Die Blockade des kroatischen EU-Beitritts durch Slowenien sprach Spindelegger bei der Pressekonferenz nicht an, während Zbogar lediglich sagte, er habe seinem österreichischen Kollegen die Position Ljubljanas erklärt und begrüße die bevorstehende Einsetzung eines EU-Weisenrats zur Lösung des bilateralen Grenzstreits.
Spindelegger beklagte vor Journalisten die “Balkan-Müdigkeit” in manchen Ländern der Europäischen Union, die Wien und Ljubljana gemeinsam bekämpfen wollen. So begrüßte der Außenminister den Vorstoß Sloweniens, das als Vorsitzland der Regionalen Partnerschaft (Österreich, Polen, Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ungarn) im Mai ein Ministertreffen mit den Westbalkan-Staaten einberufen wolle.
Ljubljana und Wien ziehen an einem Strang, wenn es darum geht, dass sich das Verhältnis EU und Westbalkan “in eine positive Richtung” entwickelt. “Wir sehen, dass es hier eine Reihe von Verzögerungen gibt”, sagte Spindelegger mit Blick auf die Vorbehalte einiger Staaten gegenüber der EU-Annäherung Kroatiens und Serbiens sowie die Tatsache, dass das Kandidatenland Mazedonien schon seit dem Jahr 2005 auf den formellen Beginn von Beitrittsverhandlungen wartet.
Zur slowenischen EU-Blockade sagte Spindelegger nichts. Er lobte vielmehr die “Vorreiterrolle Sloweniens” innerhalb der EU, das als erstes EU-Neumitglied den Euro einführte und die EU-Ratspräsidentschaft innehatte. Er sehe “mit Anerkennung und Bewunderung, welchen Weg Slowenien gegangen ist”, betonte der Außenminister. Österreich gilt innerhalb der EU als einer der größten Fürsprecher Kroatiens, und im Vorfeld des Besuchs in Ljubljana hatte sich der Außenminister “besorgt” über die slowenische EU-Blockade gezeigt.
Neben der Ortstafel-Frage, in der Spindelegger einen neuen Lösungsversuch “in den nächsten Wochen und Monaten” versprach, erörterte der Außenminister mit seinem “Freund” Zbogar auch die slowenische Autobahnmautvignette, die bei österreichischen Lenkern für Unmut sorgt, sowie die Kooperation der beiden Staaten im konsularischen Bereich. In diesem Zusammenhang bedankte sich Zbogar dafür, dass die österreichische Diplomatie in vielen Staaten, in denen Slowenien nicht präsent sei, konsularischen Schutz für Slowenen bereitstelle. Spindelegger sagte, dass wegen der technologischen Fortschritte im Visa-Bereich (Stichwort “biometrische Daten”) eine Kooperation der EU-Staaten immer notwendiger werde.
Beide Minister werteten die bilateralen Beziehungen als ausgezeichnet. Spindelegger sagte, im Arbeitsgespräch sei “die Zeit zu kurz geworden”, aber nicht deswegen, weil es so viele Probleme zwischen Österreich und Slowenien gebe, sondern weil man so viele Felder der Zusammenarbeit angesprochen habe. Auch Zbogar sagte, das Gespräch sei “in freundschaftlicher und konstruktiver Atmosphäre” verlaufen und so könne man auch die bilateralen Beziehungen charakterisieren.
Spindelegger wurde auch von Ministerpräsident Borut Pahor und Staatspräsident Danilo Türk empfangen. Am Nachmittag stand in der Residenz des österreichischen Botschafters in Ljubljana, des designierten internationalen Bosnien-Beauftragten Valentin Inzko, noch ein Empfang für Auslandsösterreicher und Angehörige der deutschsprachigen Volksgruppe in Slowenien auf dem Programm. Am frühen Abend wollte Spindelegger nach Wien zurückfliegen.