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Statement vor 1. Ministerrat der Übergangsregierung: Kurz will Staatskrise verhindern

Vor dem 1. Ministerrat der Übergangsregierung gab Sebastian Kurz ein Statement ab.
Vor dem 1. Ministerrat der Übergangsregierung gab Sebastian Kurz ein Statement ab. ©APA/HERBERT NEUBAUER
Vor dem ersten Ministerrat der Übergangsregierung gab es noch ein Statement von Bundeskanzler Kurz. Er warb dabei auch indirekt dafür, auf einen Misstrauensantrag zu verzichten.
Bilder vom Ministerrat

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) hat in einer Pressekonferenz vor dem ersten Ministerrat der Übergangsregierung versichert, alles zu, “dass aus der Krise einer Partei nicht eine Krise des Staats wird”. Am Wahlsonntag hätten die Menschen dann ohnehin die Chance zur Richtungsentscheidung, warb er indirekt dafür, auf einen Misstrauensantrag zu verzichten.

Namen der Übergangsregierung zuvor mit Opposition besprochen

Kurz betonte auch, dass er die Namen der Übergangsregierung bereits im Vorfeld der Opposition genannt habe, zunächst der Vorsitzenden der SPÖ Pamela Rendi-Wagner. Auch werde er noch heute weitere Gespräche mit den Vorsitzenden der Parlamentsparteien führen.

Klar gestellt wurde von Kurz ferner, dass seine Übergangsregierung andere Aufgaben zu erfüllen haben werde als eine klassische Regierung. Es werde nicht darum gehen, inhaltliche Konzept umzusetzen, sondern Stabilität bis zum Wahlgang zu gewährleisten.

Kurz sieht Misstrauensantrag “nicht als Damoklesschwert”

Kurz gab zu verstehen, dass er den Misstrauensantrag “nicht als Damoklesschwert” sehe. Die Entscheidung treffe das Parlament und nicht er. Zu den von der SPÖ geforderten vertrauensbildenden Maßnahmen sagte er zu, behutsam bei Budget- und Personalentscheidungen vorgehen zu wollen: “Eine Übergangsregierung trifft keine Entscheidungen, die groß über den Wahltag hinaus Auswirkungen haben.”

“Ich kann nur eines tun: meiner Aufgabe, meiner Verantwortung bestmöglich nachzukommen”, betonte der Kanzler, angesprochen auf den Misstrauensantrag. “Der Bundespräsident hat mit mir gemeinsam nach der Enthüllung am Freitag zahlreiche Gespräche geführt. Wir waren uns einig, dass wir uns bemühen sollten, eine stabile Übergangsregierung sicherzustellen” – und er habe sich darum bemüht, das zu erfüllen. “Ich habe meine Verantwortung wahrgenommen, habe meinen Beitrag erfüllt.”

Auch sei er “selbstverständlich im Gespräch mit den anderen Parteichefs”, betonte Kurz mehrmals während der Pressekonferenz. Gleichzeitig sagte er, die Frage des Umgangs mit dem angekündigten Misstrauensantrag liege bei den Abgeordneten: “Die Entscheidung, die im Parlament getroffen wird, wird dort getroffen und nicht von mir.”

Ministerämter mit ÖVP-nahen Mitarbeitern besetzt: Kurz weist Kritik zurück

Kritik, dass die Kabinette der neuen Minister mit ÖVP-nahen Mitarbeitern besetzt werden, wies Kurz zurück. “Ja, es stimmt, ich habe hier auf Personen aus meinem Team zurückgegriffen. Ich bin allen meinen Mitarbeitern sehr, sehr dankbar, dass sie in den vergangenen Tagen fast rund um die Uhr im Einsatz waren.” Es gehe dabei um die “bestmögliche Unterstützung” für die neuen Minister, denen er die völlige Unabhängigkeit bei der Personalauswahl zusagte. “Die Minister treffen ihre Entscheidungen frei, aber ich habe es als meine Aufgabe gesehen, sie bestmöglich zu unterstützen.”

“Das bedeutet nichts für die Zukunft, das ist auch keine Einflussnahme. Es geht ja jetzt nicht darum, inhaltliche Weichenstellungen zu treffen”, betonte er, sondern darum, “Entscheidungen zu treffen, die absolut notwendig sind, sie zu treffen, nicht aber um Entscheidungen, die groß über den Wahltag hinaus Auswirkungen haben.” Daher gelte es, behutsam bei Budget- und Personalmaßnahmen vorzugehen. “Es geht nicht darum, Politik für die Zukunft zu machen.”

Hinsichtlich der Erwartungen an den neuen Innenminister betonte Kurz, diese seien “ganz klar: Alles zu tun, um für volle Aufklärung zu sorgen, sowohl was die Inhalte wie auch, was die Herkunft des Videos betrifft.”

SPÖ wirft Kurz “Scheingespräche” vor

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) dürfte mit seinem Vorgehen bei der Erstellung seines Übergangskabinetts nicht gerade Vertrauen in der SPÖ dazugewonnen haben. Der ÖVP-Obmann habe zuvor lediglich “Scheingespräche” geführt, hieß es aus dem Büro von SPÖ-Obfrau Pamela Rendi-Wagner gegenüber der APA. Es habe zu keinem Zeitpunkt eine echte Einbindung in den Vorgang gegeben.

Kurz traf JETZT-Chefin Stern

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) ist Mittwochnachmittag mit der Parteichefin der Liste JETZT, Maria Stern, zusammengetroffen. “Es war ein sehr gutes Gespräch”, sagte die Politikerin, deren Fraktion bei einer Nationalrats-Sondersitzung am Montag einen Misstrauensantrag gegen den Regierungschef einbringen will. Dies wolle man auch weiterhin tun, verwies sie auf die Oppositionsrolle ihrer Partei.

Kurz hatte Stern ins Bundeskanzleramt geladen. Es habe sich dabei um ein vertrauliches Gespräch gehandelt, berichtete Stern. Nur so viel: Es sei um die kommenden Monate gegangen. Die Liste-JETZT-Obfrau betonte auch, man wolle weiterhin über alle Parteigrenzen und Differenzen hinweg Gespräche führen. Den Misstrauensantrag gegen Kurz bezeichnete sie weiterhin als “richtig und wichtig”.

Rendi-Wagner bleibt nach Gespräch mit Kurz bei ihrer Linie

Die SPÖ will offenkundig Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) am Montag das Misstrauen aussprechen, zögert aber noch, es offen zu sagen. Nach einem Gespräch mit dem Regierungschef erging sich die Parteivorsitzende Pamela Rendi-Wagner jedenfalls neuerlich in der bekannten Kritik am ÖVP-Obmann, der aus ihrer Sicht keinen Konsens mit den anderen Fraktionen gesucht habe.

In einer Stellungnahme nach der Unterredung sagte sie, Regierungskrisen seien immer eine Zeit des Dialogs: “Da braucht es das Gespräch, da braucht es das Aufeinander-Zugehen – und das sehr rasch.” Das hätte sie an Stelle von Kurz am Wochenende sehr rasch gemacht und nach einer stabilen Lösung für die kommenden Monate gesucht: “Ich hätte mich für eine stabile Mehrheit im Parlament bemüht. All das ist nicht geschehen.”

Nach derzeitigem Stand habe sie ein “ganz eindeutiges Bild”, nämlich, dass die letzten Tage und die letzten 17 Monate nicht dazu beigetragen hätten, eine gute Vertrauensbasis zu schaffen. Aus Rendi-Wagners Sicht wäre der stabilste Übergang eine Regierung gewesen, die aus anerkannten parteiübergreifenden Persönlichkeiten bestehe, ist sie auch mit der Auswahl Kurz’ bezüglich des Ersatzes der FPÖ-Minister nicht zufrieden.

Misstrauensantrag: ÖVP und NEOS werden nicht zustimmen

Gemeinsam mit den Freiheitlichen hätten die Sozialdemokraten die notwendige Mehrheit, um dem Kanzler oder allenfalls der gesamten Regierung das Misstrauen auszusprechen. Dass die Liste JETZT für einen Misstrauensantrag ist, ist für den Erfolg des Vorhabens letztlich irrelevant. Würde die FPÖ nicht mitziehen und beispielsweise den Saal verlassen, blieben SPÖ und JETZT in der Minderheit gegenüber ÖVP und NEOS, die bereits angekündigt haben, einem Misstrauensantrag nicht zuzustimmen.

(APA/Red)

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