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St. Veit an der Glan: Zehn Menschen wegen Hangrutschgefahr evakuiert

In St. Veit an der Glan wurden zehn Personen evakuiert.
In St. Veit an der Glan wurden zehn Personen evakuiert. ©Canva (Symbolbild)
In den südösterreichischen Überschwemmungsgebieten bleibt die Lage instabil: Sonntagabend sind in St. Veit an der Glan zehn Bewohner von Häusern evakuiert worden, weil ein Hangrutsch befürchtet wurde.
Hochwasser in Kärnten forderte ein Todesopfer
Hochwassergefahr im Süden Österreichs

Die Obermühlbacher Straße wurde komplett gesperrt, nachdem größere Bereiche des Banketts stark unterspült und teilweise sogar weggebrochen waren, teilte die Landespolizeidirektion Kärnten am Montag in der Früh mit.
Hangrutschungen waren nun und bleiben wohl auch in den kommenden Tagen das größte Problem. Die Landesgeologen befanden sich im Dauereinsatz, ebenso wie die Feuerwehren. Am Vormittag tagten die Krisenstäbe - die Gefahr werde noch zumindest bis Dienstag anhalten, hieß es danach in Kärnten.

"Das Wetter entspannt sich etwas, die Gefahr ist aber noch nicht gebannt", erklärte der Kärntner Katastrophenschutzreferent Daniel Fellner (SPÖ) vor Journalisten. Befürchtet werden neue Niederschläge. "Auch kleinere Einträge in die aufgeweichten Hänge könnten zu Folgeschäden führen", sagte Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ). Das war am Montag in den drei Gemeinden Bad Eisenkappel, Globasnitz und Neuhaus im Bezirk Völkermarkt zu befürchten: "Da drohen gewaltige Rutschungen", so Kaiser. In diesem Zusammenhang appellierte Fellner, die nach wie vor aufrechten Zivilschutzwarnungen ernst zu nehmen: "Die Warnungen machen wir nicht weil wir lustig sind, sondern weil Leib und Leben in Gefahr sind, wenn man das Haus verlässt."

Seit Beginn der Unwetter in der Nacht auf Freitag haben die Kärntner Feuerwehren mehr als 3.500 Einsätze bewältigt, mehr als 4.200 Feuerwehrleute standen im Einsatz - neben jenen aus den betroffenen Bezirken auch Mitglieder des Katastrophenschutz-Zuges aus Oberkärnten und mehr als 200 Feuerwehrleute aus Niederösterreich, die mit Großpumpen angerückt waren. Laut Kaiser habe man heuer mit 18.000 Feuerwehreinsätzen in Kärnten bereits so viele verzeichnet wie im gesamten Jahr 2021.

Kaiser appellierte am Montag auch an den Bund, wegen der steigenden Unwettergefahr die Katastrophenschutzmittel aufzustocken: "Die Länder und Gemeinden werden es alleine nicht schaffen, es bricht leider eine neue Ära an." Er werde sich auch um Geld aus dem EU-Solidaritätsfonds bemühen, das für den Einsatz nach "Major Disasters" - so der Fachausdruck - ausbezahlt wird. Davon abgesehen, soll in Kärnten rasch Geld aus einem Soforthilfefonds für die vom Hochwasser Betroffenen fließen.

Einen Erdrutsch hat es auch beim Stift St. Paul im Lavanttal gegeben, berichtete der "Kurier": Teile einer Mauer rund um den Stiftsgarten seien abgebrochen, Personen aber nicht gefährdet. Am Montag wurde auch mit sofortiger Wirkung ein Motorbootverbot am Wörthersee verhängt. Begründet wird das damit, dass zahlreiche Stege und andere Hindernisse durch den hohen Pegel unter Wasser liegen und damit von den Booten aus nicht zu erkennen sind. Das Bundesheer war am Montag in Kärnten mit 130 Soldatinnen und Soldaten sowie zwei Hubschraubern im Assistenzeinsatz.

Kärntner Polizei von Verkehrsteilnehmer alarmiert

Die Kärntner Polizei war von einem Verkehrsteilnehmer gegen 19 Uhr alarmiert worden. Neben der Straße wurden auch die Zugangsbereiche zum unterhalb liegenden Vituspark sowie die dort befindlichen Wandersteige gesperrt. In der Nähe der Herzogstadt musste am Sonntag das erste Todesopfer der Hochwasserkatastrophe in Südösterreich beklagt werden. Ein Mann aus dem Bezirk St. Veit war am gesperrten Glanradweg zwischen Raggasaal und Karnburg unterwegs gewesen, als er vom Wasser in den Fluss gerissen wurde. Nach einer Suchaktion wurde er im Bereich Karnburg leblos im Wasser treibend gesichtet und von der Wasserrettung Krumpendorf geborgen. Der Mann verstarb im Klinikum Klagenfurt.

Nachströmendes Wasser und durchnässte, abrutschende Hänge hatten am Wochenende ständig für neue Feuerwehreinsätze und Evakuierungen in Kärnten und der Steiermark gesorgt. In Kärnten waren weiterhin fünf von zehn Bezirken von den Überschwemmungen betroffen. Rund 80 größere, geologisch begutachtete Erdrutsche waren dem Landeskrisenstab am Sonntagnachmittag bekannt. Während einige Straßensperren wieder aufgehoben werden konnten, weil das Hochwasser abgeflossen war, kamen anderenorts wieder einige wegen Muren und Hangrutschungen hinzu. Im Bezirk Völkermarkt mussten bisher 213 Personen aus Sicherheitsgründen ihre Häuser verlassen. In Klagenfurt bleiben das Strandbad Klagenfurt bzw. Loretto voraussichtlich bis Mittwoch geschlossen.

Zehn Personen in St. Veit an der Glan evakuiert

Sorgen bereitete die mögliche Verfügbarkeit von Freiwilligen. Von Seiten des Roten Kreuzes, des Landesfeuerwehrverbandes und des Landes Kärnten erging angesichts des Beginns der Arbeitswoche der dringende Appell an die Dienstgeber, ihre im Unwettereinsatz stehenden Mitarbeiter zu unterstützen. Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern, die bei einer Dienstverhinderung wegen Teilnahme an einem Großschadensereignis-und Bergrettungseinsatz Entgelt fortzahlen, gebührt nach den jeweiligen Landesgesetzen eine Abgeltung durch das Land. Beschäftigte beim Land Kärnten und den Gemeinden können um Sonderurlaub für Einsätze und Ausbildungen ansuchen.

APA ©APA

Telelader nach Kärnten entsandt

Der NÖ Landesfeuerwehrverband hat laut Anforderung nun auch fünf Telelader nach Kärnten entsandt. Durch die vielen Murenabgänge der vergangen Tage habe sich die Schadenslage dahingehend verändert, dass es u. a. schweres Gerät braucht, um Straßen von Schlamm und Geröll freizubekommen, wurde betont. Mit den Teleladern haben sich einer Aussendung zufolge 15 Mitglieder der FF Weigelsdorf, Heinreich, Göllersdorf, Klosterneuburg-Stadt und Hainfeld auf den Weg in den Süden gemacht. Die Großpumpen aus Niederösterreich, seit Freitag ununterbrochen im Einsatz, seien indes wieder auf neue Standorte verlegt worden.

Pegel der Flüsse und Bäche sanken in der Steiermark

In der Steiermark sinken die Pegel der Flüsse und Bäche. Harald Eitner, Leiter der Katastrohenschutzabteilung des Landes Steiermark, sagte Montagvormittag zur APA, dass sich die Hochwasserlage bei den steirischen Fließgewässern "sichtlich entspannt". In Mureck etwa, wo der Durchfluss am Wochenende bei 1.200 Kubikmeter pro Sekunde lag, sei dieser nun auf etwa 700 Kubikmeter gesunken. Gefahr bestehe aber immer noch durch die aufgeweichten Böden. Auch in der Steiermark dürften daher in den kommenden Tagen Hangrutschungen und Murenabgänge das größte Problem sein. Am Montagvormittag waren rund 400 Rutschungen in der Steiermark erfasst. "Neue Rutschungen kommen beinahe im Minutentakt hinzu", so Eitner. Mit Stand Montagmittag waren es in der Steiermark 34 Personen, die nicht in ihre Wohnhäuser durften, weil diese evakuiert wurden - die meisten von ihnen in St. Johann im Sauggautal. Am Abend waren in den gesamten Bezirken Leibnitz und Südoststeiermark der Katastrophenfall festgestellt worden. Für diese beiden Bezirke sowie für den Bezirk Deutschlandsberg war die Zivilschutzwarnung am Montag immer noch aufrecht.

Auch in der Steiermark dürften in den kommenden Tagen Hangrutschungen und Murenabgänge das größte Problem sein. Am Sonntagvormittag waren 280 Rutschungen in der Steiermark erfasst, nun auch im obersteirischen Obdach und Lobming. Teils bedrohen die Rutschungen Wohnhäuser und Infrastruktur. Viele Ortswasserleitungen insbesondere im Bezirk Südoststeiermark sind durch die Rutschungen gebrochen. Mit Stand Sonntagnachmittag sind in der Steiermark 82 Personen aus ihren Wohnhäusern in Sicherheit gebracht worden. Am Abend wurden die gesamten Bezirke Leibnitz und Südoststeiermark zum Katastrophenfall erklärt, wegen der Vielzahl an Hangrutschungen.

Meiste Zivilschutzwarnungen in Kärnten weiter aufrecht

Die meisten Zivilschutzwarnungen in Kärnten waren am Montagvormittag weiter aufrecht, nur für die beiden Lavanttaler Gemeinden St. Paul und St. Georgen wurden sie am Sonntagabend aufgehoben. Betroffen waren vor allem Gemeinden im Bezirk Völkermarkt, dazu der Klagenfurter Stadtteil Viktring sowie Keutschach. Zivilschutzalarm gab es nach wie vor für Loibach (Gemeinde Bleiburg). Gerd Kurath vom Landespressedienst Kärnten sagte auf APA-Anfrage, zu den 80 größeren Hangrutschungen, die bereits begutachtet seien, kämen zahlreiche kleinere. Insgesamt gebe es Hunderte und laufend kämen neue hinzu. Ein Hotspot sei nach wie vor auch die Wörthersee-Ostbucht, die unter Wasser steht und unterspült sein könnte.

Das Bundesheer war am Montag in Kärnten mit 130 Soldatinnen und Soldaten im Assistenzeinsatz, so ein Sprecher auf Anfrage. Mit einem Blackhawk-Hubschrauber wurden Stromaggregate und Strommasten für den Energieversorger Kelag zu abgeschnittenen Ortschaften geflogen, um dort die Stromversorgung wieder herzustellen. In der Gemeinde Neuhaus will das Heer eine Behelfsbrücke bauen, um die Ortschaft Motschula wieder zugänglich zu machen. Die alte Brücke wurde weggerissen. Und in Glainach sollte mit der Errichtung einer 50-Tonnen-Fähre begonnen werden, um schweres Gerät über die Drau zu bringen. Am anderen Ufer ist die Ortschaft Unterguntschach nicht über den Landweg erreichbar. Dazu kommen weitere Erkundungs- und Aufräumeinsätze.

Die Donau Versicherung rechnet mit bis zu zehn Millionen Euro Schäden in Kärnten. Seit Juni habe man gut 2.800 Schadensmeldungen aus dem Bundesland erhalten, hieß es in einer Aussendung am Montag. In der Steiermark verzeichnete die Versicherung seit Anfang Juni 2023 knapp über 1.000 Schadenmeldungen. Aktuell werde mit einem Schadenaufwand von rund drei Millionen Euro in der Grünen Mark gerechnet. Das volle Ausmaß werde sich aber erst nach dem Ende der Aufräumarbeiten zeigen.

Hochwasserlage in steirischen Fließgewässern entspannt sich

Harald Eitner, Leiter der Katastrohenschutzabteilung des Landes Steiermark, sagte Montagvormittag zur APA, dass sich die Hochwasserlage bei den steirischen Fließgewässern "sichtlich entspannt". In Mureck etwa, wo der Durchfluss am Wochenende bei 1.200 Kubikmeter pro Sekunde lag, sei dieser nun auf etwa 700 Kubikmeter gesunken. Gefahr bestehe aber immer noch durch die aufgeweichten Böden. Auch in der Steiermark dürften daher in den kommenden Tagen Hangrutschungen und Murenabgänge das größte Problem sein. Am Montagvormittag waren rund 400 Rutschungen in der Steiermark erfasst. "Neue Rutschungen kommen beinahe im Minutentakt hinzu", so Eitner. Mit Stand Sonntagabend waren es in der Steiermark noch 29 Personen, die nicht in ihre Wohnhäusern durften, weil diese evakuiert wurden - die meisten von ihnen in St. Johann im Sauggautal, wo ein massiver Hangrutsch etwa zehn Wohngebäude bedroht. Am Abend waren in den gesamten Bezirken Leibnitz und Südoststeiermark der Katastrophenfall festgestellt worden.

Das Militärkommando Steiermark half am Montag noch mit rund 30 Soldatinnen und Soldaten in Heimschuh bei den Aufräumarbeiten, sagte Presseoffizier Dominik Resch auf APA-Nachfrage. Seit Samstag unterstützt das Bundesheer dabei, Schutt und Schlamm zu beseitigen, besonders in Leibnitz, Mureck und Straß. Bis zu 120 Soldatinnen und Soldaten waren am Wochenende in der Steiermark im Einsatz. Im Burgenland wurde die Katastrophenhilfe durch das Bundesheer unterdessen beendet. Seit Freitag standen vor allem im Raum Güssing bis zu 139 Soldatinnen und Soldaten im Assistenzeinsatz, hieß es in einer Aussendung. Sie unterstützten die örtlichen Feuerwehren beim Errichten von Hochwassersperren und beim Befüllen von Sandsäcken.

Seitens des steirischen Landesfeuerwehrverbandes hieß es am Montag, dass ein Großteil der Einsätze abgeschlossen sei. Vereinzelt helfen Kameradinnen und Kameraden noch bei den Aufräumarbeiten, so Sprecher Thomas Meier. In manchen Gebieten müsse aber auch noch gewartet werden, bis der Grundwasserpegel absinke. Insgesamt waren seit Freitag rund 11.000 Feuerwehrleute in der Steiermark im Unwetter- und Hochwassereinsatz. Hinzu kamen weitere zahlreiche helfende Hände. 525 steirische Wehren rückten aus allen Teilen der Steiermark in den Süden aus. Freitag bis Sonntag wurden rund 2.500 Einsätze gezählt, allein am Freitag waren es mit knapp 1.350 Unwetter-Einsätzen mehr als im gesamten Jahr 2021. Im gesamten Jahr 2022 wurden mit rund 2.660 Unwetter-Einsätzen nur etwas weniger als am vergangenen Wochenende registriert.

Die steirische Wirtschaftskammer und die Sozialversicherungsanstalt der Selbständigen (SVS) will den von Unwetter und Überschwemmungen betroffenen Betrieben mit einer Soforthilfsaktion unter die Arme greifen: Die finanzielle Unterstützung für einen Betrieb beträgt pro Schadensfall zehn Prozent des entstandenen Schadens, gedeckelt mit 10.000 Euro. Die Mittel werden in jedem einzelnen Schadensfall zu 50 Prozent von der Wirtschaftskammer Steiermark, zu 30 Prozent von der SVS und zu 20 Prozent von der Wirtschaftskammer Österreich aufgebracht. Ansprechpartner für sämtliche Unwetter-Schadensfälle ist die jeweils zuständige Regionalstelle vor Ort: https://www.wko.at/stmk/regionalstellen, hieß es am Montag.

Das AMS Steiermark bietet betroffenen Gemeinden ebenfalls Unterstützung an: "Über eine gemeinnützige Arbeitskräfteüberlassung können angestellte Personen rasch bei den notwendigen Aufräumarbeiten helfen. Daran interessierte Gemeinden melden sich am besten bei den regionalen AMS-Geschäftsstellen in Deutschlandsberg, Feldbach und Leibnitz", informierte Landesgeschäftsführer Karl-Heinz Snobe. Organisatorisch abgewickelt wird die Aktion über den vom AMS geförderten gemeinnützigen Verein GEGKO, der Gemeinden über gemeinnützige Beschäftigungsprojekte unterstützt und von interessierten Gemeinden auch direkt für die Vermittlung von Arbeitskräften kontaktiert werden kann. "Arbeitsuchende Personen, die bei den Aufräumarbeiten mithelfen wollen, sollen sich ebenfalls bei den AMS-Geschäftsstellen in Deutschlandsberg, Feldbach und Leibnitz melden", so Snobe.

Betroffenen im Burgenland werden seitens des Landes Zahlungen aus der Katastrophenbeihilfe für die Behebung von Schäden in Aussicht gestellt. "Existenzen sind von einem Tag auf den anderen bedroht", sagte Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) am Montag. Er erinnerte an die 2019 erfolgte Anhebung der Fördersumme für Privathaushalte auf maximal 70.000 Euro.

Heftige Niederschläge stellten eine immer größere Herausforderung dar und ließen die Schadensfallanträge steigen, ergänzte LH-Stellvertreterin Astrid Eisenkopf (SPÖ). Seit der Novellierung der Katastrophenbeihilfe vor vier Jahren seien bis 2022 insgesamt 89 von Privathaushalten eingebracht worden, 2023 seien es bisher bereits 70. Der Landeshauptmann und seine Stellvertreterin riefen Geschädigte auf, rasch um Unterstützung anzusuchen. Alle Informationen finden sich unter www.burgenland.at/katastrophenbeihilfe.

(APA/Red)

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