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"StreetDance 3D" - Teenie-Tanzfilm für die Beine, nicht den Kopf

1963 forderte John Lennon bei der "Royal Variety Performance" der Beatles das Publikum auf den billigeren Plätzen auf: "Clap your hands!" Die Mitglieder des Königshauses sollten "beim nächsten Lied mit den Juwelen rasseln". Sein spöttischer Kommentar, auf den damals noch ungewohnten "Culture Clash" zwischen Arbeiterklasse und Oberschicht zielend, machte Geschichte.
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Der Kinofilm “StreetDance3D” (ab Donnerstag in den Kinos) funktioniert nach dem gleichen Prinzip: Man nehme eine Gruppe Straßenkinder und lasse diese auf die Hochkultur los.

Was dem munteren Tanzfilm jedoch fehlt, ist jede Art von Ironie: Die blond gelockte Carly (süß: Nicola Burley) und ihre befreundete “Crew” jugendlicher Zappelathleten meinen es bitter ernst in ihrem Bestreben, bei den britischen Streetdance-Meisterschaften den Sieg davonzutragen. Streetdance, eine Tanzform, die in der amerikanischen Breakdance-Bewegung der frühen 80er wurzelt, besteht im Grunde aus einer straff koordinierten Abfolge von rhythmisch dargebrachten Verrenkungen, Hüpfern, Saltos und Purzelbäumen. Hier wird sie zudem mit Begriffen wie “Freiheit” und “Unabhängigkeit” assoziiert.

Als Carly und ihre Bande zufällig auf die weltoffene Ballettlehrerin Helena (gütig: Charlotte Rampling) treffen und diese ihnen anbietet, in den Räumen der Londoner Royal Dance School das nötige Training zu absolvieren, ist das nicht nur der etablierten Schulleitung suspekt. Auch Helenas Ballettklasse weiß mit dem scheinbar unzivilisierten Gebaren der frechen Eindringlinge zunächst wenig anzufangen. Doch einige gemeinsame Discobesuche später wird man sich einig, knüpft schnell noch amouröse Bande, bis ein neues Tanzgenre das Meisterschaftspublikum von den Sitzen reißt: “Street-Ballett” – oder so ähnlich.

So bekommt der Zuschauer genau das, was er von einem Film mit dem Titel “StreetDance3D” zu erwarten hat: attraktive junge Menschen, die sich mit schwingenden Hüften zu moderner Tanzmusik bewegen, nur kurz unterbrochen von erklärenden Spielsequenzen, deren Dialoge dünner sind als die Protagonisten selbst. Tiefe verleiht dem Show-Spektakel einzig die wirkungsvolle 3D-Technik, während der Rest des Geschehens damit beschäftigt ist, eine luftleere Märchenwelt aus jugendlichen Star-Träumereien, romantischen Zuckerwattewölkchen und bunten Klamotten mit Leben zu füllen.

Soziale Konflikte scheinen in diesem Teenager-Wunschszenario nicht zu existieren und werden daher auch konsequent ausgespart. Wo man mit dem Begriff “Street” sonst gerne Dreck, Rauheit und gewisses Gefahrenpotenzial verbindet, ist bei diesen Kids schon eine zerbrochene Liebesbeziehung das tiefste aller Gefühle. Auf dieser Straße kann man vom Boden essen, und wenn sie für die sympathischen Figuren schließlich zum Erfolg führt, sei ihnen das herzlich gegönnt. Bleibt nur die bange Frage: Was machen diese jungen Leute bloß, wenn sie über 30 sind? Mit Juwelen rasseln?

http://www.streetdance-derfilm.de

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