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S&P-Warnung - für Juncker überzogen und ungerecht

Eurogruppen-Chef Juncker irritiert über mögliche Herabstufung von Euro-Staaten.
Eurogruppen-Chef Juncker irritiert über mögliche Herabstufung von Euro-Staaten. ©AP
Der Chef der Eurogruppe Jean-Claude Juncker hat die drohende Herabstufung der Bonität der Euro-Länder durch die Ratingagentur S&P scharf kritisiert.

Die Einschätzung der Agentur sei maßlos überzogen und ungerecht, sagte Junker am Dienstag im Deutschlandfunk. Die Euro-Zone sei “dabei, die Dinge in Ordnung zu bringen.” Er empfehle, die Ratings nicht so ernst zu nehmen.

Die Ratingagentur Standard & Poor’s hatte Österreich, Deutschland und praktisch allen anderen Euro-Ländern mit der Herabstufung ihrer Kreditwürdigkeit gedroht. S&P versah alle diese Staaten mit einem negativen Ausblick, was binnen drei Monaten eine Herabstufung nach sich ziehen könnte. S&P begründete den Schritt mit einer besorgniserregenden Entwicklung in der von der Schuldenkrise gebeutelten Euro-Zone.

Probleme der Eurozone könnten Österreichs Wirtschaft schaden

Die Ratingagentur Standard & Poor’s hat nach seiner Entscheidung, 15 Euroländer unter Beobachtung zu stellen (CreditWatch negativ), für jedes Land eine eigene Mitteilung veröffentlicht. Für Österreich hält S&P fest, dass die die CreditWatch-Entscheidung von Sorgen getrieben wird, welche Auswirkung sich vertiefende politische, finanzielle und monetäre Probleme in der Eurozone auf die österreichische Wirtschaft haben können. Die Mitteilung ist teilweise wortgleich mit jener für andere Staaten.

Soweit die Probleme der Eurozone dauerhaft die Verfügbarkeit von Krediten für die Wirtschaft beeinträchtigen, könnten die Wachstumschancen für Österreichs Wirtschaft – und damit die Aussicht auf einen Abbau der Schulden – geschmälert werden. “Wir sind der Meinung, dass der Mangel an Fortschritten, den die europäischen Politiker bisher dabei gemacht haben, eine Ausbreitung der Krise zu verhindern, strukturelle Schwächen im Entscheidungsprozess der Eurozone und der Europäischen Union widerspiegeln könnten”, so S&P. In Summe werde der bisherige Umgang der Eurozone mit der Wirtschaftskrise bewertet – und was dies für die Politik in Österreich bedeutet.Im der Eurozone sei die Kontinuität, Vorhersagbarkeit und Effizienz der politischen Koordinierung in der Zeit der Krise schwächer geworden. Dieses Umfeld könnte Österreichs aufkeimende Steuerkonsolidierung und Verwaltungsreform behindern, konkret etwa die Verankerung einer Schuldenbremse in der Verfassung. In Österreich will sich S&P anschauen: Die Vorhersagbarkeit des politischen Systems und die Reaktionsfähigkeit auf aktuelle Entwicklungen.

Kreditkosten für Österreich erhöht

Die jüngsten Entwicklungen haben die Kreditkosten für Österreich erhöht, erinnert S&P. Österreichische Banken refinanzieren inländische Anleihen zur Gänze bzw. ihre Töchter in Osteuropa zum Großteil über Einlagen. Das entschärfe die Liquiditätsrisiken. Allerdings sei die Qualität der Anleihen und Kredite vor allem bei den Ost-Töchtern gesunken. Das könnte das Risiko erhöhen, dass weitere Kapitalspritzen der Regierung oder vergleichbare Interventionen nötig werden. Das wiederum steigere das Risiko, dass Haftungen schlagend werden. S&P will das Risiko prüfen, dass grenzüberschreitende Geldflüsse aufgrund einer steigenden Belastung des Finanzsektors plötzlich einbrechen. Außerdem soll Österreichs Fähigkeit zur weitere Stützung des Bankensektors überprüft werden.

Auch die Politik der Europäischen Zentralbank (EZB) und deren Auswirkung auf die Finanzmärkte, die Realwirtschaft und damit letztlich die Kreditwürdigkeit Österreichs wird unter die Lupe genommen. Sollte die EZB-Politik nicht ausreichen, die wirtschaftlichen und finanziellen Schocks abzufedern, die nach Ansicht von S&P Österreich drohen, könnte auch die Bewertung des Faktors EZB zurückgenommen werden.

Euro fällt unter 1,34 Dollar

Der Euro hat am Dienstag mit Verlusten unter die Marke von 1,34 US-Dollar auf die drohende Herabstufung von 15 Ländern der Eurozone durch die US-Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) reagiert. Der nach Einschätzung von Experten “beispiellose Rundumschlag” habe die Gemeinschaftswährung im frühen Handel auf 1,3375 Dollar gedrückt, hieß es von Händlern. Ein Dollar kostete damit 0,7481 Euro. Am Vortag hatte die Europäische Zentralbank (EZB) den Referenzkurs noch auf 1,3442 (Freitag: 1,3511) Dollar festgesetzt.

In einer ersten Stellungnahme äußerten sich Experten der Commerzbank besorgt über die Folgen der Entscheidung durch S&P: “All diese Ereignisse sind Warnsignale, die darauf hindeuten, dass Bundesanleihen ihren Status als sicherer Hafen verlieren könnten.” Bisher habe sich der Kurs des Euro trotz der Schuldenkrise erstaunlich stabil gehalten. Sollten die deutschen Bundesanleihen den Ruf als besonders sichere Anlageform verlieren, wäre das “für den Euro-Dollar-Kurs das Ende der Unempfindlichkeit gegenüber der Euroraum-Krise”, hieß es bei der Commerzbank.

(APA/ Reuters)

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