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„Die Kroaten haben den Club ‚MaCorona‘ getauft“

Marko Kalabota verbringt aktuell seinen Urlaub in Kroatien. Der Bregenzer meidet Menschenansammlungen
Marko Kalabota verbringt aktuell seinen Urlaub in Kroatien. Der Bregenzer meidet Menschenansammlungen ©Privat
Der 36-jährige Bregenzer Marko Kalabota berichtet für WANN & WO über seinen aktuellen Urlaub in Kroatien – trotz Reisewarnung sieht er die Pflicht in der Eigenverantwortung.

von Joachim Mangard/Wann & Wo

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„Ich bin bereits eine Woche vor der Reisewarnung nach Kroatien angereist. Gefühlt hat sich aber alles innerhalb von zwei Tagen geändert. Zumindest begann da die mediale Berichterstattung, welche die Covid-Problematik in der Region hochschaukeln ließ“, erzählt der Digital Marketplace Manager gegenüber WANN & WO. Mulmiges Gefühl habe er deswegen aber keines, er habe sich schon vor Reiseantritt bewusst mit den Gefahren auseinander gesetzt und vertraue auch auf die dortigen Maßnahmen wie Maskenpflicht, Abstand und ein gewisses Maß an Eigenverantwortung.

Ischgl des Balkans?

„Ich bin an dem Tag nach Makarska angereist, als der Hot-Spot-Club ‚Makarena‘ geschlossen hat. Davon erfahren habe ich durch eine kroatische Zeitung, welche den Club ‚MaCorona‘ getauft hat. Ab diesem Tag traten auch die neuen Regelungen der Regierung in Kraft, etwa dass Nachtclubs um Mitternacht schließen müssen. Ich würde es dennoch nicht mit Ischgl vergleichen, da sehr schnell und richtig reagiert wurde“, informiert der Digital-Experte. Kritik übt der 36-Jährige an der medialen Berichterstattung – vor allem am österreichischen Boulevard: „Wenn man die Zahl der Infizierten in Relation mit der Einwohnerzahl sowie mit den Touristen setzt, ist das alles noch nicht so gravierend. Es braucht auf jeden Fall ein gesundes Bewusstsein für das Thema. Ich persönlich empfinde die mediale Berichterstattung übertrieben – aber ja, mit Angst verdient man Geld.“

Eigenverantwortung als Schlüssel

Entgegen der allgemeinen Tendenz, den Balkan zu stigmatisieren, lobt der Bregenzer die lokalen Maßnahmen: „Die Kroaten machen das gut hier – die Vorkehrungen sind nicht so lachs wie in Österreich. Es gilt quasi überall Maskenpflicht. Überall stehen Desinfektionsmittel – sogar an Stränden alle 50 bis 100 Meter. In Makarska saß ich in einem Restaurant nachmittags bei 30 Grad im Schatten. Ein Kellner hatte seine Maske unter der Nase getragen, weil es einfach zu heiß war. Das Ordnungsamt kontrolliert regelmäßig – der Kellner bzw. das Restaurant bekam direkt eine Strafe.“ Kalabota sieht jeden Einzelnen und dessen Eigenverantwortung in der Pflicht. „Ich habe Masken und Desinfektionsmittel eingepackt, wasche und desinfiziere mir regelmäßig die Hände, vermeide größere Clubs und volle Bars“, so der gebürtige Kroate.

Boomerang für Österreich?

Dass die Kroaten mit Argwohn die ausländischen Unkenrufe goutieren, liegt auf der Hand. „Ich halte das ‚Auslandsreisen-Bashing‘, gerade von Seiten der österreichischen Regierung, für völlig überzogen. Man hätte das alles gemäßigter angehen können. An dem besagten Wochenende gab es regelrecht eine Landflucht der Österreicher. Viele kroatische Gastgeber und Hoteliers haben den Urlaubern das Geld zurück erstattet und auf Storno-Gebühren verzichtet. Dennoch haben viele Österreicher dadurch Schaden erlitten. Für die Kroaten war die Meldung eine Katastrophe – das Land ist leider vom Tourismus abhängig, weil es eine korrupte Regierung nicht schafft, ein Umfeld für eine gesunde Wirtschaft zu ermöglichen. Mir tun die Menschen hier leid, viele werden den Sommer wirtschaftlich nicht überleben. Es fühlt sich zum Teil an, wie eine rein politische Maßnahme Österreichs, um das Geld der Touristen in Österreich zu halten – das ist in etwa auch die Meinung der Kroaten.“ Im Umkehrschluss könne sich das Ganze auch als eine Art Boomerang für Österreich erweisen, denn auch der heimische Tourismus lebt vor allem von Gästen aus dem Ausland, auch aus Kroatien. „Ich denke, die Kroaten werden dann entsprechend im Winter reagieren. Nicht nur die Regierung, sondern auch die Menschen. In einem Gespräch sagte ein Kroate zu mir: „Ahh Jebiga, dann gehen wir im Winter halt nicht in Österreich Skifahren“, schließt Kalabota. Und bereitet sich langsam aber sicher auf die Rückreise vor – inklusive Corona-Tests und einem gesunden Respekt vor einer möglichen Quarantäne.
Zitat: „Für die Kroaten war die Meldung eine Katastrophe – das Land ist leider vom Tourismus abhängig, weil es eine korrupte Regierung nicht schafft, das Umfeld für eine gesunde Wirtschaft zu ermöglichen.“ Marko Kalabota über die Situation im Anschluss an die österreichische Reisewarnung.Zur Person Name: Marko Kalabota Wohnort, Alter: Bregenz, 36 Beruf: Digital Marketplace Manager Reiseroute in Kroatien: Sibenik – Makarska – Split – Hvar.

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