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Soldat von Hunden getötet: Rasse "Malinois" eigens gezüchtet

Die Hunderasse Malinois wird für den Polizei- und Militärdienst gezüchtet.
Die Hunderasse Malinois wird für den Polizei- und Militärdienst gezüchtet. ©pixabay.com (Symbolbild)
Ein Tier wie die vom Bundesheer als Zugriffshunde gehaltenen Malinois "trifft man nicht auf der Straße. Das sind eigens gezüchtete und speziell ausgebildete Hunde", sagte Gerald Pötz vom Österreichischen Hundehalterverband (ÖHV).
Hundeführer von Militärdiensthunden getötet

Der Besitz derart trainierter Tiere sei Privatpersonen untersagt, sagte er im APA-Interview.

Selektierte Zucht für Polizei- und Militärdienst

Solche Hunde für den Polizei- und Militärdienst würden zudem aus eigenen Zuchtstätten stammen. Die Zucht erfolge "selektiert auf bestimmte Eigenschaften" wie Belastbarkeit, Nerven- und Triebstärke, erläuterte Pötz. Letzteres meint etwa einen ausgeprägten Spieltrieb, denn die Ausbildung erfolge spielerisch, gut motivierbare Hunde werden bevorzugt.

Aggressivität sei hingegen "kein Merkmal, auf das gezüchtet wird", betonte der ÖHV-Sprecher. "Ein bestimmtes Maß an Aggression ist für jedes Tier eine überlebenswichtige Eigenschaft, Aggression ist aber kein Merkmal, das angeboren ist. Aggressionsbereitschaft kann ein Hund in der Ausbildung lernen. 'Den aggressiven Hund', der so geboren wurde, gibt es aber nicht." Die Hundeführer des Bundesheeres wiederum wüssten genau, "wie man mit den Tieren umgeht". Umso unerklärlicher sei der Unglücksfall, der einen 31-jährigen Jagdkommando-Soldaten in Wiener Neustadt das Leben gekostet hat.

Warum die Tiere den Soldaten angefallen haben könnten

"Das ist reine Spekulation: Ich kann mir etwa vorstellen, dass etwas Unvorhergesehenes vorgefallen ist, zum Beispiel der Soldat ist vielleicht gestolpert und bewusstlos liegen geblieben, oder er ist einem der Tiere versehentlich auf die Pfote getreten und der Hund hat darauf reagiert", mutmaßte Pötz. Dass der zweite, noch sehr junge Hund maßgeblich an der Attacke beteiligt gewesen sei könnte, hält er für unwahrscheinlich.

Was bei Bissvorfällen meist gar nicht untersucht werde, aber in der "Problemhundetherapie" ein wichtiger erster Schritt sei, ist die Abklärung, ob der betreffende Hund ein Gesundheitsproblem hat. "Das Tier kann einen Gehirntumor haben und dann grundlos angreifen. Es kann auch durch ein Problem wie einen eitrigen Zahn irritiert sein, und das entlädt sich dann plötzlich", meinte Pötz.

Tiere waren als Zugriffshunde ausgebildet

Die beiden Belgischen Schäferhunde, die in der Nacht auf Donnerstag einen Jagdkommando-Soldaten in der Flugfeld-Kaserne in Wiener Neustadt getötet haben, waren klassische Zugriffshunde. "Ihre Aufgabe ist es, den Angreifer unschädlich zu machen", erläuterte Bundesheersprecher Michael Bauer im Gespräch mit der APA.

Wien/Wiener Neustadt. Die Tiere des Jagdkommandos sind so ausgebildet, dass sie beispielsweise bei der Erstürmung eines Hauses den Feind ausschalten. "Läuft der Angreifer davon, stellt ihn der Hund. Wenn sich der Angreifer nicht mehr wehrt, hört der Hund auf", sagte Bauer. Dass die Diensthunde Soldaten attackiert haben, kam bisher nicht vor. "Es ist noch niemand gröber verletzt worden", sagte Bauer.

Seit dem Jahr 1964 gibt es beim Bundesheer Militärhunde. Aktuell sind es 70 Diensthunde. Sie alle werden im Militärhundezentrum des Österreichischen Bundesheeres in Kaisersteinbruch ausgebildet. Bisher wurden so 1.800 Rottweiler gezüchtet und trainiert, damit ist es die größte Rottweilerzucht der Welt. Diese Hunderasse bildet etwa 90 Prozent des Gesamthundebestandes des Heeres. Darüber hinaus werden auch deutsche und belgische Schäferhunde sowie Labradorhunde und Jagdhunde ausgebildet. Die Tiere werden für Aufgaben im In- und Ausland eingesetzt.

Alle im Dienst befindlichen Hunde werden einmal jährlich durch Mitarbeiter der Hundestaffel, einen Veterinärmediziner und einen für militärische Sicherheit zuständigen Offizier überprüft. Dabei wird die Einsatzbereitschaft und der Gesundheitszustand des Tiers beurteilt, aber auch die Kenntnisse des Hundeführers im Wach- and Sicherungsdienst.

Unter Ausnutzung der Prägungsphasen werden die Welpen bereits ab der fünften Lebenswoche durch eigenes Personal spielerisch auf ihre künftigen Aufgaben vorbereitet. Die umfangreiche Palette beinhaltet das Kennenlernen ihres Umfeldes und verschiedener Umwelteinflüsse sowie die Sozialisierung mit anderen Hunden und Menschen. Mit etwa 15 Monaten beginnt die eigentliche Ausbildung, welche in Kursform und vom Hundeführer selbst, unter Aufsicht and Anleitung des Ausbildungspersonals, durchgeführt wird.

Neben der Ausbildung der Hunde wird auch der Schulung des Hundeführers große Bedeutung beigemessen. Bevor ein künftiger Hundeführer mit der Ausbildung beginnen darf, hat er eine 14-tägige Überprüfung über sich ergehen zu lassen. Hier durchläuft er mehrere Stationen, die ihn in die Fütterung, Pflege und Ausbildungsgrundlagen eines Hundes einweisen.

Darüber hinaus wird er über 24 Stunden unter Schlafentzug und starker körperlicher Belastung vom Heerespsychologischen Dienst auf seine physische and psychische Belastbarkeit überprüft. Ein Abschlusstest über das Erlernte komplettiert das Programm and entscheidet über die Zulassung zur Teilnahme am Militärhundeführer-Lehrgang.

(APA/Red)

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