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Sputnik-V-Vermarkter warnt vor "Fake News"

In Österreich soll in den kommenden Tagen eine Entscheidung zu Sputnik fallen.
In Österreich soll in den kommenden Tagen eine Entscheidung zu Sputnik fallen. ©AFP
Nachdem der russische Impfstoff Sputnik V in der Slowakei abgewiesen wurde, geht der Konzern in die Offensive. Der offizielle Twitter-Account des russischen Impfstoffs schrieb am Mittwoch von "Fake News".
Keine Zulassung in der Slowakei

Während am Mittwoch weiterhin Verhandlungen über einen etwaigen österreichischen Ankauf von Sputnik V liefen, haben die Vermarkter des russischen Corona-Impfstoffs heftig auf kritische Medienberichte in Europa reagiert. Artikel in den britischen "Financial Times" sowie in slowakischen Medien wurden auf dem offiziellen Twitter-Account von Sputnik V jeweils als "Fake news" bezeichnet.

Der Bericht der "Financial Times" (FT) über eine Sonderuntersuchung der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) zu ethischen Standards bei klinischen Sputnik V-Studien in Russland sei inkorrekt, schrieb der vom Russischen Fonds für Direktinvestitionen (RFPI) betriebene Sputnik V-Account am Mittwochnachmittag auf Twitter. FT hatte am Mittwoch über Bedenken innerhalb der EMA berichtet, dass es bei klinischen Studien in Russland zur Verletzung ethischer Normen gekommen sei. "Fake Berichte mit Verweis auf anonyme Quellen versuchen den objektiven Charakter der EMA-Prüfung zu unterminieren", kritisierte RFPI.

Slowakei ließ Sputnik V nicht zu

Ohne konkrete Erläuterungen wurden gleichzeitig am Mittwoch auch kritische slowakische Medienberichte zu "Fake news" erklärt. "Leider erwarten wir auch weitere Fake News und Provokationen von Sputnik V-Feinden in der Slowakei, die gegen den Impfstoff arbeiten", erklärte man auf Twitter.

Am Dienstag hatte die Tageszeitung "Denník M" geschrieben, dass der russische Impfstoff, der in die Slowakei geliefert wurde, nicht identisch mit jenem Sputnik V sei, das in anderen Ländern verimpft werde und dessen Bewertung im Fachblatt "The Lancet" veröffentlicht wurde. Bereits Ende März hatte das Slowakische Staatliche Institut für Arzneimittelkontrolle (SUKL) nach Angaben der Nachrichtenagentur TASR das Gesundheitsministerium in Bratislava informiert, nicht über genügend Informationen zu verfügen, um über Nutzen und Risiko von Sputnik V urteilen zu können. Eine Entscheidung über die nationale Zulassung dieses Impfstoffs war deshalb weiterhin ausständig, Gesundheitsminister Vladimir Lengvarsky sprach am Mittwoch laut TASR von einer Entscheidung nächste Woche.

Sputnik-Entscheidung in Österreich in den kommenden Tagen

Mit einer österreichischen Entscheidung über einen möglichen Ankauf des russischen Impfstoffs kann ebenso in den nächsten Tagen gerechnet werden. Ein Sprecher des Bundeskanzleramts bestätigte der APA am Mittwochnachmittag, dass diesbezüglich weiter verhandelt werde. Gesprächspartner der APA im Umfeld der Bundesregierung gingen gleichzeitig davon aus, dass eine etwaige Kaufentscheidung im traditionell Mittwoch abgehaltenen Ministerrat bestätigt werden müsste.

Unklar blieb einstweilen auch, welche Bedingungen Russland für eine Lieferung von Sputnik V nach Österreich stellen könnte. In Bezug auf Tschechien hatte der offizielle Twitter-Account des Impfstoffs Ende vergangener Woche eine nationale Zulassung als Bedingung für eine Lieferung nahegelegt. Im Bundeskanzleramt wollte man zu Verhandlungsdetails nichts sagen, auch der Pressesprecher des Russischen Fonds für Direktinvestitionen verweigerte eine konkrete Antwort auf die Frage, ob eine nationale Zulassung Bedingung für Lieferungen nach Österreich sein könnte. "Wir legen keine Details über mögliche Lieferungen in diesen oder jenen Staat offen, solange die Lieferung physisch nicht umgesetzt wurde", erklärte er der APA am Dienstag.

Kampagne gegen Sputnik?

Nicht nur der ausschließlich in englischer Sprache geführte Twitter-Account des Impfstoffs, auch hochrangige russische Bürokraten haben in den letzten Wochen immer wieder eine westliche Kampagne gegen Sputnik V beklagt. Eine hochrangige anonyme Quelle im Kreml, hinter der Beobachter in Moskau Wladimir Putins Pressesprecher Dmitri Peskow vermuteten, hatte etwa am 12. März in den großen russischen Nachrichtenagenturen vor groß angelegten Kampagnen der USA und ihrer Verbündeten gegen den russischen Impfstoff gewarnt. Involviert dabei seien die (in Russland verbotene, Anm.) Soros Foundation, die Nachrichtenagentur Reuters und der BBC. Das Ziel sei, so hieß es, den Impfstoff von Pfizer zu unterstützen.

Nachdem EU-Kommissar Thierry Breton "absolut keinen Bedarf" an Sputnik V gesehen hatte, hatte sich Ende März aber auch der russische Auslandsgeheimdienst SWR zu Wort gemeldet: "In der letzten Zeit haben die Bemühungen einer Reihe von Vertretern der Eurobürokratie, bedingungslos den harten Vorgaben Washingtons in Bezug auf Russland und alles, was mit unserem Land zu tun hat, zu folgen, einfach groteske Formen angenommen", informierte der Pressesprecher dieses Geheimdiensts. Stilistisch erinnerten seine russischen Formulierungen an Vorlagen aus der späten Sowjetunion.

(APA/red)

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