Stefan Zumtobel wurde im Frühjahr 2010 als Nachfolger von Bojan Ancevski nach Dornbirn geholt, um eine schlagkräftige WHA-Mannschaft zu formen und zu trainieren, mit dem Ziel, wieder Die Nummer 1 im Ländle zu werden. Hochmotiviert und professionell sah er sich nach Spielerinnen um, die nach dem Abgang von Ariane Maier, Jasmine Ramsebner, Michi Bitriol diese Lücken schließen sollten.
Mit Ildiko Solyom und Josipa Bundovic holte er zwei außergewöhnlich starke Legionärinnen in die Messestadt. Ergänzt wurden die Mannschaft durch die beiden Linkshänderinnen Vanessa Waibel und Stefanie Lunardon sowie Anita Kurjakovic. Bereits im Juni trainierte die Mannschaft in der neuen Formation und bald stellte sich heraus, dass hier eine ganz gute Mischung aus erfahrenen Spielerinnen und jungen Talenten auf dem Weg war, das oben erwähnte Ziel zu realisieren.
Nach vielen Niederlagen in den Vorbereitungsspielen (Zumtobel musste stets mit einem Rumpfkader die Spiele bestreiten, da mehrere Spielerinnen nicht immer zur Verfügung standen) sah man dem Beginn der WHA-Meisterschaft mit einem etwas mulmigen Gefühl entgegen.
Im Auftaktspiel gegen Tulln (18.9.2010, 33:26 Sieg) platzte endlich der Knoten und eine gut eingespielte und harmonische Mannschaft zeigte erstmals deutlich erkennbar die Handschrift von Trainer Zumtobel ihre wahre Stärke. Ohne die langzeitverletzte Josipa Bundovic (erlitt vor dem ersten Spiel einen Kreuzbandriss und fiel bis Mitte November aus) folgten drei Niederlagen in Serie, allerdings waren darunter zwei Spiele gegen Hypo NÖ1 und dazwischen das Auswärtsspiel gegen Atzgersdorf. Mit dem Heimsieg gegen Wr. Neustadt kam endlich die Wende. Der SSV fand auf die Siegerstraße zurück, holte eine Woche später aus einer schon verloren geglaubten Partie gegen MGA auswärts einen Punkt und gewann das Prestigeduell gegen den Ländlekontrahenten Feldkirch vor toller Zuschauerkulisse. Es folge eine Niederlage gegen den Zweitplatzierten SG Kärnten, bevor es am 1. November zum Auswärtsspiel gegen Hypo NÖ2 in die Südstadt ging. In einem denkwürdigen Abwehrkrimi fixierte die Mannschaft des SSV in den Schlussminuten den kaum für möglich gehaltenen Sieg gegen den hohen Favoriten aus Niederösterreich.
Die Mannschaft hatte nicht nur sportlich dazugelernt, sondern war spätestens nach diesem Sieg eine unbezwingbare Einheit geworden. Und Stefan Zumtobel stand als Vater des Erfolges da, was ihm seine Mannschaft auch gerne immer wieder bestätigte. Selbstbewusst nahm man die nächste Hürde und gewann zu Hause gegen Fünfhaus.
Es folgten die beiden Wochenende im Europacup. Nach der klaren Heimniederlage gegen Kopenhagen wollte sich die Mannschaft in der dänischen Hauptstadt rehabilitieren. Doch es kam ganz anders. Einer ganz schwachen Mannschaftsleistung folgten disziplinäre Übertretungen. Anordnungen des Trainers wurde nicht entsprochen. In einer Aussprache entschuldigten sich die Spielerinnen für ihr Verhalten. Die Konzentration galt dem nächsten Gegner in der WHA: Eggenburg. Für den SSV in Normalform eine lösbare Aufgabe, doch die Partie entwickelte sich anders als erhofft. Durch den ständigen Rückstand lagen die Nerven blank. Trotz Warnung von Stefan Zumtobel, sich ja nicht bei strittigen Situationen auf Diskussionen mit dem Schiedsrichter einzulassen, entgleiste Johanna Rauch in der 44. Minute und beleidigte den Schiedsrichter aufs Gröbste. Die Folge: Rote Karte! Ausschluss! Das Spiel konnte nicht mehr gewonnen werden. Herbe Enttäuschung bei Spielerinnen, Trainern, Vorstand und Zuschauern. Ein Rückschlag, der letztendlich Folgen haben sollte.
Der ÖHB verhängte aufgrund der Roten Karte eine Sperre für Johanna Rauch für ein Pflichtspiel. (SR Beleidigung). Für Stefan Zumtobel ging diese Sperre nicht weit genug. Aufgrund mehrerer früherer Disziplinlosigkeiten (u.a. zu spät zum Bus zu kommen, ohne vorher anzurufen ) und auch mangelnder Trainingseinstellung entschloss er sich nach Rücksprache mit Co-Trainer Philipp Lunardon und Konditionstrainer Peter Härle, Johanna Rauch auf unbestimmte Zeit vom WHA-Kader auszuschließen. Diesen Entschluss teilte er am Montag, den 6.12. vor versammelter Mannschaft mit.
Einen Tag später entgegnete Teamcapitain Michi Lindner ebenfalls vor versammelter Mannschaft dem Trainer, dass sie auf Johanna Rauch in der WHA nicht verzichten wollen und dass die Mannschaft geschlossen hinter dieser Forderung steht. Trainer Stefan Zumtobel nahm diese Solidaritätsbezeugung zur Kenntnis stellte daraufhin klar, dass er unter diesen Umständen nicht mehr als SSV-Trainer zu Verfügung steht.
Trotz mehrerer Versuche von Seiten des Vorstandes, Stefan Zumtobel doch noch zum Weitermachen zu motivieren, blieb Stefan bei seiner Entscheidung und löste den Vertrag mit sofortiger Wirkung auf.
Betroffenheit beim Vorstand, aber auch bei vielen Spielerinnen, die sich das in dieser Dimension nicht vorgestellt haben.
Dazu möchte der Vorstand des SSV Folgendes klarstellen:
- Stefan Zumtobel hat sein Amt als Trainer des SSV VEG Dornbirn Schoren professionell und mit größtem Engagement ausgeübt.
- Stefan hat in der kurzen Zeit eine Mannschaft geformt, die nicht nur sportlich tolle Erfolge erzielen konnte, sondern hat auch ein Zusammengehörigkeitsgefühl in die Mannschaft gebracht, das oft und gerne von mehreren Spielerinnen als beste Mannschaft seit vielen Jahren tituliert wurde.
- Der Vorstand des SSV VEG Dornbirn Schoren bedauert den Rücktritt von Trainer Stefan Zumtobel!
Für die WHA-Mannschaft des SSV VEG Dornbirn Schoren treten folgende Regelungen in Kraft:
- Johanna Rauch bleibt bis zum 09. Jänner 2011 vom Trainings- und Spielbetrieb aufgrund der Roten Karte vom Spiel gegen Eggenburg suspendiert. Ab 10. Jänner 2011 trainiert Johanna Rauch wieder mit der WHA Mannschaft zusammen.
Dem neuen Trainer bleibt es vorbehalten sie ab dem 29.01.2011 oder 05.02.2011 wieder in den Kader für Meisterschaftsspiele zu nominieren. - Der Obmann hat die Mannschaft informiert, dass einige Spielerinnen in der nächsten Saison das Dress des SSV VEG Dornbirn Schoren nicht mehr überziehen werden und keine neuen Verträge erhalten.
- Tamer Cirit übernimmt das WHA-Training, bis ein neuer Trainer für die WHA-Mannschaft gefunden wird.
- Der Vorstand erwartet, dass jede einzelne Spielerin die Kaderzugehörigkeit zur WHA-Mannschaft durch vorbildliches Verhalten rechtfertigt und sich für den SSV VEG Dornbirn Schoren hundertprozentig einsetzt.
Für den Vorstand: Obmann Egon Bröll
Text: Peter Härle