Sternsingen 2026: Hilfe für Tansania steht im Mittelpunkt
2026 sollen die gesammelten Hilfsgelder insbesondere Projekten zur Nahrungssicherung, zur Förderung nachhaltiger Landwirtschaft und Stärkung von Frauen- und Kinderrechten im Schwerpunktland Tansania zugutekommen.
Das teilte die Dreikönigsaktion (DKA) am Mittwoch mit. In Tansania prägen Hunger, Wassermangel und Armut den Alltag. Rund ein Drittel der Bevölkerung lebt unter der Armutsgrenze, viele Kinder sind chronisch unterernährt. Die Klimakrise verschärft die Situation dramatisch.
Die DKA-Partnerorganisationen Pastoral Women's Council (PWC) im Norden Tansanias und Human Life Defense Department (HLDD) im Westen schulen Menschen in ländlichen Gegenden in klimaangepassten Landbau, stellen Kredite und Saatgut zur Verfügung, um das Einkommen von Familien und die wirtschaftliche Unabhängigkeit von Frauen zu stärken; zudem sensibilisieren sie für die Rechte von Frauen und Kindern. Auch die Organisation von Spar- und Kreditgruppen trägt insbesondere in entlegenen Regionen ohne Zugang zu Banken oder Finanzinstituten zur finanziellen Sicherheit der Menschen bei. Die daran Beteiligten können Beträge ansparen, sich gegenseitig Kredite gewähren, gemeinsam größere Ausgaben stemmen und ihre wirtschaftlichen Tätigkeiten ausbauen.
Sternsingen 2026 unterstützt Hilfsprojekte in Tansania: Nahrungsversorgung sichern
HLDD unterstützt unter anderem Kleinbäuerinnen und -bauern im Bezirk Biharamulo mit einem Programm für Nahrungssicherheit. In Schulungen lernen Bauern und Bäuerinnen, den Boden vorzubereiten, gezielt zu bewässern und klimaresistente Pflanzen anzubauen. Saatgut, Setzlinge und fachliche Begleitung helfen beim Aufbau stabiler Erträge. Die Ernteerfolge bringen noch weitere Vorteile mit sich, berichtete Godfrey Baraka Rusasa, Pfarrer der Gemeinde Biharamulo und Leiter von HLDD, im Interview mit Kathpress. "Wenn Familien genug zu essen haben, herrscht mehr Frieden in den Familien, Kinder können zur Schule gehen und es gibt mehr Entwicklung in der Durchsetzung von Frauen- und Kinderrechten." In den Partnerdörfern könnten heute deutlich mehr Familien anstatt einer wieder drei Mahlzeiten am Tag einnehmen.
HLDD betreibt auch Programme zur Stärkung von Frauen, Förderung der Geschlechtergleichstellung zur Einkommenssicherung sowie klimabezogenen Themen, "die alle dazu beitragen, den ländlichen, schutzbedürftigen Gemeinschaften zu einer gesicherten Lebensgrundlage zu verhelfen", betonte Athanas Kiyumbi, der als Projektleiter für den Zuständigkeitsbereich Ernährungssicherheit auch hilft, Schulernährungsprogramme in den Dorfgemeinschaften umzusetzen.
Fokus auf Kinder- und Frauenrechte
Eine gesicherte Lebensgrundlage ist eng verbunden mit der Stärkung der Rechte von Frauen und Kindern sowie der Verhinderung von Kinderarbeit, wie Rusasa darlegte. "Kinder müssen ihre Rechte kennen und sicher zur Schule gehen können." Mit Informationsprogrammen an Volks- und Mittelschulen, Verbesserungen bei Wasserzugang und energieeffizienten Kochstellen will HLDD Kinderarbeit und Gewalt reduzieren. Wasserstellen liegen oft mehrere Kilometer entfernt, wobei das Wasserholen Aufgabe von Mädchen und Frauen ist, die oft stundenlang unterwegs und dabei Gefahren ausgesetzt sind.
Besonders geachtet wird auf Frauen in der Gemeinschaft, die zwar nicht gesetzlich, aber alten Traditionen nach kein Land besitzen dürfen, keinen Zugang zu Geld oder Gemeinschaftsressourcen haben, nicht an Versammlungen teilnehmen können und keinen Zugang zu Führungspositionen haben. "Wenn Frauen zurückgelassen werden, gibt es auch keine Fortschritte in der Entwicklung der gesamten Gemeinschaft", so Rusasa. Sie sollen stärker über Einkommen und Ressourcen entscheiden können und durch die Programme von HLDD mehr wirtschaftliche Eigenständigkeit gewinnen.
Gleichzeitig geht es um gerechtere Verantwortungsaufteilung in der Familie. "Wir wollen, dass Männer und Frauen gemeinsam Entscheidungen treffen. Dafür müssen wir zuerst ein Bewusstsein schaffen. Es muss in den Herzen der Menschen verankert werden." Positiv stimmen Rusasa die vielen positiven Veränderungen, die in den letzten 30 Jahren seit Bestehen der katholischen Organisation gelungen seien. "Wir sehen gestärkte Frauen, die auch ohne die Hilfe eines Mannes überleben können. Wenn dieser Geist der Veränderung anhält, werden wir in den nächsten zehn bis zwanzig Jahren in einer anderen afrikanischen Gesellschaft leben."
Wirtschaftliche Selbstständigkeit
Für die Stärkung von Frauenrechten und die wirtschaftliche Selbstständigkeit von Frauen in etwa 90 Massai-Dörfern in den Bezirken Ngorongoro, Longido und Monduli in der Region Arusha setzt sich der Pastoral Women's Council (PWC) ein. Frauen und Mädchen des Massai-Volks erfahren in ihren Gemeinschaften Benachteiligung, haben nur wenig Mitspracherecht und häufig keinen Zugang zu Bildung oder Geld. "Mädchen müssen die Hausarbeit erledigen und die Eltern wählen einen Ehemann für das Kind aus. Häufig werden sie bereits mit vierzehn Jahren zwangsverheiratet", beschrieb Timothy Ole Yaile, der sich in der Organisation für Gender-Gerechtigkeit einsetzt, die patriarchalen Strukturen in den Hirten-Gemeinschaften.
Zudem sei trotz eines gesetzlichen Verbots auch weibliche Genitalverstümmelung verbreitet. "Es beruht auf der alten, aber noch tief in den Köpfen verwurzelten Vorstellung, eine unbeschnittene Frau sei unrein." Frauen, die nicht beschnitten werden, müssten befürchten, nicht verheiratet und ausgestoßen zu werden. In den sogenannten "Women's Rights and Leadership Forums" (WRLFs) der Organisation schließen sich jeweils 20 Frauen und fünf Männer zusammen, um die gefährlichen Folgen der weiblichen Genitalverstümmelung (FGM) verständlich zu machen, aber auch um über Besitzrechte zu informieren, wenn ein Mann eine Frau verlässt oder stirbt.
Unterschiedliche Kurse von PWC, die im Rahmen des einjährigen Programms stattfinden, unterstützen Frauen auch darin, wirtschaftlich selbstständig zu werden. "Wenn eine Frau wirtschaftlich gestärkt wird, ist das der erste Schritt: Ihre Selbstständigkeit reduziert bereits viele Formen der Unterdrückung", so Yaile, Leiter der Klimawandel-Abteilung. Frauen werden im Unternehmertum und in der Landwirtschaft geschult, um Geschäfte und Betriebe aufzubauen, die ihre Familien ernähren.
"Village Community Banks"
Gemeinsam werden aktuell etwa mit Dorfverwaltungen Flächen ausgemacht, die durch Bodenerosion zerstört wurden oder brach liegen. Frauen bereiten den Boden auf, säen Grassamen und ernten sowohl Samen zum Verkauf als auch Heu für die Viehversorgung. Zudem unterstützt PWC Gemeinden beim Aufbau von Regenwassersammelsystemen, um Wasserknappheit abzumildern und sowohl Haushalte als auch Vieh zu versorgen.
Im Rahmen des Programms organisieren sich die Frauen auch in Spar- und Kreditgruppen, den "Village Community Banks", in denen sie Beträge ansparen und sich gegenseitig Kredite gewähren können. Immer mehr Frauen aus pastoralistischen Gemeinden erreichen so wirtschaftliche Unabhängigkeit und können in das investieren, was ihnen wichtig ist: insbesondere in die Bildung ihrer Kinder, vor allem der Mädchen, sowie in die Verbesserung der Ernährung und des allgemeinen Wohlbefindens ihrer Familien. Um die Gruppen langfristig zu stärken, wurde zudem eine Mikrofinanzinstitution von PWC gegründet, über die größere Kredite zu niedrigen Zinsen vergeben werden können, sodass die Frauen ihre Geschäfte erweitern können.
"Die Frauen gewinnen neues Leben, neue Hoffnung und Freude - weil sie eigenes Geld besitzen, finanziell unabhängig sind. Auch die Beziehung zwischen den Partnern verbessert sich, da die Männer das Potenzial ihrer Ehefrauen erkennen", berichtete Stellar Millya, Leiterin der Women Economic Empowerment-Abteiltung von PWC. Als die Organisation mit ihrer Arbeit begann, durften viele Frauen nicht an den Treffen teilnehmen, insbesondere die jüngsten Ehefrauen nicht, weil man ihnen nichts zugetraut hat, so Millya. Mittlerweile habe sich das "Mindset" geändert und Kinder und Ehemänner ermutigten die Frauen, zu den Kursen zu gehen.
20 Millionen für Menschen in Not
In Österreich werden auch heuer wieder an die 85.000 Sternsingerinnen und Sternsinger in fast 3.000 Pfarren unterwegs sein. Im Vorjahr konnten dabei rund 20,5 Millionen Euro für Menschen in Not gesammelt werden. Seit 1954 haben Kinder und Jugendliche 560 Millionen Euro an Spenden akquiriert. Gemeinsam mit Partnerorganisationen, kirchlichen Einrichtungen und NGOs setzt sich die DKA für die Stärkung der Rechte von Kindern und Jugendlichen, sichere Lebensmittelversorgung und nachhaltige Wirtschaft ein. Das Hilfswerk der Katholischen Jungschar unterstützt rund 50 Armutsregionen weltweit.
(APA/Red)