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Spital: Unterschiede in der Schmerztherapie

Heikles Thema: die Schmerztherapie bei Patienten nach Operationen. Handlungsanleitungen und Empfehlungen gibt es genug.

Ein Projekt am Wiener Wilhelminenspital bestätigte jetzt eindrucksvoll ein Drei-Säulen-Prinzip als entscheidenden Faktor: Umsetzung der Empfehlungen der Anästhesie, exakte Nachfrage beim Patienten nach Schmerzsymptomen und entsprechende Dokumentation.

„Es ist eine Frage der Kommunikation und der Umsetzung bekannter Prinzipien. Die Kommunikation betrifft die Schnittstelle zwischen Anästhesisten, Aufwachraum, weiter behandelnden Ärzten und den Angehörigen des Pflegepersonals. Da kann viel an Information verloren gehen“, erklärte Univ.-Prof. Dr. Sylvia Fitzal, Vorstand der Abteilung für Anästhesie und Allgemeine Intensivmedizin am Wiener Wilhelminenspital.

Die Grundproblematik des Schmerzmanagements nach Operationen laut der Expertin: „Unsere Abteilung betreibt am Wilhelminenspital seit zehn Jahren einen Schmerzdienst, der 24 Stunden am Tag verfügbar ist. Die größte Angst der Patienten vor einer Operation ist es, nachher Schmerzen zu haben. Werden postoperative Schmerzzustände nicht ausreichend und rechtzeitig behandelt, kann es bei rund 15 Prozent der Betroffenen zur Chronifizierung kommen.“

Mittel und Wege, um das Problem in den Griff zu bekommen, sind hinlänglich bekannt: Gespräch mit dem Anästhesisten vor dem Eingriff, ausreichende Analgesie nach der Operation, Eigenmessung der Beschwerden auf der Basis einer 10-Punkte-Schmerzskala und Dokumentation.

Doch die Realität kann anders aussehen. Das hängt von der Realisierung dieser Eckpunkte ab, von denen drei außerhalb des direkten Einflussbereiches des Anästhesisten und Intensivmediziners liegen. Sylvia Fitzal: „Wir haben deshalb am Wilhelminenspital die Initiative ’Schmerzfreies Krankenhaus’ mit einem Wettbewerb begonnen, an dem zwölf chirurgische Stationen teilgenommen haben. Vom April bis Juli 2006 wurden von drei stationsfremden Mitarbeitern des Hauses insgesamt 524 Patienten nach dem Zufallsprinzip ausgewählt.“

Die Kranken wurden befragt, es wurde in die Krankenakte Einsicht genommen. Schließlich wurden Punkte für die jeweilige Schmerztherapie nach der Operation vergeben. Maximal konnten zwölf Punkte vergeben werden. Die befragten Patienten klassifizierten ihre Zufriedenheit mit der erhaltenen Schmerzbehandlung nach Noten (1 bis 5).

Das Hauptergebnis des Wettbewerbes: Insgesamt sind alle Beteiligten am Wiener Wilhelminenspital bemüht, ihre Patienten wirklich schmerzfrei zu halten. Doch es gab auch frappante Unterschiede. Sylvia Fitzal: „Die erzielten Punkte erreichten im Mittel (je Station) von 11,7 bis 7,85. Die Patientenzufriedenheit entsprechend dem Schulnotensystem wurde im Mittel von 1,0 bis 1,9 angegeben. Obwohl an vier Stationen kein Patient eine schlechtere Note als 2 vergab, wurden an einer Station von 26 Prozent Noten von 3 und höher angegeben.“

Die Expertin weiter: „Während im Durchschnitt aller Stationen bei 82,1 Prozent der Patienten in der Dokumentation ein Schmerzscore eingetragen war – bei drei Stationen übrigens bei allen Patienten – wurden bei zwei Stationen lediglich bei 29,6 bzw. 25,7 Prozent diese Bewertungen eingetragen.“

Im Wiener Wilhelminenspital erhalten alle Patienten für die postoperative Phase eine Basisschmerztherapie plus eine Bedarfsmedikation verordnet. Insgesamt werden diese beiden Empfehlungen bei 85 Prozent der Patienten umgesetzt. Doch zwischen den Stationen schwankte dieser Anteil zwischen 50,8 und 100 Prozent. Am Tag nach der Operation schwankten die Angaben auf der zehnteiligen Schmerzskala zwischen 0,82 und 3,25. Der Anteil der Kranken mit Beschwerden mit einer Intensität von mehr als 3 lag je Station zwischen 3,8 und 53,3 Prozent. Und: Ein Viertel der Patienten mit Schmerzen sagt von sich aus nichts über die Beschwerden.

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