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Hans Peter Doskozil ging in den Angriffsmodus über

Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil hat sich für den SPÖ-Parteivorsitz beworben.
Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil hat sich für den SPÖ-Parteivorsitz beworben. ©APA/ROBERT JAEGER (Symbolbild)
Er hat es nun doch getan: Der burgenländische Landeshauptmann Hans Peter Doskozil hat seinen Hut in den Ring geworfen und sich um den Parteivorsitz der SPÖ beworben.
Doskozil gegen Rendi-Wagner: Chronologie des Konflikts

Bundespolitische Ambitionen wurden dem ehemaligen Verteidigungsminister schon lange nachgesagt - mit einem Brief an Parteivorstand und Präsidium schaltete er nach wiederholten Sticheleien gegen Parteichefin Pamela Rendi-Wagner auch offiziell in den Angriffsmodus.

SPÖ: Hans Peter Doskozil ging in den Angriffsmodus über

Ganz sein Plan gewesen sein dürfte das aber nicht. Zuletzt machte er zwar immer wieder Stimmung gegen Rendi-Wagner bzw. für sich selbst - etwa mit einer Umfrage, wonach er als Kanzlerkandidat besser abschneiden würde als seine Kontrahentin. Wirklich offen deklarieren wollte er sich aber nicht.

Doskozil hatte nach Operationen mit Stimmproblemen zu kämpfen

Erst die Ereignisse der letzten Tage haben den 52-jährigen Ex-Polizisten, der nach mehreren Kehlkopf-Operationen mit Stimmproblemen zu kämpfen hat, mehr oder weniger gezwungen, tatsächlich den offenen Kampf zu suchen. Unter anderem wurde ihm von Rendi-Wagner eine Heckenschützenmentalität nachgesagt, andere zweifelten gar seine Männlichkeit an.

Doskozil in Asyl-Angelegenheiten der SPÖ

Die erste große öffentliche Stunde schlug für Doskozil bei der Flüchtlingstragödie auf der A4 mit dutzenden Toten in einem Lastwagen. In seiner Funktion als Landespolizeidirektor agierte er betroffen wie umsichtig und schaffte sich über die eigenen Bundesland-Grenzen hinweg Anerkennung. Dies galt umso mehr, als er unmittelbar danach den Flüchtlingsstrom 2015 in Nickelsdorf souverän handelte. Geradezu absurd erscheint heute, wo Doskozil gerade in Asyl-Angelegenheiten den Rechtsausleger der SPÖ gibt, dass er dereinst als Proponent der "Willkommenskultur" geschildert wurde.

Doskozil war schnell geachtet und beliebt

Die politische Karriere war jedenfalls für den Südburgenländer, der davor schon das Büro des damaligen Landeshauptmanns Hans Niessl (SPÖ) geleitet hatte, nun endgültig vorgezeichnet. Werner Faymann (SPÖ) holte ihn ins Verteidigungsministerium, wo ihn auch Christian Kern (SPÖ) beließ, als dieser die Führung von Partei und Regierung übernahm. Doskozil war schnell geachtet und beliebt, umso mehr als er für das Heer mehr Geld herausholte und auch für dessen Image so einiges tat.

Niessl kürte Doskozil im Burgenland zu seinem Kronprinzen

Doch es sollte zurück in die Heimat gehen. Niessl kürte Doskozil zu seinem Kronprinzen. Den Umweg als Landesrat über das Finanzressort hatte er noch zu überstehen, ehe ihn die Landespartei 2018 zuerst an ihre Spitze und im Frühling darauf in den Landeshauptmann-Sessel hob.

Forschers Vorgehen von Doskozil im Burgenland

Dort ging es Doskozil forsch an. Anstellung pflegender Angehöriger, Energieautarkie, Mindestlohn, höchste Ärztegehälter usf. Der Landeshauptmann schaffte es Schlagzeilen im und für das Burgenland zu machen. Gegenwind war ihm reichlich egal, auch wenn er aus den eigenen Reihen kam, wie die Gewerkschaft in Sachen Mindestlohn oder bezüglich seiner Forderung nach Abschaffung der Österreichischen Gesundheitskasse zu spüren bekam. Freilich hatte all das einen Preis. Der Landesrechnungshof zeigte sich zuletzt ob der hohen Schulden besorgt.

Doskozil überstand Commerzialbank-Affäre

Die Bevölkerung scheint das eher wenig zu kümmern, auch die Commerzialbank-Affäre überstand Doskozil letztlich unbeschadet. Viel mehr gefällt es den Burgenländern, dass man etwa mit der "Schlagernacht" und Alfons Haider als Generalintendant etwas Glamour ins Bundesland bekommen hat. Dass Doskozil aus dem rigiden Coronakurs der Bundespartei das ein- oder andere Mal ausscherte, wird ihm auch nicht geschadet haben.

SPÖ in der Löwelstraße von keinem Querschuss aus Oberwart sicher

Doskozil gilt als ausnehmend selbstbewusst, was durch die absolute Mehrheit bei der Landtagswahl 2020 noch einmal einen Schub bekommen haben dürfte. Diesen Gestus trägt er im Umgang mit dem politischen Gegner ebenso vor sich her wie im Clinch mit der eigenen Partei. In der Löwelstraße ist man seit Jahren keine Sekunde vor einem möglichen Querschuss aus Oberwart, wo Doskozil mit seiner aus Deutschland stammenden Ehefrau lebt, sicher.

Landeshauptmann thematisiert Stimmprobleme offensiv

Seine Stimmprobleme thematisiert der Landeshauptmann offensiv. In der Spitzenpolitik fühlt er sich zwar dadurch ein wenig eingeschränkt, doch sieht er sich ausreichend gewappnet und das auch für höhere Ämter als jenes des Landeshauptmanns. Vielen in der Partei missfällt das forsche politische Tempo des begeisterten Auto- wie Radfahrers ebenso wie dessen vermeintliche Illoyalität. Sich aus den Bundesgremien zurückziehen, aber vom Burgenland aus zu allem eine Meinung haben, war der meist gehörte Vorwurf.

Zur Person von Hans Peter Doskozil

Zur Person: Hans Peter Doskozil, geboren am 21. Juni 1970 in Vorau in der Steiermark, lebt im Bezirk Oberwart. Polizist, zuletzt Landespolizeidirektor (bis 2016), berufsbegleitend Studium der Rechtswissenschaften. SPÖ-Gemeinderat in Grafenschachen von 2007 bis 2012, Verteidigungsminister von 2016 bis 2017, ab Dezember 2017 Landesrat, seit 8. September 2018 SPÖ-Landesparteichef, seit 28. Februar 2019 Landeshauptmann des Burgenlandes. In zweiter Ehe verheiratet, Vater zweier Kinder aus erster Ehe.

(APA/Red)

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