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Stuttgarter Porsche-Museum vor Eröffnung

Am 28. Jänner wird mit dem Porsche Museum in Stuttgart der nächste von österreichischen Architekten gebaute Automobil-Tempel eröffnet. Bilder 

Zwei Jahre nach der von Coop Himmelb(l)au in München errichteten BMW Welt wird ein eindrucksvolles Gebäude des Wiener Büros Delugan Meissl Associated Architects seiner Bestimmung übergeben. In einem auf nur drei Säulen über dem Grund schwebenden Baukörper ist auf 5.600 Quadratmeter Ausstellungsfläche ein Automobilmuseum untergebracht, das alternierend jeweils rund 80 historische Fahrzeuge der Porsche-Produktion präsentiert. Die Baukosten werden mit 100 Mio. Euro angegeben. Für den am 31. Jänner startenden Museumsbetrieb rechnet man bei Porsche mit über 200.000 Besuchern jährlich.

2005 gewann das Büro von Elke Delugan-Meissl und Roman Delugan den Wettbewerb für ein neues Auto-Museum am Porsche-Stammsitz in Stuttgart-Zuffenhausen. Die bisher in einer Werkshalle untergebrachte Ausstellung historischer Sportwagen, von den ersten Prototypen von Ferdinand Porsche über ruhmreiche Boliden des Rennsports bis zu trendigen Modellen von heute, sollte nicht nur eine Erweiterung erfahren, sondern vor allem eine zeitgemäße, attraktive Hülle bekommen. Denn von VW über Mercedes bis zu BMW haben deutsche Automobilhersteller in den vergangenen Jahren “Kathedralen der Autowelt” (“Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung”) errichtet, um in futuristischen Übernahme-Hallen oder modernen Entertainment-Zentren den Lifestyle und die Lust des Autofahrens zu zelebrieren. Über 800.000 Besucher zieht die Mercedes-Erlebniswelt in Stuttgart-Untertürkheim pro Jahr an. Diese Zahl wird man mit dem wesentlich puristischeren Konzept bei Porsche nicht erreichen. “Dafür haben wir mehr PS”, versichert Museums-Chef Achim Stejskal.

Roman Delugan (geboren in Meran) und Elke Delugan-Meissl (geboren in Linz) betreiben seit 1993 ein gemeinsames Büro, das 2004 um Partner erweitert wurde. Ihr eigenes, privates Domizil, das Wiener Dach-Penthouse “Ray1” (2003) ist viel publiziert, mit Wohnbauten (u.a. auf der Donauplatte) haben sie Aufsehen erregt. Siegreiche Wettbewerbsentwürfe für das Filmmuseum in Amsterdam, das Winterfestspielhaus in Erl oder ein Kulturzentrum und Opernhaus in Amman harren noch ihrer Umsetzung. In Stuttgart, wo sie sich gegen 170 Mitbewerber durchgesetzt haben, wurde im Oktober 2005 zu bauen begonnen. Das Projekt stieß in der Bauphase auf so manche Herausforderung und wurde schließlich doppelt so teuer als ursprünglich geplant. Aber es wurde, nach mancher Verzögerung, fertig und wird nun just zu einem Zeitpunkt eröffnet, in dem die Automobilbranche weltweit in ihre bisher größte Krise geschlittert ist.

Das Museum mit der standesgemäßen Adresse Porscheplatz und einer nicht eben urbanen Lage an S-Bahn und Zufahrtsstraße ist ein massiver, fast fensterloser, 160 Meter langer und rund 70 Meter breiter Bau von rund 28.000 Quadratmeter Gesamtfläche, dem mit verschiedenen Mitteln Leichtigkeit verschafft wurde. Der größte Baukörper wird von drei massiven Stützen aus einer Sockellandschaft, in der Shop, Empfangsräume, Büros, Archiv und Schau-Werkstatt untergebracht sind, in die Höhe gestemmt, der dazwischen liegende Luftraum wird durch die Reflexion von hochpolierten, spiegelnden Edelstahlplatten optisch nochmals vergrößert. Ansonsten dominiert innen wie außen strahlendes Weiß und klare, gerade, kantige Linienführung. Geschwungene, aerodynamische Formen hat man vermieden. “Wir konnten uns komplett von der Porsche Corporate Identity entkoppeln”, sagt Projektleiter und Büro-Partner Martin Josst. “Wir haben versucht, auf die Eleganz, die Präzision, die Ästhetik von Porsche zu reagieren”, bekräftigt Elke Delugan-Meissl.

Herausgekommen ist eine wuchtige und dennoch dynamische Skulptur, in der man vom Foyer mit einer hohen Rolltreppe in die Ausstellungshalle gelangt und dort mit einem gleichzeitig großzügigen und verwinkelten White Cube konfrontiert wird. Die bunten Autos kommen dadurch in einer Ausstellungsgestaltung von HG Merz wie auf dem Präsentierteller zu Geltung, die Putzbrigaden dürften beim Austausch der (fast durchwegs fahrtüchtigen) rollenden Exponate und bei feuchtem Schuhwerk der Besucher viel Arbeit bekommen. Der immer wieder mit Abkürzungen verbundene, grundsätzlich spiralförmige, doch eckig verformte Aufstieg versteht mit immer neuen Ein- und Ausblicken zu verblüffen. Am Ende des Rundgangs landet der Besucher im Restaurant, in Präsentationsräumen und auf dem Dach. Dass mittels eines Lastenaufzugs auch Autopräsentationen in luftiger Höhe möglich sind, versteht sich in dieser Umgebung von selbst.

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