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Sprachen lernen am Kaffeehaustisch

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"Un cafe au lait, s’il-vous-plait" - so und in vier anderen Sprachen kann man seit dem 26. September jede zweite Woche seinen Kaffee im Einkaufsquartier Q19 bestellen, so es die Kellner verstehen.

Gemeinsam mit der Volkshochschule Alsergrund bietet das Einkaufszentrum in Heiligenstadt Sprachkurse an, die in verschiedenen Lokalen und Kaffeehäusern abgehalten werden. Bis 19. Dezember sollen die Kurse stattfinden, für das kommende Jahr ist ein ähnliches Projekt geplant.

Sprachlehrer aus Volkshochschulen und anderen Bildungsstätten sitzen mit ihren „Schülern“ im Kaffeehaus und unterrichten – je nach Lokal – Spanisch, Englisch, Französisch, Italienisch oder Russisch. Bei einem gemütlichen Small Talk mit den Interessierten wird Grammatik ebenso durchgenommen wie über alltägliche Dinge geredet.

„Ich bin schon seit vier bis fünf Jahren auf der Suche nach einer solchen Gelegenheit. Ich will einfach nur reden, ohne den Zwang einer Unterrichtsklasse zu haben“, sagt Peter K. Der Pensionist interessiert sich für Italienisch. Ein paar Meter weiter in einer Filiale einer Bäckereikette sitzt seine Frau und lernt Französisch. „Ich und mein Mann haben in einer Zeitung von dieser Aktion gelesen. Mit meinem Lehrer rede ich über Politik, frankophone Länder und alltägliche Dinge.“

Auch den Lehrern gefällt das Unterrichten im gemütlichen Ambiente: „Ich finde die Idee gut, jedoch kommt es immer auf die Schüler an, ob man Spaß hat. Wir stellen uns ganz auf das Niveau der Menschen ein“, sagt Souleymane Diallo, Französischlehrer und Historiker aus Guinea. Auch Elena Corna machen die Kurse spaß. „Wenn mal keiner kommt, setze ich mich eben zu vollkommen fremden Leuten und rede mit ihnen, viele steigen ein“, sagt die Italienischlehrerin.

Ein Stockwerk darüber sitzt Nybia Vasquez-Comez. Die Prokuristin ist auch Schauspielerin und Sprachlehrerin. Die temperamentvolle Spanierin hat Poster, Prospekte und Lehrhefte mit, Themen zum Reden gibt es also genug. „Man muss die Sprache gut verkaufen. Viele Leute, die vorbeikommen, sind sehr interessiert, haben aber immer sehr gute Ausreden, wenn es darum geht mitzumachen“, scherzt sie. „Wenn Menschen kommen, die schon ein wenig Spanisch sprechen, dann machen wir elementare Dinge durch. Bei Interesse reden wir auch über Lateinamerika oder Spanien“, sagt Vasquez-Comez. „Ich genieße das Unterrichten hier wie verrückt. Wenn die Leute wüssten, wie viel Spaß mir das macht, müsste ich sie bezahlen.“

Ein ähnliches Projekt gab es im Vorjahr bereits in Salzburg. „Wir haben das Pilotprojekt gemeinsam mit der VHS Alsergrund gestartet, weil wir es toll finden. Ich stelle mir vor, dass es regelmäßig stattfinden wird“, sagt Gernot Jung, Leiter des Q19.

Bis zum 19. Dezember besteht noch die Möglichkeit, die Kurse zu besuchen. Der nächste Termin ist am Dienstag, den 24. Oktober. Die Kurse finden alle zwei Wochen am Vormittag von 10.00 bis 11.00 Uhr und am Abend von 18.00 bis 19.00 Uhr statt und sind kostenlos. Wer sich also für neue Sprachen interessiert oder seine Kenntnisse auffrischen will, sollte auf einen Kaffee ins Q19 gehen.

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