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Studie zeigt: Junge stark von Coronakrise belastet, auch Ärger wächst

Junge Menschen werden von der Krise stark belastet.
Junge Menschen werden von der Krise stark belastet. ©pixabay.com (Sujet)
Eine Studie hat gezeigt, dass Junge stark von der Coronakrise belastet sind- unter anderem steigen die Suizidgedanken. Insgesamt steigt auch der Ärger in der Bevölkerung.

Die tiefgreifenden Auswirkungen der Coronakrise machen vor allem jüngeren Menschen in Österreich zu schaffen. Auf diesen Befund deuteten bereits erste Studien hin, nun zeigt sich dieser Trend auch in der Untersuchung "SARS CoV-2: Mental Health in Österreich". Bei jungen Menschen nehmen Suizidgedanken zu, so Studienleiter Thomas Niederkrotenthaler am Dienstag. Insgesamt sei der Ärger der Bevölkerung seit dem Herbst "so groß wie nie".

Bei der federführend von Forschern der Medizinische Universität Wien und des Complexity Science Hub (CSH) Vienna durchgeführten Untersuchung handelt es sich um eine seit April wiederkehrende Befragung von jeweils rund 1.000 Personen im Abstand von drei Wochen. Die befragte Gruppe ist für die österreichische Gesamtbevölkerung repräsentativ, wie Niederkrotenthaler im Rahmen eines Online-Vortrages des Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds (WWTF), der auch die Studie finanziert hat, erklärte. Bisher gab es zwölf Befragungswellen.

Ärger in der Bevölkerung ist angestiegen

Aus diesem Grund könne man vor allem Veränderungen in der Stimmungslage im Krisenverlauf gut analysieren. Auch wenn der neuerliche Lockdown in den Daten noch nicht berücksichtigt sei, zeige sich zuletzt ein messbarer Anstieg des berichteten Ärgers. Dies gelte vor allem für Frauen, so Niederkrotenthaler. Im Zusammenhang mit den Maßnahmen zur Einschränkung der sozialen Kontakte sehe man seit September ein Auseinanderdriften der Positionen. Während sich eine Gruppe stärkere Maßnahmen wünscht, zeige sich diese "gewisse Polarisierung" anhand einer wachsenden zweiten Gruppe, die für schwächere Maßnahmen plädiert.

Wie sich diese Stimmung im nun zweiten, harten Lockdown entwickelt, "wird sehr interessant sein", sagte der Wissenschafter. Entspannung gab es für die Studienteilnehmer jedenfalls am ehesten in der Sommerperiode. Seit dem Herbst spanne sich die Situation aber wieder deutlich an.

Wissen über Langzeitauswirkungen von Krisen gering

Insgesamt wisse man noch nicht viel über die psychischen Langezeitauswirkungen solcher Krisen, sagte Niederkrotenthaler. Erste internationale Daten weisen zumindest darauf hin, dass es keinen Anstieg an Suiziden zu verzeichnen gibt. Über eine Abnahme von Suizidgedanken berichteten im Rahmen der nationalen Studie sogar etwas unter 40 Prozent, während über eine Zunahme weniger als ein Fünftel berichtete. Ähnliches gelte auch für Ängstlichkeit und Konflikte im privaten oder beruflichen Bereich.

Das ist jedoch nicht über alle Bevölkerungsgruppen hinweg so, betonte Niederkrotenthaler: "Junge haben deutlich mehr Suizidgedanken." Man könne zwar nicht ausschließen, dass sich dies schon vor der Krise ähnlich dargestellt haben könnte - Stichwort: Klimakrise -, aber über die Corona-Monate hinweg berichteten Menschen unter 30 im Altersvergleich auch über mehr Depressivität, mehr Konflikte und Einschränkungen im Sozialverhalten. Älteren Studienteilnehmern dürfte ihre zusätzliche Lebenserfahrung - auch im Krisenmodus - nun mehr Widerstandsfähigkeit (Resilienz) einbringen.

Auch Ängstlichkeit ist gestiegen

Ebenso zu den Bevölkerungsgruppen mit höheren Belastungen zählen Arbeitslose, Schüler, Menschen mit psychischen Vorerkrankungen, Personen, die an Covid-19 erkrankten, oder auch Familien mit schulpflichtigen Kindern. Deutlich mehr Ängstlichkeit herrsche etwa auch bei Personen in Gesundheitsberufen und mit viel persönlichem Kontakt im Beruf. Alkohol wurde in Österreich den Befragungen zufolge "speziell im ersten Lockdown als Mittel zur Entspannung gesehen".

Insgesamt könne man zwar sagen, dass bisher nur ein kleinerer Teil der Bevölkerung angibt, dass sich das Empfinden stark verschlechtert hat. Es gebe aber viele Gruppen, bei denen das eindeutig der Fall sei, sagte der Wissenschafter. Gerade diesen Menschen müsse man vermehrt Unterstützungsangebote machen. Auch im Zusammenhang mit den neuerlichen Verschärfungen gelte: "Wir sind nicht über den Berg", denn über die psychischen Langzeitkonsequenzen einer derartigen beispiellosen Situation lasse sich noch sehr wenig sagen.

(APA/Red)


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