) 1:34,11 +3,12
27. Bernhard Graf (AUT) 1:34,18 +3,19
28. Jaroslav Babusiak (SVK) 1:34,26 +3,27
29. Erik Fisher (USA) 1:34,30 +3,31
30. Carlo Janka (SUI) 1:34,35 +3,36
31. John Kucera (CAN) 1:34,41 +3,42
32. Hans Olsson (SWE) 1:34,43 +3,44
33. Douglas Crawford (GBR) 1:34,49 +3,50
34. Stepan Zuew (RUS) 1:34,71 +3,72
35. Stefan Thanei (ITA) 1:34,90 +3,91
36. Paul Stutz (CAN) 1:34,91 +3,92
37. Ferran Terra (ESP) 1:35,21 +4,22
38. Andrew Weibrecht (USA) 1:35,31 +4,32
39. Rok Perko (SLO) 1:35,34 +4,35
40. Stefan Georgiew (BUL) 1:35,75 +4,76
41. Maciej Bydlinski (POL) 1:35,91 +4,92
42. Petr Zahrobsky (CZE) 1:37,30 +6,31
43. Nikola Chongarow (BUL) 1:37,45 +6,46
44. Stefan Jon Sigurgeirsson (ISL) 1:38,80 +7,81
45. Arni Thorvaldsson (ISL) 1:40,42 +9,43
Ausgeschieden in der Abfahrt u.a.: Benjamin Raich (AUT), Robbie Dixon
(CAN)