Surrealer Schelmenroman

Einen amüsanten Leseabend gab es für die Besucher der Buchpräsentation „012“, der am vergangenen Freitag in der Bibliothek des Stand Montafon stattfand. Daniel Wisser, einer Wiener Buchautor, der bereits etliche Preise für seine Bücher gewonnen hat, las aus seinem neuesten Werk diverse Passagen vor. Dabei handelt sich bei „012“ um einen Schelmenroman. Wer sich ein historisches Werk erwartete, schlug dabei jedoch fehl. Wie bei einem Schelmenroman üblich, spricht der Autor in seinem Werk auch immer wieder die Leser persönlich an. Dennoch ist der Roman in der heutigen Zeit angesiedelt. Allein die Idee ist aber überaus witzig.
„Einfrierung“
Der vor dreißig Jahren verstorbene Computerentwickler Erik Montelius bekommt ein zweites Leben. Als erster Patient weltweit wird er aus der kryonischen Konservierung geholt. Fortan sieht er sein Dasein nicht in Leben und Tod geteilt, sondern in erstes Leben, zweites Leben und Tod. Doch auch im zweiten Leben ist die Welt keine bessere: Seine Frau hat seinen Geschäftspartner geheiratet – der hat zudem Eriks Ideen geklaut. Die Menschen tragen Masken über Mund und Nase, wischen auf tragbaren Computern herum und haben die Visionen von einer gerechten und umweltfreundlichen Gesellschaft aufgegeben. Erik hat nichts, kein Geld, kein Zuhause, nicht einmal einen Ausweis. So zieht er nach seiner „Auferweckung“ notgedrungen in das Haus seiner ehemaligen Frau ein – in das ehemalige Kinderzimmer seines Sohns, der nun im gleichen Alter wie Erik ist.
Skurrile Situationskomik
Denn Erik ist ja während seiner Einfrierung keineswegs gealtert, während die Welt inzwischen 30 Jahre älter ist. Dies war einmal sein Haus. Äußerst witzig, beschreibt der Autor verschiedene Alltagssituationen, um sich dann wieder als Schelm dem Leser zuzuwenden. Dabei wird aber auch noch auf ein kleines bisschen Krimi nicht verzichtet. Erik ist nämlich nicht eines natürlichen Todes gestorben. Wem er seinen ersten Tod zu verdanken hat, dazu hat er einen Verdacht. Und er hat einen Buchvertrag. Gekonnt las Daniel Wisser diverse Passagen aus seinem Roman vor, um die Lust auf das Buch zu wecken. „Der Autor ist mit seiner Idee äußerst inspirierend und einige Bücher – er schreibt auch unter einem Pseudonym – gibt er bei uns auszuleihen“, erklärt die Leiterin der Bibliothek des Stand Montafon, Karin Valasek bei der Einführung. Zum Schluss gab es noch einen kleinen Umtrunk in der Bibliothek, bei dem noch viel diskutiert und gelacht wurde.