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Spielsüchtiger überfiel Wettlokal in Meidling: Haftstrafe für 24-Jährigen

Ein Wettlokal in Wien-Meidling wurde überfallen - nun folgte der Prozess gegen einen 24-Jährigen in Wien
Ein Wettlokal in Wien-Meidling wurde überfallen - nun folgte der Prozess gegen einen 24-Jährigen in Wien ©APA (Sujet)
Ein 24-jähriger Mann ist am Landesgericht für Strafsachen am Montag wegen eines bewaffneten Raubüberfalls auf ein Wettlokal in Wien-Meidling zu drei Jahren Haft verurteilt worden.

Ein Jahr wurde unbedingt ausgesprochen, 24 Monate bekam der Mann unter Setzung einer dreijährigen Probezeit auf Bewährung nachgesehen. Das Urteil ist bereits rechtskräftig.

Schöffenverfahren mit Corona-Schutzmaßnahmen

Die Verhandlung war eines der ersten Schöffenverfahren, das nach Ausbruch der Corona-Pandemie am größten Gericht des Landes durchgeführt wurde. Grundsätzlich wurde der Gerichtsbetrieb im März heruntergefahren, seither sind am Landesgericht nur die nötigsten Strafprozesse, wo Haftfristen zu beachten waren, abgewickelt worden. Die Sicherheitsvorkehrungen, die seit mehreren Wochen zum Schutz vor SARS-CoV-2 in der Justiz in Kraft sind, waren zuletzt um einen weiteren Schritt erhöht worden. Handwerker hatten in mehreren Gerichtssälen am Richtertisch Plexiglasscheiben installiert und damit diesen Bereich vom Rest des Raums abgeschirmt.

Angeklagter per Videokonferenz zugesschaltet

In dem Raubprozess trugen die Berufsrichter und die Schöffen vorschriftsgemäß ebenso MNS-Masken wie der Staatsanwalt, der Verteidiger und die Zuhörer, die ohne Schutzmaske gar nicht ins Gerichtsgebäude gelangt wären. Der Angeklagte war nicht persönlich anwesend. Er wurde nicht von der Justizwache vorgeführt, sondern verblieb in der Justizanstalt Josefstadt und wurde im Weg einer Videokonferenz in den Saal 211 zugeschaltet.

Der 24-Jährige befindet sich seit 28. Jänner in U-Haft - fast zwei Jahre nach dem inkriminierten Überfall war er als Tatverdächtiger ausgeforscht und festgenommen worden. Er hatte die Waffe - eine Gaspistole - nach dem am 23. Februar 2018 verübten Raub weggeschmissen. Die Pistole wurde nach einiger Zeit gefunden, über die Fingerabdrücke und den Verkäufer der Waffe kam man nach langwierigen Ermittlungen dem 24-Jährigen auf die Spur.

Spielsucht und Schulden führten zu Wettlokal-Überfall

Der Angeklagte zeigte sich umfassend geständig und verwies hinsichtlich des Motivs auf seine damalige Spielsucht und damit verbundene Schulden. Bis zu 2.000 Euro habe er täglich verspielt. Um nicht weiter in Versuchung zu geraten, sei er sogar umgezogen, weil direkt gegenüber seiner alten Wohnung ein Wettlokal stand. Doch auch an der neuen Adresse habe er seiner Sucht nicht Einhalt gebieten können. Schließlich habe er sich von einem Geldverleiher eine dringend benötigte Finanzspritze besorgt - "zu Wucherzinsen", wie Verteidiger Mirsad Musliu ausführte.

Als der Geldverleiher die Summe samt Zinsen zurückverlangte und dabei immer bedrohlicher wurde, "war ich unter Druck, unter Stress", verriet der Angeklagte dem Schöffensenat (Vorsitz: Christian Gneist). Also zog er sich einen Maler-Overall an, steckte eine Gaspistole ein und marschierte damit in ein Lokal, um sich mit Gewalt Bargeld zu besorgen. "Bitte verletz' mich nicht!", rief die Angestellte, als sie das Schießeisen sah, das - was sie nicht wissen konnte - nicht geladen war. "Ich will nur das Geld", beschied ihr der Räuber. Er eignete sich knapp 3.000 Euro an und lief schleunigst davon.

"Mein Fuß wird nie wieder ein Wettbüro betreten"

Mit der Beute habe er seine Verbindlichkeiten bei dem Kredithai getilgt, versicherte der Angeklagte. Am nächsten Tag sei er wieder arbeiten gegangen, betonte der bei einem Baukonzern als Maurer Beschäftigte: "Ich arbeite sehr gern.". Bis zu seiner Festnahme habe er "normal gelebt", seine Verlobte erwarte ein Kind. "Mein Fuß wird nie wieder ein Wettbüro betreten", versprach er am Ende seiner Einvernahme.

(apa/red)

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