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"Storchenwunder" im Rheintal

Rheintal - Trotz Regens und Kälte verzeichneten die Weißstörche einen sensationellen Bruterfolg.
Störche bei Nestbau in Schwarzach
Storch in Koblach
Störche in Wolfurt
VOL Live in Wolfurt

Die Jungdamen können locker bleiben, die Klapperstörche sind gegenwärtig mit dem Aufzug des eigenen Nachwuchses vollbeschäftigt und haben keine Zeit zum Kinderbringen. 33 Brutpaare legten heuer im Vorarlberger und St. Galler Rheintal von Liechtenstein bis an den Bodensee Horste an. Einige Ausfälle gab es wegen der nassen Maitage und dann auch noch der Schafskälte, aber gegenwärtig werden rund 50 Jungstörche aufgepäppelt. „Für mich ist das ein Storchenwunder, bei dem Wetter“, sagt der Toggenburger Reto Zingg, Obmann des Vereins „Rheintaler Storch“. „Der Bestand der Weißstörche hat sich im Rheintal in den letzten zwei Jahren verdoppelt und dürfte jetzt etwa gleich hoch wie vor 200 Jahren sein.“ Die Vögel haben vor allem die künstlich errichteten Horstunterlagen gut angenommen. Im Rheindelta ziehen zwei Paare Junge auf, in Hard eines, drei in Lusten­au, zwei in Koblach, eines in Dornbirn, etliche Störche brüteten jenseits des Rheins. Fehlgeschlagen sind Brutversuche in Schwarzach und Wolfurt.

Beringen der Jungvögel

„Wir sind daran, die Jungvögel zu beringen, damit wir sie später wiedererkennen können“, sagt Zingg. Auch Vorarlberger Vogelkundler werden sich diese beschwerliche Arbeit antun und auf die Bäume und Nistmasten klettern. So sie noch nicht flügge sind, ist das Beringen der Störche kein Problem. „Die Altvögel verlassen zwar bei der Annäherung des Menschen das Nest, kehren aber schnell wieder zurück. Die Jungen hingegen stellen sich im Nest einfach tot und können so leicht markiert werden.“ Die Erfolgsgeschichte der Störche, die im Rheintal nur noch vereinzelt als Zuggäste zu sehen waren, begann vor zwanzig Jahren. „Damals hat man Weißstörche aus dem Kanton Solothurn auf dem ,Storchenhof‘ in Kriessern angesiedelt. Anfänglich wurden sie in Gehegen gehalten oder durch Stutzen der Flügel am Wegziehen gehindert“, schildert Zingg. Inzwischen sind dort keine Störche mehr, die zuerst halbdomizierten Vögel sind völlig ausgewildert, die Jungen zogen jeden Herbst ab und brachten vielfach Partner mit. Störche aus unseren Breiten ziehen bis auf Ausnahmen über den Winter auf der Westroute in den Süden, die meisten über das Rhonetal, Spanien und Gibraltar nach Afrika. „Wenn sich auch im Winter Störche im Rheintal aufhalten, sind das meist Gäste aus dem Norden, die dort lebenden Populationen halten Kälte und ein paar Tage Schnee besser aus.“ Gegenwärtig sind besonders in den frisch gemähten Wiesen neben Landstraßen in Vorarlberg ganze Ansammlungen von Störchen zu sehen, die eifrig nach Nahrung suchen. „Das sind Bruten versorgende Elternvögel, aber vielfach auch Singles. Störche werden erst mit vier Jahren geschlechtsreif und verpaaren sich erst dann.“ Zu ihnen gesellen sich auch Tiere, die die Brut verloren geben mussten.

Drei Kilo Futter

Die Störche fressen Mäuse, Amphibien von Fröschen bis zur Ringelnatter, Würmer, Insekten und können gut auch auf Fettwiesen ihr Auskommen finden. Ein Elternpaar mit zwei Jungen braucht pro Tag rund drei Kilo Futter, das im Kropf zu den Nestlingen getragen und für sie ausgewürgt wird. Den Störchen wird aber oft angekreidet, dass sie bedrohte Amphibienbestände plündern. Reto Zingg will die Bedenken zerstreuen: „Wasserfrösche gibt es genug, da ist sicher keine Gefahr. Und der stark bedrohte Laubfrosch lebt auf Büschen und Bäumen, diese suchen die Störche sicher nicht nach Futter ab.“

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