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Spritpreise auf neuem Rekordhoch

Nach den Turbulenzen an den internationalen Ölmärkten haben jetzt auch die Spritpreise in Österreich einen historischen Höchstwert erreicht. Um zwei Cent pro Liter wurden Benzin und Diesel teurer.

Bereits zum dritten Mal in diesem Monat haben die heimischen Mineralölkonzerne die heimischen Treibstoffpreise angehoben – diesmal um 2 Cent je Liter. Super und Diesel kosten an den heimischen Selbstbedienungstankstellen jetzt maximal 1,094 Euro bzw. 1,024 Euro und damit so viel wie noch nie zuvor in Österreich.

Sollten die Preise so hoch bleiben, ist laut den Konjukturexperten mit weiteren negativen Auswirkungen auf die österreichische Wirtschaft zu rechnen. Sollte der Ölpreis im Bereich von 60 Dollar je Fass (159 Liter) bleiben, müsste die Wachstumsprognose für heuer um 0,2 Prozent und für 2006 um 0,4 Prozent zurückgenommen werden, erklärte OeNB-Direktor Josef Christl am Dienstag auf einer Pressekonferenz.

Schon Anfang Juni hatte die Nationalbank vor allem wegen der Ölpreise die Konjunkturprognose für das laufende Jahr 2005 bereits recht deutlich um 0,3 Prozentpunkte auf 2,0 Prozent reduziert. Die Wachstumsprognose für 2006 hat die OeNB dagegen damals leicht um 0,1 Prozentpunkt auf 2,2 Prozent angehoben. Der Prognose war ein Ölpreis von 50 Dollar bei einem Euro-Kurs von 1,29 Dollar zu Grunde gelegt.

IHS-Chef Bernhard Felderer meint dagegen, die Reaktion der Wirtschaft auf den Ölpreis habe sich reduziert. Er schätzt den negativen Einfluss auf das Wirtschaftswachstum etwa halb so groß ein wie die OeNB. Wenn der Ölpreis um zehn Dollar steige, beeinflusse dies das Wachstum nur mehr mit etwa 0,2 Prozent.

Internationale Ölpreise alleine im Juni um fast 10 Dollar erhöht

Die internationalen Ölpreise haben sich alleine im Juni um fast zehn Dollar erhöht und erst am Montag einen historischen Höchststand erreicht. Experten erwarteten, dass die Märkte demnächst erstmals in der Geschichte die 60 Dollar-Marke antesten würden. Gründe dafür sind eine erneute Spekulationswelle von Hedge-Fonds an den Öl- und Erdgas-Terminmärkten, die Angst vor Versorgungsengpässen bei Ölexporteuren und vor allem in der Ölverarbeitung bei Raffinerien, Terrorängste in Nigeria nach der Entführung mehrerer ausländischer Ölarbeiter sowie ein möglicher Streik der Ölarbeiter in Norwegen.

Die Ölpreise haben nach der Rekordjagd am Dienstag – nicht zuletzt auf Grund von Gewinnmitnahmen – leicht nachgegeben. In London sank der Preis für ein Fass (159 Liter) der marktführenden Ölsorte Brent zur Lieferung im August leicht um 28 Cent auf 58,04 Dollar, hielt sich damit aber weiterhin über der am Vortag erstmals durchbrochenen 58-Dollar-Marke.

Laut Arbeiterkammer-Präsident Herbert Tumpel sind die Preiserhöhungen an den österreichischen Zapfsäulen nicht alleine aus der internationalen Entwicklung am Ölmarkt zu erklären, sondern spiegelten hausgemachte Defizite wieder. So lägen die österreichischen Netto-Preise bei Benzin heuer schon das zehnte Mal um zwei Cent über dem EU-Schnitt, bei Diesel bereits das siebente Mal. Vor allem mangele es in Österreich mangele es an einem effektiven Wettbewerb. Während die Autofahrer Rekordpreise zahlten, schrieben die Mineralölkonzerne Redordgewinne.

„Die von der OMV angekündigte Benzin- und Dieselpreiserhöhung um je zwei Cent pro Liter belastet die Autofahrer mit rund 151 Mio. Euro im Jahr“, kritisierte Tumpel am Dienstag in einer Aussendung. Das sei ein unerträglicher Zustand, vor allem für jene, die beruflich zu Fahrten gezwungen seien. Auch der Finanzminister schneide bei zwei Cent Preiserhöhung alleine aus der Mehrwertsteuer bei Diesel und Benzin 25,2 Mio. Euro im Jahr bei den Autofahrern mit.

„Die Autofahrer können nicht mehr warten, daher muss der Wirtschaftsminister die Ergebnisse der Branchenuntersuchung des Mineralölmarktes so rasch wie möglich vorlegen, damit Sprit endlich billiger wird“, verlangte Tumpel. Auch die beiden Autofahrerklubs liefen am Dienstag Sturm: Beim ÖAMTC ist vom nächsten „Streich“ der heimischen Mineralölbranche die Rede, beim ARBÖ von „noch nie da gewesenen Spitzenwerten“. FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache fordert angesichts des anhaltenden Höhenflugs einen Benzinpreisgipfel.

Die OMV Richtpreise für Treibstoffe in Euro pro Liter (Selbstbedienung):

Benzin 1,074
Super 100 1,182
Super Plus 1,154
Super 1,094
Diesel 1,024

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