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SPÖ-Einigung auf Mitgliederbefragung und Parteitag

Eine Mitgliederbefragung soll den Führungsstreit in der SPÖ lösen.
Eine Mitgliederbefragung soll den Führungsstreit in der SPÖ lösen. ©APA/ROLAND SCHLAGER
Das SPÖ-Präsidium hat sich am Mittwoch im Führungsstreit auf eine Mitgliederbefragung plus einen Parteitag geeinigt. Der Parteivorstand stimmte diesem Vorschlag im Anschluss einstimmig zu.
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Im Duell zwischen Pamela Rendi-Wagner und Hans Peter Doskozil um die Führung der SPÖ soll die Entscheidung in einer Mitgliederbefragung fallen. Deren Ergebnis wird Basis für einen danach stattfindenden außerordentlichen Parteitag. Das hat der SPÖ-Parteivorstand einstimmig beschlossen nach einem entsprechenden Vorschlag des SPÖ-Präsidiums, so Parteichefin Pamela Rendi-Wagner im Anschluss.

Ablauf der Mitgliederbefragung wird von SPÖ noch festgelegt

Dennoch blieben am Mittwoch Fragen offen. Denn das genaue Prozedere wird erst - vermutlich kommende Woche - vom Präsidium in Abstimmung mit Doskozil festgelegt. So ist etwa unklar, wann die Entscheidung fallen soll. Doskozil will auf die Landtagswahl in Salzburg am 23. April Rücksicht nehmen und erst dann mit dem Werben um Stimmen beginnen. Rendi-Wagner drängte auf eine möglichst rasche Entscheidung.

Dazu muss geklärt werden, wer die Mitgliederbefragung betreut. "Federführend" werde die Bundesgeschäftsführung damit befasst sein, sagte Rendi-Wagner am Abend in einem Solo-Statement nach dem Vorstand. Mehrere Länder erklärten dagegen der APA, es sei undenkbar, dass Rendis Vertrauter, Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch, das Heft in der Hand haben wird.

Rendi Wagner vor SPÖ-Sitzungen noch zurückhaltend

Den ganzen Tag über schwirrten auch Gerüchte durch das Parlament, wonach sich die beiden Kontrahenten in mehreren Bundesländern den Parteimitgliedern gemeinsam mit ihren Ideen präsentieren könnten, wie das beim Duell um den Wiener Vorsitz vor einigen Jahren der Fall war. Rendi-Wagner blieb dazu eher reserviert. Sie werde das mit Doskozil besprechen. Es werde aber sicher Möglichkeiten geben, Inhalte zu präsentieren.

Ob es allenfalls noch einen dritten Kandidaten geben könnte, war ebenfalls unklar. Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) ging am Vormittag aber davon aus, dass die Entscheidung zwischen den beiden bekannten Bewerbern fallen werde.

Mitglieder im Team Doskozil noch offen

Ferner ist noch die Frage offen, wer in dem von Doskozil angekündigten Team vertreten sein wird. In der Partei meist genannte Namen waren der frühere Bundesgeschäftsführer Max Lercher, aber auch Umweltsprecherin Julia Herr.

Klar ist, dass man jetzt nicht neue Mitglieder rekrutieren kann, um die Abstimmung so zu beeinflussen. Die Stimme abgeben kann nur jemand, der bereits ein Jahr zahlendes Mitglied ist.

SPÖ-Spitzen halten sich bedeckt

Deklarieren wollte sich am Mittwoch kaum jemand in der Partei. Ludwig betonte am Rande einer zu Mittag zu Ende gegangenen Klubtagung seiner Landespartei, weiter hinter Rendi-Wagner zu stehen. Das tat auch die stellvertretende SPÖ-Chefin Tirols Selma Yildirim. Bürgermeister, die Doskozil nahe stehen, drückten ihre Unterstützung dadurch aus, dass sie in dessen Sinne gemeinsam eine Mitgliederbefragung forderten.

Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ), der reichlich genervt zum Sitzungsreigen eingetroffen war, war danach ein wenig entspannter: "Heute wurde zumindest eine Entscheidung getroffen, und diese ist jetzt von allen ebenso zu akzeptieren, wie das Ergebnis das am Ende des heute beschlossenen Prozesses." Das forderte auch Rendi-Wagner ein. Das Ergebnis werde von allen zu akzeptieren sein. Danach müssten alle an einem Strang ziehen. Oberösterreichs Landeschef Michael Lindner meinte: "Eine rasche, grundlegende Klärung ist jetzt notwendig."

Der Ausgang der Mitgliederbefragung ist nicht vorhersehbar, meinte der Politikwissenschafter Peter Filzmaier in der "ZiB2". Man könne nicht abschätzen wie weit sich die aktuell rund 140.000 Menschen mit SPÖ-Parteibuch beteiligen; bekannt sei nur, dass sie überdurchschnittlich alt, also "rein statistisch" schon in Pension seien und der Osten Österreichs - also Wien und Niederösterreich - besonders stark vertreten sei. An der von Rendi-Wagner 2020 initiierten Mitgliederbefragung nahmen 43 Prozent teil. Für die beiden Kontrahenten gehe es jetzt vor allem um die Mobilisierung, konstatierte Filzmaier - der im gewählten Weg zwar durchaus einen Teilerfolg für Doskozil sieht, aber aus Sicht der Partei auch "unter schlechten Möglichkeiten noch die bessere Chance".

(APA/Red)

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