SPÖ und Grüne zu Spitalsreform: "Nicht auf Kosten der Patienten"

Die Vorarlberger Spitallandschaft steht vor einem umfassenden Umbau. Zwar sollen alle bestehenden sieben Krankenhausstandorte erhalten bleiben, jedoch wird die medizinische Versorgung künftig zwischen den Regionen Nord und Süd aufgeteilt. Ziel sei es laut Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher (ÖVP), "alle wichtigen Fächer je einmal im Norden und einmal im Süden anzubieten". Der Fokus verschiebe sich damit von der wohnortnahen Behandlung hin zu einer stärkeren Spezialisierung und Bündelung von Kompetenzen.
Medizinische Zentren nach Regionen organisiert
Künftig sollen die Krankenhäuser in Bregenz, Dornbirn und Hohenems der Region Nord, jene in Feldkirch und Bludenz der Region Süd zugeordnet werden. Ergänzt wird das System durch das auf Suchterkrankungen spezialisierte Krankenhaus Maria Ebene in Frastanz sowie das psychiatrische Zentrum Rankweil. Ein zentraler Großstandort für das ganze Land sei laut Rüscher aus finanziellen und infrastrukturellen Gründen nicht realisierbar. Ziel sei es dennoch, innerhalb von 30 Minuten für 90 Prozent der Bevölkerung eine Spitalsversorgung sicherzustellen.
Kritik von Kommunen und Eigentümerfragen
Die Umsetzung stößt nicht nur auf kommunaler Ebene auf Kritik – etwa in Bludenz, das um seine Geburtenabteilung bangt –, sondern auch durch die komplexe Trägerschaft: Das Krankenhaus in Dornbirn ist im Besitz der Stadt, was die Koordination erschwert. Rüscher betonte jedoch die Kooperationsbereitschaft vor Ort. Bis Dezember 2025 soll der Regionale Strukturplan Gesundheit (RSG) 2030 beschlossen sein.
Hotline 1450 wird zentrale Drehscheibe
Ab Juli 2026 solle die telefonische Gesundheitsberatung 1450 eine neue Rolle als erste Anlaufstelle übernehmen – mit telemedizinischen Angeboten und digitaler Patientensteuerung. Die Hotline wird organisatorisch in die neue "Gesundheit Vorarlberg GmbH" überführt, an der neben dem Land auch die ÖGK und die KHBG beteiligt sind. Patienten sollen so gezielter durch das Gesundheitssystem gelenkt werden, etwa auch mit digitaler Terminvergabe.
Keine Gehaltserhöhung, aber neue Karrierewege
Obwohl das Personalbudget erneut steigt, werde es vorerst keine Anpassung der Gehaltskurve für Spitalsmitarbeitende geben. Das neue Karrieremodell, das seit November 2024 in Kraft ist, soll langfristig für bessere Perspektiven sorgen.
Grüne kritisieren Verunsicherung und Sparlogik
Der Grüne Landtagsabgeordnete Bernie Weber warnt in einer Aussendung vor einer Verschlechterung der medizinischen Versorgung: "Es darf zu keiner einzigen Verschlechterung für Patienten kommen." Besonders kritisiert Weber die Kommunikation der Landesregierung: "Noch sind keine Details bekannt, gleichzeitig spekuliert Landesrätin Rüscher offen über mögliche Schließungen. Das führt zu massiver Verunsicherung – bei Patient:innen ebenso wie beim Spitalspersonal."
Zudem orten die Grünen eine unausgewogene Prioritätensetzung: "Während bei der Gesundheitsversorgung gekürzt wird, fließen Milliarden in Straßen und Tunnel – das zeigt klar, wo Schwarz-Blau ihre Prioritäten setzt: nicht bei den Menschen."
SPÖ: Ambulanzgebühr durch die Hintertür
Auch SPÖ-Gesundheitssprecherin Manuela Auer begrüßt grundsätzlich Schwerpunktsetzungen, warnt jedoch vor einer Abkehr von der wohnortnahen Versorgung: "Sparen ja, aber sicher nicht auf dem Rücken der Menschen." Besonders scharf kritisiert Auer in einer Aussendung die Überlegungen zu einer Gebühr für Patienten, die ohne vorherigen Anruf bei 1450 ein Spital aufsuchen: "Das ist nichts anderes als eine Ambulanzgebühr durch die Hintertür – und absolut inakzeptabel."
Sie fordert stattdessen, die haus- und fachärztliche Versorgung auszubauen: "Wenn viele Menschen im Land überhaupt keinen Hausarzt mehr finden, darf man die Verantwortung nicht einseitig auf die Patientinnen und Patienten abwälzen."
(Red.)