AA

Straches Gegner? Strache

Gastkommentar von Johannes Huber
Gastkommentar von Johannes Huber ©AP
Gastkommentar von Johannes Huber: Wahlergebnisse und Umfragewerte zeigen, dass der FPÖ-Chef sich und seine Partei eher nach unten zieht.

Man kann nicht mehr davon ausgehen, dass der nächste Bundeskanzler Heinz-Christian Strache heißen wird. Zu vieles spricht dagegen; vor allem, dass der FPÖ-Chef höchstpersönlich alles dazu beiträgt, um sich und seine Partei um die besten Chancen zu bringen.

Fast schon im Wochenrhythmus taucht die Meldung auf, Strache habe einmal mehr betont, dass wirklich er und niemand anderer bei der nächsten Nationalratswahl der Spitzenkandidat der freiheitlichen Partei sein werde. Wobei das nicht nur darauf zurückzuführen ist, dass er entsprechende Fragen so beantwortet; dass es also einzig und allein an der Lust von Journalisten liegen könnte, ihn zu ärgern. Nein, es ist aus seiner Sicht noch viel schlimmer: Er selbst hat damit angefangen. Am Abend des 4. Dezember, als die Stichwahl für das Amt des Bundespräsidenten geschlagen war, ließ er von sich aus wissen, dass er der Spitzenkandidat sein werde. Woraus man schließen kann, wie verunsichert er aufgrund der fulminanten Erfolge von Norbert Hofer seither ist. Verständlicherweise. Denn auch ihm ist nicht verborgen geblieben, dass auch FPÖ-Anhänger Hofer ganz gerne den Vorzug gegeben würden; auf Facebook ist das vielfach dokumentiert.

In den vergangenen zwei Jahren ist überhaupt zum Ausdruck gekommen, dass Strache nicht die beste Wahl der Freiheitlichen ist: Bei der Gemeinderatswahl in Wien hat er sich als Bürgermeisterkandidat in Stellung gebracht. Ergebnis: Die FPÖ konnte zwar deutlich zulegen, das Amt blieb Strache aber ebenso klar verwehrt. Andere waren wirkungsvoller: Bei der Landtagswahl in Oberösterreich machten die Blauen halb so viel Lärm, kamen jedoch zu einem ähnlichen Erfolg (ebenfalls über 30 Prozent). Vor allem aber kam ihr dortiger Chef, Manfred Haimbuchner, im Unterschied zu Strache zu einer Regierungsfunktion; er ist seither Landeshauptmann-Stellvertreter mit besten Aussichten auf mehr.

Und im Hinblick auf die nächste Nationalratswahl bahnt sich für Strache ebenfalls nichts Gutes an: Seit Monaten liegen die Freiheitlichen aus vielerlei Gründen klar auf Platz eins, während er selbst in der Kanzlerfrage abgeschlagen hinter Amtsinhaber Christian Kern zurückliegt. Das ist ein Alarmsignal für ihn, wird sein Problem doch auch von den Mitbewerbern erkannt: Erklärt man den Wahlkampf zu einem Rennen um die Kanzlerschaft, zieht das die Werte der Freiheitlichen wegen Strache nach unten. So gesehen wäre es denn auch ein Super-GAU für sie, Sebastian Kurz stiege für die ÖVP in den Ring; dann gäbe es mit Kern und diesem gleich zwei Persönlichkeiten, die von mehr Österreichern ins Kanzleramt gepusht werden als Strache.

Dessen Problem ist, dass er schimpfen, aber keine Politik machen kann. Im APA/OGM-Vertrauensindex liegt er daher weit hinten: Seine Funktion ist die des Angreifers, aber nicht die desjenigen, dem man zutraut, das Land zu führen. Wobei er es in den elf, zwölf Jahren, in denen er nun schon bundespolitisch mitmischt, verabsäumt hat, darauf zu reagieren und eine Geschichte zu entwickeln, die zum Ausdruck brächte, was er wie verändern würde. So gesehen ist es kein Wunder, dass er von einer Mehrheit, die ihn an der Regierungsspitze haben möchte, so weit entfernt ist. Es ist vielmehr naheliegend.

Auf der anderen Seite erklärt es auch, warum er in Norbert Hofer einen so ernstzunehmenden Mitstreiter aus den eigenen Reihen sehen muss: Hofer hat genau das, was ihm fehlt: Vielversprechende Sympathiewerte und vor allem zwei (Stich-)Wahlergebnisse aus dem vergangenen Jahr, die bestätigen, dass ihn fast 50 Prozent gerne vorne in einer Verantwortungsfunktion sehen würden. So erfolgreich ist noch kein Freiheitlicher gewesen. Damit kann man auch Kanzler werden.

Johannes Huber betreibt den Blog dieSubstanz.at – Analysen zur österreichischen Politik

  • VIENNA.AT
  • Johannes Huber
  • Straches Gegner? Strache
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen