Nach über 40 Jahren im Polizeidienst – davon 41 Jahre als Beamter und 20 Jahre in der Personalvertretung – verabschiedete sich Leiter offiziell aus dem aktiven Polizeidienst. Ab sofort will er sich voll auf seine politische Tätigkeit konzentrieren. „Jetzt habe ich Zeit für die Politik, für meine wirklichen Hobbys und ich glaube, das ist gut so“, sagte er im Studio.
Aufarbeitung innerhalb der SPÖ
Ein zentrales Thema des Interviews waren die internen Turbulenzen in der Vorarlberger SPÖ. Mitte Juni hatte die ehemalige SPÖ-Frauenvorsitzende Daria Hüller öffentlich Kritik an der Parteikultur geäußert, insbesondere im Hinblick auf strukturellen Alltagssexismus. Mario Leiter zeigte sich um Aufarbeitung bemüht: Mit der neuen Frauenvorsitzenden Beatrix Madlena Tonetti sei eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen worden. Zudem werde ein „Code of Conduct“ für den parteiinternen Umgang entwickelt. „Wenn Fehler passieren, dann muss man auch zugeben, muss sich vielleicht entschuldigen oder versuchen, es besser zu machen“, so Leiter.
Austritt von Stefanie Mathei
Auch der Rücktritt von Stefanie Matei, ehemaliger Vorsitzenden der SPÖ-Frauen, wurde thematisiert. Matei hatte ihren Rückzug zunächst mit familiären Gründen begründet, später jedoch Kritik an den Strukturen geäußert. Leiter zeigte sich enttäuscht über den fehlenden persönlichen Abschied, betonte aber seine Wertschätzung für ihre geleistete Arbeit. „Ich habe ihr am gleichen Tag, als sie zurückgetreten ist, eine E-Mail geschrieben, habe sie auf einen Kaffee eingeladen und mich für ihre Arbeit bedankt. Ich möchte mich noch immer mit ihr austauschen, wie es dazu überhaupt kam“, so Leiter.
Kritik an der Landesregierung
Deutlich wurde Mario Leiter bei seiner Kritik an der Vorarlberger Landesregierung. Insbesondere die sozialen Kürzungen – etwa bei der Lebenshilfe, der Caritas oder der Geburtshilfe in Bludenz – sieht er als Angriff auf die Schwächsten der Gesellschaft. Er forderte einen sofortigen Stopp dieser Einsparungen und den Aufbau eines breit getragenen Konsenses.
Leiter warnte auch vor einer zunehmenden Wohnungsnot: „Die Mittelschicht kann sich schon kaum mehr die Wohnungen leisten.“ Er forderte eine stärkere Förderung des gemeinnützigen Wohnbaus sowie neue Modelle wie Mietkaufwohnungen oder Genossenschaftslösungen.
Ziel: SPÖ zurück in die Regierung
Langfristig sieht Leiter die SPÖ wieder in Regierungsverantwortung – als Garantin für soziale Ausgewogenheit und ein besseres Miteinander. Dafür brauche es jedoch auch eine Verjüngung der Partei. Der Aufbau der Parteijugend mit Victoria Bergmann stimme ihn zuversichtlich.
Zwischenbilanz und Ausblick
Trotz zweier Wahlniederlagen – bei der Gemeinde- und Landtagswahl – blickt Leiter nach vorne. Der Wahlausgang sei auch dem strategischen Fokus auf das Duell zwischen ÖVP und FPÖ geschuldet gewesen. Seine Rolle in der Opposition sieht er dennoch als wirksam.
Abschließend forderte Leiter mehr politische Ehrlichkeit und Dialogbereitschaft. Seine Vision: ein Vorarlberg, das wirtschaftlich stark bleibt, aber niemanden zurücklässt – weder junge Menschen noch Ältere oder sozial Schwächere.
(VOL.AT)