Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Führungsorgane von Identec Solutions

Nach wpa-Informationen richten sich die Ermittlungen gegen den (Noch-)Aufsichtsratsvorsitzenden Martin Zumtobel und den langjährigen CEO Urban Siller. Es geht um den Verdacht des schweren Betruges, des versuchten schweren Betruges und der Untreue.
Staatsanwaltschaft bestätigt Ermittlungsverfahren
Heinz Rusch, Sprecher der Staatsanwaltschaft Feldkirch, bestätigte auf wpa-Anfrage, dass ein Ermittlungsverfahren gegen die genannten Personen am Laufen sei. Allerdings wolle die Staatsanwaltschaft zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine Konkretisierung machen - auch nicht zur möglichen Verdachtslage.
Zumtobel bestätigt Ermittlungen
Noch-Aufsichtsratsvorsitzender Martin Zumtobel bestätigte am Montagmittag, dass er Ende vergangener Woche innerhalb des Unternehmens darüber informiert worden sei, dass es offenbar ein Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft gebe. Allerdings wisse er derzeit noch nicht, worum es überhaupt gehe. Man werde in den nächsten Tagen versuchen, einen detaillierteren Einblick in die Angelegenheit zu bekommen.
Urban Siller, seit 2014 als CEO der Identec Solutions AG tätig, sagte auf wpa-Anfrage: "Ich erhielt jüngst ein Schreiben einer Vorarlberger Polizeidienststelle mit der Bitte, mich zwecks Terminvereinbarung zu melden. Darüber habe ich jene Personen informiert, die ich informieren muss."
Hat nichts mit den neuen Eigentümern zu tun
Für Identec Solutions kommen die jetzt bekannt werdenden Ermittlungen gegen zwei Führungsorgane zur Unzeit. Gerade kürzlich wurde die Lustenauer Firma mehrheitlich von dem Vorarlberger Unternehmen MH Global Invest GmbH übernommen, hinter dem der Unternehmer und Investor Mathias Muther und Gantner-Electronic-Geschäftsführer und IV-Vorarlberg-Präsident Elmar Hartmann stehen.
An dieser Stelle muss betont werden, dass die Detailinformationen zu der Angelegenheit, welche der wpa vorliegen, keinen Zusammenhang der Ermittlungen mit den neuen Mehrheitseigentümern zeigen. Dementsprechend fällt auch die Stellungnahme des neuen Identec Solutions-Miteigentümers Elmar Hartmann aus: "Uns ist seit kurzer Zeit bekannt, dass es Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen zwei Führungsorgane der Identec Solutions AG gibt. Diese Ermittlungen konzentrieren sich auf die Zeit vor unserem Unternehmenskauf. Sollten diese Ermittlungen tatsächlich in irgendeiner Form die Identec Solutions AG betreffen, so haben wir natürlich ein großes Interesse an einer lückenlosen Aufklärung", so Hartmann. Unabhängig von diesen Vorwürfen würden die neuen Eigentümer auch weiterhin fest an die Zukunft von Identec Solutions glauben.
Millionenverluste
Fakt ist, dass Identec Solutions seit Jahren in finanziellen Schwierigkeiten steckt und deshalb über längere Zeit hinweg einen Investor gesucht hat. Die Jahresabschlüsse der Identec Solutions AG zeigen seit beinahe zehn Jahren mehr oder weniger durchgehend rote Zahlen, häufig in Millionenhöhe. Auch wenn es sich dabei um die Einzelabschlüsse ohne Auslandstöchter und nicht die konsolidierten Jahresabschlüsse handelt, so darf davon ausgegangen werden, dass auch die konsolidierten Jahresabschlüsse - die Identec Solutions nicht veröffentlichen muss - nicht vor Gewinnen gestrotzt haben. Dem Vernehmen nach befand sich Identec Solutions in den Monaten vor der Firmenübernahme sogar in Insolvenzgefahr.
Bewusste Anschwärzung nicht auszuschließen
Fakt ist aber auch, dass die nunmehrige Sache mit der Staatsanwaltschaft für Außenstehende schwer zu beurteilen und auch nicht auszuschließen ist, dass sich die Vorwürfe in Luft auflösen. Denn es ist der Verdacht nicht von der Hand zu weisen, dass die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft auf einen ehemaligen Identec-Solutions-Mitarbeiter zurückzuführen sein könnten, der im Unfrieden ausgeschieden ist und dem Unternehmen bzw. den bisherigen Führungsorganen jetzt durch eine indirekt lancierte mediale Berichterstattung schaden möchte. Der wpa liegen jedenfalls Informationen vor, dass diese Variante im Bereich des Vorstellbaren liegt. Es ist jedenfalls nicht bekannt, wer konkret die Anzeige eingebracht hat. Aber rein die Berichterstattung über Ermittlungen der Staatsanwaltschaft schadet Personen und Unternehmen, auch wenn sie schlussendlich eingestellt werden. Die nächsten Schritte der Staatsanwaltschaft Feldkirch werden zeigen, ob an den Vorwürfen tatsächlich etwas dran ist.
Staatsanwaltschaft Liechtenstein ermittelt in millionenschwerem Fall
An anderer Stelle muss aber auch darauf hingewiesen werden, dass die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Liechtenstein rund um die insolvente Identec Group AG in Eschen und deren ebenfalls insolvente Anleihe-Vehikel IDG Anstalt (1-7) nach wie vor am Laufen sind. Das bestätigte die Staatsanwaltschaft Liechtenstein am Montag auf wpa-Anfrage. Die Identec Group AG war eigentumsrechtlich die "Großmutter" der Identec Solutions AG, bis sie der Liechtensteiner Insolvenzverwalter Bünyamin Taskapan im Sommer 2025 an MH Global Invest verkauft hat. In dem Zusammenhang gibt es bekanntlich schwere Vorwürfe gegen den Identec Group-Verwaltungsratspräsidenten Martin Zumtobel, der bei der Identec Solutions AG in Lustenau noch als Aufsichtsratsvorsitzender tätig ist. So sollen die Gelder der Anleihe-Zeichner nicht wie vorgegeben verwendet worden sein. Ob auch Gelder nach Lustenau geflossen sind, ist bislang weder bekannt noch bewiesen.
36 Millionen Schweizer Franken anerkannte Forderungen
Der Liechtensteiner Rechtsanwalt Antonius Falkner, der Insolvenzverwalter der sieben IDG-Anstalten, sagte auf wpa-Anfrage, dass er Forderungen der Gläubiger, die eine Anleihe gezeichnet haben, in Höhe von 36 Millionen Schweizer Schweizer Franken anerkannt habe. Man warte aufgrund der umfangreichen Ermittlungen von Wirtschaftspolizei und Staatsanwaltschaft Liechtenstein noch auf den nächsten Bericht in dem strafrechtlichen Ermittlungsverfahren. Es gelte zu klären, wohin diese Millionenbeträge tatsächlich gegangen seien.
Selbstverständlich gilt für die in dem Bericht genannten Personen die Unschuldsvermutung.
(Wirtschaftspresseagentur)