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Stäbchenhochsprung in 2D

&copy Büro X, Wien
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Eine Mischung aus schräger Impro-Show, zweidimensionalem Manga-Comic und fröhlichem Sushi-Essen boten Stephanie Cumming und Johnny Schoofs am Samstag im Rahmen des ImPulsTanz-Festivals im Museumsquartier.

Das zahlreich am Boden hockende Publikum würdigte die gelungene Uraufführung von „Running Sushi“ des Kollektivs „liquid loft“ mit viel Applaus. Auch wenn der 60-minütige Abend wie heuer so oft nicht ohne splitternackte Körper auskam, zeigte Choreograf Chris Haring eine schlüssige, ironische Inszenierung mit viel Muskelspiel.

Die „Speisekarte“ erhielt das Publikum schon vorab in Form von zwölf Spielkarten, die jeweils mit Titel und dazugehöriger Zeichnung der zwölf Szenen ausgestattet waren. Wie im „Running Sushi“-Restaurant pickten die Zuschauer nach Belieben jene Speisen, die ihnen zu Beginn auf zwei Tabletts vorgesetzt wurden. Die Reihenfolge der Häppchen bestimmte also den Ablauf des Abends, das Publikum fungierte als Cutter des gebotenen Bildmaterials.

Das Menü reichte von der nüchternen Zusammenfassung eines schrägen japanischen Kinofilms bis zu spannenden Balance-Akten der Tänzer. Die Stimmen, oft bis zur Unkenntlichkeit verzerrt, kamen vom Tonband, auf der Bühne machte man sich Gedanken über den von Takashi Murakami geprägten Begriff „superflat“, der nicht nur das zweidimensionale Comic als Kommunikationsform, sondern auch eine sich inhaltlich egalisierende Gesellschaft der Post-Post-Moderne charakterisiert.

In jeweils fünfminütigen Performances fühlten Stephanie Cumming und Johnny Schoofs etwa der stereotypen Beziehung zwischen Mann und Frau nach: so spannte man beispielsweise zwei Dutzend Stäbchen zwischen die beiden zuckenden Körper, näherte sich einander in verschiedensten Stellungen oder brüllte beim Anblick des nackten Körpers des Gegenübers vor Entsetzen. Eine andere Szene führte die in Europa mittlerweile zu Alltagsausdrücken mutierten japanischen Vokabeln ad absurdum: „Wasabi ist eine Krankheit“, „Miso ist der beste DJ von Osaka“ oder „Sashimi ist der Name des neuen Films von Bruce Lee“.

Ein andermal diente das japanische Besteck als Taktstock für die zuckenden Bewegungen, eine Szene später in Kombination mit einer Orange als „Baustein“ als ungeliebter Nachwuchs. Trotz des Zufallsprinzips fügte sich der Abend zu einem großen Ganzen zusammen. Ein kurzweiliges Bild jagte das nächste, Animation gelungen.

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