Starke Frauen – beeindruckender Mann

Dieser Satz stammt von einer der vom Nahost-Experten und ORF-Auslandskorrespondenten Karim El-Gawhary in seinem neuesten Buch „Frauenpower auf Arabisch” vorgestellten Frauen. 25 Portraits beeindruckender weiblicher Persönlichkeiten – unterschiedlichster Herkunft und sozialem Status – lassen Leser ihr Bild von „kopftuchtragenden grauen Mäusen” neu überdenken. Da sind beispielsweise zwei Stadtfrauen, die ihr wohlhabendes Leben mit dem einfachen auf dem Land getauscht und sich ein Grundstück gekauft haben, auf dem sie nun erfolgreich Tomaten anpflanzen. Oder das Portrait der einzigen LKW-Fahrerin in Ägypten, die sich als Führerin eines 30-Tonners zwischenzeitlich den Ruf einer Legende gemacht hat.
Licht und Schatten
Karim El-Gawhary portraitiert auch Verliererinnen und erzählt dabei von der besonders erschütternden Situation von Flüchtlingsfamilien in Syrien. „Ich habe einen Mann kennengelernt, der in den Libanon geflüchtet war. Er war stark verwundet. Da die Krankenhäuser in der Region völlig überlastet sind, wird Flüchtlingen oft die Behandlung verwehrt. Der Mann wäre bereit, seine Niere herzugeben, um im Gegenzug eine Behandlung seiner eiternden Wunden möglich zu machen.” Still, dass man eine Stecknadel fallen gehört hätte war es im bis auf den letzen Platz besetzten Sonnenbergsaal auch, als Karim El-Gawhary die Geschichte einer Flüchtlingsfrau erzählte: Das Boot, das die Frau mit ihren vier kleinen Töchtern ans sichere Ufer bringen hätte sollen, kenterte. Nur die Mutter hatte eine Schwimmweste an und konnte nicht alle Kinder über Wasser halten. Sie hätte nun entscheiden sollen, welches Kind sie als erstes loslassen und somit dem sicheren Tod übergeben sollte. Die Entscheidung wurde ihr abgenommen, nach und nach ließen die Kinder von selbst los und nur das älteste, achtjährige Mädchen überlebte. „Wenn angesichts solcher Geschichten Österreich beschließt, 500 syrische Flüchtlinge aufzunehmen – am liebsten noch Christen – dann ist es schlicht und einfach beschämend.” Und an die Zuhörer gerichtet: „Wir sollten uns auch ab und zu über die Gnade unseres Geburtsortes bewusst sein. Das ist nämlich reiner Zufall.” In seiner Arbeit als Journalist sei es ihm ein großes Anliegen, die Menschen hinter den Krisen- und Kriegssituationen zu sehen. Bei der anschließenden Diskussion kam auch die Frage auf, wie den der Konflikt in Syrien beendet werden könne. „Syrien ist ein strategisches Minenfeld. Hier einzugreifen erfordert ein gemeinsames Ziel”, erläuterte El-Gawhary.