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Steueraffäre - Rund 150 Österreicher auf Steuer-CD aus Liechtenstein

Die deutsch-liechtensteinische Steuer-Affäre hat erwartungsgemäß Österreich erreicht: Rund 150 Österreicher enthält die Liechtensteiner Daten-CD, die dem deutschen Bundesnachrichtendienst (BND) zugespielt worden ist.

Laut Finanzministerium in Wien beruht diese Angabe auf dem aktuellen Stand von Informationen, die die österreichische Steuerfahndung im Rahmen “direkter Kontakte” mit den deutschen Behörden erhalten habe.

Derzeit sind Experten der österreichischen Steuerfahndung in Deutschland, um von den dortigen Behörden Österreich-relevante Informationen von dieser Liechtensteiner Datei zu erhalten. Die Datenauswertung seitens der Deutschen läuft noch. Damit dürfte die ausgewertete Liste erst in etwa zwei Wochen an Österreich gehen, hieß es am Dienstag aus dem Ministerium.

Auf Basis der dem BND zugespielten Daten über deutsche Steuersünder laufen vor allem in Deutschland Steuer-Razzien, der bisher prominenteste Fall betraf den mittlerweile zurückgetretenen deutschen Post-Chef Klaus Zumwinkel.

Die Bank des liechtensteinischen Fürstenhauses, die LGT Group, hatte Ende Februar offiziell mitgeteilt, die dem deutschen Bundesnachrichtendienst zugespielten Datensätze beträfen etwa 1.400 Kundenbeziehungen der LGT Treuhand, die vor Ende 2002 eingegangen wurden. Rund 600 Kunden davon seien in Deutschland wohnhaft. Bei der in Medien wiederholt genannten Zahl von 4.527 Datensätzen handle es sich um die Begünstigten aller Stiftungen, die sich im gestohlenen Datenmaterial der LGT Treuhand befänden, hatte die LGT in einer Aussendung erklärt. Diese Zahl sei nicht zu verwechseln mit der Anzahl Kunden, die Anlagen in eine oder mehrere Stiftungen mit jeweils einem oder mehreren Begünstigten getätigt hätten.

Laut Ministerium in Wien funktioniert die Zusammenarbeit im Zusammenhang mit der Steueraffäre um liechtensteinische Stiftungen zwischen den heimischen Finanzbehörden und den deutschen Behörden “reibungslos”. Die deutschen Behörden hätten Österreich davon in Kenntnis gesetzt, dass sie voraussichtlich noch etwa zwei Wochen benötigen werden, um die Daten-CD auszuwerten. Danach würden die Daten an Österreich übermittelt.

“Dann wird das Finanzministerium die Daten gründlich prüfen und jedem Verdachtsfall konsequent nachgehen”, teilte das Ressort von Finanzminister Wilhelm Molterer am Dienstag mit.

Dass eine Liste mit voraussichtlich 150 Österreichern existiert, bedeutet nach Angaben des Ministeriums freilich noch nicht, dass tatsächlich ein Finanzstrafvergehen vorliege. “Das wird nach Erhalt der Daten eingehend zu prüfen sein.”

Eine Selbstanzeige bei Abgabenhinterziehung könne vor den Konsequenzen des Finanzstrafrechtes schützen – allerdings nur, wenn sie rechtzeitig erfolge, betonte das Ministerium weiter. “Rechtzeitig” erfolgte eine Selbstanzeige unter anderem dann, wenn das Delikt von der österreichischen Behörde noch nicht entdeckt wurde und noch keine konkreten Verfolgungshandlungen eingeleitet wurden.

Um welche Geldbeträge es in österreichischen Verfahren gehen könnte, ist bisher nicht bekannt. Ab einer Summe von 75.000 Euro wird Steuerhinterziehung ein Fall für den Staatsanwalt bzw. die Strafgerichte. Darunter gehört der Fall üblicherweise den Finanzverwaltungsbehörden.

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