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Streit-Fälle von Salt Lake City

Eine Serie von Protesten wirft einen Schatten auf das freundliche Bild der XIX. Olympischen Winterspiele in Salt Lake City.

Boykott-Drohungen Russlands und Südkoreas sorgten am Donnerstagabend für die vorläufige Eskalation der olympischen Streit-Fälle um Gold, Doping und Bewertungen. Bis zum drittletzten Tag der Spiele wurden vier Sportarten von heftigen Diskussionen erschüttert.

EISKUNSTLAUF:
Die umstrittene Paarlauf-Entscheidung zu Gunsten der Russen Jelena Bereschnaja/Anton Sicharulidse sorgt für einen Sturm der Entrüstung und ruft den ersten Protest der Spiele hervor. Kanada kündigt im Namen seiner Läufer Jamie Sale/David Pelletier Einspruch an. Der Fachverband ISU suspendiert die französische Preisrichterin Marie-Reine Le Gougne, die einräumt, bei ihrer Entscheidung für die Russen unter Druck von außen gestanden zu haben. Die ISU korrigiert das 5:4-Urteil in ein 4:4 und empfiehlt dem IOC-Exekutivkomitee die Vergabe einer zweiten Goldmedaille. Die Entscheidung wird als ein Sieg der Gerechtigkeit gefeiert.

EISHOCKEY:
Trotz des 1:0-Siegs gegen Tschechien im Viertelfinale beklagt das russische Team die angeblich einseitige Spielleitung durch NHL-Schiedsrichter Stephen Walkom. Man habe unverhältnismäßig viele Strafzeiten bekommen und deshalb häufig in Unterzahl spielen müssen. Die russische Seite glaubt, dass es im Olympia-Gastgeberland Befürchtungen gebe, eine Halbfinal-Niederlage gegen den einstigen Erzrivalen Russland könne den Mythos des US-Olympiasieges von 1980 zerstören.

SHORT TRACK:
Der amerikanische Publikumsliebling Apolo Anton Ohno überquert im Finale über 1.500 m die Ziellinie als Zweiter hinter dem Südkoreaner Dong-Sung Kim. Weil Kim nachträglich wegen Kreuzens der Bahn disqualifiziert wird, erhält Ohno Gold. Ein erster Protest des asiatischen Teams wird von der Jury der ISU abgewiesen. Einen Tag später ruft die südkoreanische Teamführung den Internationalen Sport-Gerichtshof CAS an und droht für den Fall des Scheiterns mit dem Gang vor ein Distriktgericht in Salt Lake City. Ein Rückzug der Mannschaft von den Spielen wird nicht ausgeschlossen.

LANGLAUF:
Wenige Minuten vor dem Start der 4×5-km-Staffel der Damen wird ein erhöhter Hämoglobin-Wert der Russin Larissa Lasutina bekannt. Gemäß den Regeln des Weltverbandes FIS wird die 36-Jährige mit einer 14-tägigen Schutzsperre belegt. Die russische Staffel kann nicht antreten, das deutsche Quartett gewinnt. Das russische NOK beklagt, dass in der kurzen Zeit keine Ersatzläuferin nominiert werden konnte. Das NOK fordert die nachträgliche Goldmedaille für die drei übrigen Läuferinnen oder eine Wiederholung des Rennens.

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