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"Streamen gegen die Einsamkeit" geht weiter

Auch das aktuelle Stück "Heile mich" wird im Stream zu sehen sein.
Auch das aktuelle Stück "Heile mich" wird im Stream zu sehen sein. ©Roland Paulitsch
Aufgrund des großen Interesses starten Martin Gruber und sein aktionstheater ensemble ab 30. März die 2. Staffen von "Streamen gegen die Einsamkeit".

Bis Montag, den 13. April werden auf www.aktionstheater.at sieben weitere Uraufführungen als kostenloser Stream in fernsehtauglicher Qualität präsentiert. „Es freut mich sehr, dass in den zehn Tagen über 20.000 Menschen an „Streamen gegen die Einsamkeit" teilgenommen haben. Es freut mich umso mehr, da sich die gezeigten Produktionen, neben einem durchaus intendierten Unterhaltungsfaktor, mit den Wirrnissen der Zeit befassen. Die Tatsache, dass unsere Auseinandersetzung von so vielen Menschen gewollt wird, gibt mir Hoffnung.“ Theatermacher Martin Gruber

Augenmerk auf Uraufführungen zwischen 2009 und 2016

Die zweite Staffel richtet ihr Hauptaugenmerk auf Uraufführungen aus den Jahren 2009 bis 2016. Neben „Salzburg“ (2012), das sich mit viel (Selbst)Ironie mit dem Kunstbetrieb und seinem Verhältnis zur freien Marktwirtschaft auseinandersetzt, wird auch „Werktagsrevolution“ zu sehen sein, eine hypertrophe Sprach- und Musikperformance aus dem Jahr 2013, die der schönen neuen Arbeits(losen)-Welt eine gehörige Portion Poesie entgegenschleudert. In „Angry Young Men“ (2014) begegnen Sie wiederum dem gefährlichsten Wesen in unserer Gesellschaft: dem wütenden, jungen Mann. Höhepunkt dieser 2. Staffel ist die derzeit jüngste Uraufführung von Martin Gruber und seinem aktionstheater ensemble: Das medial viel besprochene „Heile mich“ (2019), eine Bestandsaufnahme einer narzisstischen Gesellschaft, die nach Heilung sucht, um der Einsamkeit zu entkommen, feiert seine erstmalige virtuelle Ausstrahlung zu Ostern. Eine dritte Staffel (bis Samstag, 24. April) ist bereits in Planung.

Programmübersicht


Montag, 30. bis Montag, 13. April
Die Aufführungen werden alle zwei Tage auf www.aktionstheater.at geändert, jeweils 10 Uhr

Montag, 30. und Dienstag 31. April: WELCHE KRISE
Uraufführung (2009) von Martin Gruber und aktionstheater ensemble sowie Wolfgang Mörth

Ein Abend für drei Frauen und eine Band, über das Gelingen und das Scheitern von Lebensentwürfen. Gnadenlos ehrlich in Echtzeit. Wahrhaftige Bekenntnisse und verdichtete Geständnisse, gesteigert und konterkariert vom ultimativ rockigen 78plus-Sound. Bewegend authentisch. Skurill-witzig und mitten aus dem Leben. Welche Krise, eine gefährlich hypertrophe Theater-Rock-Maschine.

Mittwoch, 1. und Donnerstag, 2. April: SALZBURG
Uraufführung (2012) von Martin Gruber, Wolfgang Mörth und aktionstheater ensemble

Das aktionstheater ensemble veranstaltet eine Sponsorenparty. Alles ist „vorbereitet aufs allerbest für Sponsoren und andere Gäst": die Grande Dame des Wiener Volkstheaters Vera Borek wird zur personifizierten Werbefläche, Hostessen und Pole-Tänzerinnen sorgen für den erotischen Touch, Barbarie-Enten-Brüste für das leibliche Wohl, Erdem Tunakan, Mitglied des Soundbastler-Duos Pulsinger & Tunakan für den musikalischen Rahmen, an alles hat man gedacht und Regisseur Martin Gruber, Autor Wolfgang Mörth und das aktionstheater ensemble setzen sich mit Biss und (Selbst)Ironie mit dem Kunstbetrieb und seinem Verhältnis zur freien Marktwirtschaft auseinander.

Freitag, 3. und Samstag, 4. April: WERKTAGSREVOLUTION
Uraufführung (2013) von Martin Gruber und aktionstheater ensemble sowie Claudia Tondl

Vor der Drohkulisse horrender Arbeitslosenzahlen in Europa erarbeitete Regisseur Martin Gruber, zusammen mit der vielfach ausgezeichneten jungen Dramatikerin Claudia Tondl (zuletzt Peter Turrini-Dramatikerstipendium), seinem Schauspielensemble und der Musikformation Morbidelli Brothers eine hypertrophe Sprach- und Musikperformance, die der schönen neuen Arbeits(losen)-Welt eine gehörige Portion Poesie entgegenschleudert.

Sonntag 5. und Montag, 6. April: ANGRY YOUNG MEN
Uraufführung (2014) von Martin Gruber und aktionstheater ensemble sowie Wolfgang Mörth.

Vor Wut über die herrschenden Verhältnisse gelähmt, steht er da. Schimpft über „die da oben“ und ergießt sich in Alltagsrassismen, Frauenfeindlichkeit und Homophobie. Wir kennen ihn. Wann wird dieser zornige junge Mann aktiv? Wann bricht sich die Erstarrung Bahn. Und wo ist der Übergang vom paralysierten Youngster, als Teil unserer Gesellschaft, zum Täter mit Allmachtsphantasie. Regisseur Martin Gruber und das aktionstheater ensemble untersuchen eine radikalisierte Männergeneration die wahrgenommen werden will. Der junge Mann als das gefährlichste Wesen in unserer Gesellschaft. Pur, wütend, verzweifelt. Also los, heilt die Terroristen!

Dienstag, 7. und Mittwoch, 8. April: ULYSSES ROADMOVIE
Uraufführung (2010) von Martin Gruber und aktionstheater ensemble sowie Christian Uetz.

Ein Gegenwarts-Ulysses treibt auf einer theatralisch-musikalischen Irrfahrt durch reale Versuchungen und skurrile Erinnerungen. Und los geht die Reise. Ein Kurz-Auftritt mit der Lieblingsband in Wien-Ottakring, dann in Thailand an einer Sexüberdosis sterben. Anschließend in Griechenland gescheiterte Lebensentwürfe zelebrieren und allfällige Erektionsprobleme klein reden. Weiter geht´s nach Albanien. Und dort auf Schnitzler und Janis Joplin reloaded treffen. Regisseur Martin Gruber und sein aktionstheater ensemble führen zusammen mit dem Vertreter des „radical poetry“ (Die Zeit) und Bachmann-Preisträger Christian Uetz und der Band 78plus durch eine sinnenfreudige, musikalisch-theatralische Irrfahrt.

Donnerstag, 9. und Fr. 10. April: JEDER GEGEN JEDEN
Uraufführung (2016) von Martin Gruber und aktionstheater ensemble sowie Wolfgang Mörth.

Alt gegen Jung. Arm gegen Reich. Mann gegen Frau. Einheimische gegen Migrantinnen. Arbeiter gegen Angestellte, Arbeitslose gegen Berufstätige, Pensionistinnen gegen Lehrlinge. Heterosexuelle gegen Schwule. Blond gegen Braun. Laubbaum gegen Nadelbaum, Hund gegen Katze. Rot gegen Schwarz. Zaun gegen Mauer. Meerliebhaber gegen Bergwanderer. Und die Arschkarte haben sowieso die Flüchtlinge. Da geht gar nichts mehr. Jeder gegen Jeden. Was bleibt ist die Ich-AG. Und die Hoffnung. Und die Poesie, liegt dazwischen.

Samstag, 11., Sonntag, 12. und Montag, 13. April: HEILE MICH
anlässlich von 30 Jahre aktionstheater ensemble
Uraufführung (2019) von Martin Gruber und aktionstheater ensemble

An politischen Heilsbringern, deren Wirkmacht dann am größten ist, wenn sie nichts sagen, arbeiten sich Martin Gruber und sein preisgekröntes aktionstheater ensemble schon länger ab. An einer Ego-Gesellschaft, die diese befeuert und von diesen befeuert wird, auch. In ihrer aktuellen Uraufführung „Heile mich“ stellt sich „die schnelle politische Eingreiftruppe“ (Der Standard) nun die Frage, wie es sich auswirken mag, wenn verschiedene Meinungen und Weltbilder aufeinanderprallen. „Heile mich“ als Bestandsaufnahme einer narzisstischen Gesellschaft, die nach Heilung sucht. Um der Einsamkeit zu entkommen.

Mag. Gerhard Breitwieser

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