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Strom vom "Dritten Mann"

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Die Stadt Wien versucht sich in der Energie-Gewinnung aus Abwasser. Umweltstadträtin Ulli Sima hat eine Anlage im Bezirk Liesing präsentiert, die mit Wärmepumpe den Temperatur-Unterschied zwischen Kanal-Inhalt und Außenluft nutzt.

Ein städtisches Betriebsgebäude wird damit beheizt und im Sommer auch gekühlt. Die Anlage wird bis 2008 getestet, dann könnten weitere entstehen.

„Wer im Winter schon einmal Dampf aus einem Kanaldeckel aufsteigen gesehen hat, weiß, dass hier ein ungenutzter Energieschatz im Untergrund liegt. Was bisher gefehlt hat, war die Technologie, diesen Schatz auch zu heben“, erklärte Sima laut einer Ausendung. Forschungen dazu gebe es bereits an verschiedenen Orten. Die Magistratsabteilung 30 („Wien Kanal“) habe nun einen entscheidenden Schritt weiter getan und das Modell in die Praxis umgesetzt.

Die Pionieranlage versorgt eine neue Betriebsaußenstelle der MA 30 mit einer Nutzfläche von 4.900 Quadratmetern. Im Vergleich zu einer konventionellen Ölheizung gleicher Leistung produziere die Anlage um rund 80 Prozent weniger Treibhausgase, hieß es. Dies entspreche einer Reduktion des Kohlendioxid-Ausstoßes um 47 Tonnen pro Jahr.

Das Abwasser im 2.300 Kilometer langen Wiener Kanalnetz weist im Jahresschnitt eine Temperatur von 16 Grad Celsius auf. Selbst im Winter wird der Wert von zwölf Grad nicht unterschritten. Verantwortlich dafür ist etwa der Ablauf aus Duschen, Badewannen oder Geschirrspülern.

Um dies zu nutzen, wurde auf 30 Metern Länge ein Wärmetauscher in den Kanal in Liesing eingebaut. Im Winter wird dem fließenden Abwasser Wärme entzogen, um diese zur Beheizung des Gebäudes und zur Warmwasseraufbereitung zu verwenden. Der umgekehrte Effekt wird im Sommer zur Kühlung genutzt. Österreichs erste Anlage zur Energiegewinnung aus Abwasser liefert rund 190 Kilowattstunden (kWh) Heizleistung und 150 kWh Kühlleistung.

Zusammen mit der Wiener Technischen Universität (TU) wird die Pilotanlage bis Frühjahr 2008 auf Herz und Nieren geprüft. Parallel dazu erstellt die MA 30 einen Kataster, an welchen Stellen in Wien die Nutzung der neuen Energiequelle technisch und ökonomisch machbar ist. Voraussetzung ist eine gewisse Größe: Nur dort, wo eine Mindestmenge von rund 90 Liter pro Sekunde Abwasser fließen, sei die Energiegewinnung auch wirtschaftliche sinnvoll, hieß es.

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