AA

Suchtmittelbericht 2021: Pandemie ließ Anzeigen weiter zurückgehen

Innenminister Gerhard Karner präsentierte den Suchtmittelbericht 2021.
Innenminister Gerhard Karner präsentierte den Suchtmittelbericht 2021. ©APA/HANS PUNZ
Auch im zweiten Jahr der Corona-Pandemie sind die Anzeigen wegen Drogendelikten zurückgegangen, wie der Suchtmittelbericht 2021 zeigt.

Die Anzeigen nach dem Suchtmittelgesetz (SMG) sind 2021 auch im zweiten Jahr der Covid-Pandemie zurückgegangen. 34.837 Fälle waren 13,6 Prozent weniger als im Jahr davor. 2021 wurden rund 2,1 Tonnen Cannabisprodukte, 81 Kilogramm Kokain, 72 Kilo Heroin, 83 Kilo Amphetamin und 10,5 Kilo Methamphetamin sowie 181 Kilo Khat und rund 53.000 Stück Ecstasy sichergestellt. Das geht aus dem am Donnerstag von Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) präsentierten Suchtmittelbericht hervor.

Suchtmittelbericht 2021: Weiterer Anzeigenrückgang in der Pandemie

Die Beschlagnahmungen bei Cannabisprodukten nahmen von leicht unter auf etwas über 2,1 Tonnen zu. Deutlicher war der Anstieg der Sicherstellungsmengen bei Amphetamin von 36,8 auf 83,4 Kilo und bei Kokain von 63 auf 80,5 Kilo. Bei Heroin, Ecstasy-Tabletten und Khat gab es deutliche Rückgänge.

Von den 34.837 Anzeigen nach dem SMG waren 31.623 Vergehen und 3.214 mit mehr als dreijähriger Freiheitsstrafe bedrohte Verbrechen. Trotz Anzeigenrückgangs stieg die Zahl der Verbrechen um 0,6 Prozent leicht an. Im Jahr 2019 hatte es noch 43.329 Anzeigen gegeben, davon 3.407 Verbrechen. Im ersten Pandemie-Jahr 2020 waren es 40.299 Anzeigen.

Suchtmittelkriminalität verlagert sich zunehmend ins Internet

Bei den Vergehen gab es ein deutliches Minus zum Jahr davor, dabei handelt es sich vor allem um "Besitz- und Konsumdelikte", erläuterte Brigadier Daniel Lichtenegger, Ermittlungsleiter für Suchtmittelkriminalität im Bundeskriminalamt (BK). "Der Polizei geht es nicht darum, alle zu sanktionieren, sondern darum die Bevölkerung zu schützen." Jeden Tag werden im Schnitt sechs Personen wegen schwerwiegenderen Delikten nach dem Suchtmittelgesetz (SMG) festgenommen, betonte er. "Die großen Täterstrukturen zu zerschlagen, das ist entscheidend", sagte auch Karner bei der Pressekonferenz.

Zu beobachten sei, dass sich die Suchtgiftkriminalität zusehends in das Internet verlagert, berichtete der Innenminister. Geschätzt 20 Prozent der Käufe würden bereits online ablaufen, Tendenz steigend - wohl auch durch die Pandemie. Im BK beschäftige sich eine eigene Ermittlungsgruppe mit dem Online-Drogenhandel. Dadurch sind laut Karner im Vorjahr zwei Tätergruppen ausgeforscht worden, die insgesamt 175 Kilo Suchtgift an Tausende Abnehmer verkauft hatten. Nach einem Haupttäter wird noch gefahndet, verwies Lichtenegger auf den im Vormonat weltweit zur Festnahme ausgeschriebenen 50-jährigen Wiener Martin Schabel, der als mutmaßlicher Drogen-Pate gesucht wird.

Gruppierungen aus Westbalkan dealen verstärkt auf Straßen

Die Zahl der inländischen Tatverdächtigen stieg seit dem Jahr 2017 insgesamt kontinuierlich leicht an und erreichte 2021 einen Wert von 70 Prozent. Unter den schwerwiegender Beschuldigten, die wegen Verbrechen nach dem SMG verdächtigt werden, ist jedoch jeder zweite nicht-österreichischer Staatsbürger. Seien es früher Täter aus Afrika gewesen, die im öffentlichen Raum gedealt hätte, so hätten nun Gruppierungen aus dem Westbalkan die Straße übernommen, berichtete Lichtenegger. Geändert hat sich auch der Reinheitsgrad der verkauften Drogen, dieser sei teilweise deutlich gestiegen, der Preis aber gleich geblieben, erläuterte der Ermittler.

Nationaler Schwerpunkt gegen Cyberdealer

"Der Drogenhandel ist neben der Schlepperei und dem Menschenhandel der größte Geschäftszweig der Organisierten Kriminalität", sagte Karner. Damit würden große Gewinne gemacht und auch Terror finanziert, das "schmutzige Geschäft" sei außerdem eng mit dem Waffenhandel verbunden. Drogenhandel beeinträchtige die öffentliche Sicherheit und führe in Österreich zu rund 200 Drogentoten jährlich sowie zu Leid unter Familien und Freunden. Es werde daher weiterhin national einen Schwerpunkt gegen Cyberdealer und international einen Fokus auf den Westbalkan geben, kündigte der Innenminister an. Eine Cannabis-Legalisierung, wie in Deutschland in Vorbereitung, wird es "bei uns nicht geben", sagte Karner auf Nachfrage. "Das halten wir für den völlig falschen Weg", so der ÖVP-Politiker.

(APA/Red)

  • VIENNA.AT
  • Wien
  • Suchtmittelbericht 2021: Pandemie ließ Anzeigen weiter zurückgehen
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen