AA

"SOKO Elch": Das sind die Pläne für Emils weitere Reise

Emil soll betäubt und an der tschechischen Grenze ausgesetzt werden.
Emil soll betäubt und an der tschechischen Grenze ausgesetzt werden. ©APA/HELMUT FOHRINGER
In Oberösterreich wird zurzeit an einem Plan gearbeitet, um Elch Emil sicher in Richtung tschechische Grenze zu transportieren. Ziel ist es, das Tier dort mit Artgenossen im Nationalpark Šumava zu vereinen.
Polizeischutz für Emil
NÖ seit vier Wochen "Elch-Land"
Hype um Elch
Elch durchwandert NÖ

Während Elch "Emil" am Donnerstag in Stadt Haag (Bezirk Amstetten) gesichtet worden ist, bereitet man sich in Oberösterreich darauf vor, dass er demnächst die Landesgrenze passieren könnte. Hier lautet ein mögliches Szenario: Emil betäuben und an die tschechische Grenze bringen, wo er auf Artgenossen treffen könnte. Tierschutz Austria kritisierte das Vorhaben scharf und kündigte rechtliche Schritte an.

Mit Betäubung: OÖ will Elch Richtung Böhmerwald bringen

Das Land hat eine "SOKO Elch" eingerichtet, bestätigte das Büro der zuständigen oberösterreichischen Landesrätin Michaela Langer-Weninger (ÖVP) am Donnerstag einen entsprechenden "Krone"-Bericht. Bereits seit einiger Zeit berät eine Expertengruppe, in der Jagd-und Forstdienst des Landes, Landesjagdverband, das Institut für Wildtierkunde und -ökologie der Veterinärmedizinischen Universität und der veterinärmedizinische Dienst vertreten sind, wie man mit dem tierischen Besucher umgehen soll, falls er das Bundesland betritt. Da "Emil" bereits einmal den Bahnverkehr blockiert hat, will man das hier vermeiden - auch zum Schutz des Tieres.

Emil zuerst nur beobachten

Daher lautet der Plan: Erst soll der Elch, der mittlerweile Promi-Status hat, einmal beobachtet werden. Der Jagdsachverständigendienst im Büro Langer-Weningers fungiert als Anlauf- und Koordinationsstelle für Meldungen über Sichtungen. Dann will man ihn - sollte "Emil" diesen Weg nicht von selbst einschlagen - in sicherem Gelände betäuben, besendern und in Richtung Grenze zu Tschechien bringen, wo im Nationalpark Šumava eine Elchpopulation lebt. Hier könnte er auch eine Herzdame finden, so die Hoffnung.

"Emil kann jeden Tag in Oberösterreich ankommen - darauf sind wir bestens vorbereitet", versichert Langer-Weninger. Man habe in den vergangenen Tagen mit Experten verschiedene Szenarien durchgespielt und entsprechende Maßnahmen dazu festgelegt. "Im Mittelpunkt stehen das Wohl und der Schutz von Elch Emil. Zugleich wollen wir verhindern, dass es zu gefährlichen Situationen für Menschen kommt - etwa im Straßen- oder Bahnverkehr."

Jagdverband sieht keinen Grund für Abschuss

Den Elch abzuschießen, würde nur mit Sondergenehmigung gehen, da er zwar jagdbares Wild ist, allerdings ganzjährig geschont, sagte Christopher Böck, Geschäftsführer vom Landesjagdverband Oberösterreich, der "Krone" - "und es gibt keinen Grund dafür". Den Elch gleich nach Tschechien zu bringen, wäre allerdings ein grenzübergreifender bürokratischer Aufwand, den man vermeiden will.

Tierschutz Austria droht mit rechtlichen Schritten

Auch wenn man in Oberösterreich versichert, nur Emils Wohl im Sinn zu haben - Tierschutz Austria kritisierte die Pläne in einer Aussendung am Donnerstag scharf: "Jede Betäubung ist eine Gefahr für ein Wildtier", heißt es darin, man erachte diese Vorgehensweise als nicht rechtskonform. Elche seien in Österreich zwar jagdbar, aber ganzjährig geschont. "Das bedeutet: Emil darf weder gejagt noch gefangen noch absichtlich getötet werden. Eine Ausnahme ist nur zulässig, wenn eine unmittelbar drohende Gefahr für Menschen besteht - und die liegt derzeit nicht vor", erklärt Stephan Scheidl, Tierheimleiter von Tierschutz Austria. Man behalte sich daher rechtliche Schritte vor.

"Herzlich willkommen in Haag"

"Emils" Wanderung durch Niederösterreich geht indes weiter. Donnerstagfrüh ist er in Stadt Haag und somit bereits ganz im Westen des Bundeslandes angekommen. Er wurde dabei auch von Bürgermeister Lukas Michlmayr (ÖVP) "begrüßt". "Guten Morgen 'Emil'! Herzlich willkommen in Haag", schrieb der Stadtchef zu einem Video auf seiner Facebook-Seite. Der Elch "besucht bei uns im Tierpark seine Verwandten (Hirsche)", fügte Michlmayr hinzu.

Während sich "Emil" in seiner mittlerweile fünften Woche im Bundesgebiet möglicherweise auf den Weg nach Oberösterreich macht, ist die Zahl seiner Fans weiter angewachsen. Die Ende August eingerichtete Facebook-Seite ("Emil der Elch") knackte am Donnerstag die Marke von 20.000 Mitgliedern.

Dass "Emil" im Land ob der Enns betäubt und an die tschechische Grenze gebracht werden soll, hat jedenfalls auch seine Fans auf der Social-Media-Plattform auf den Plan gerufen. "Kann man verhindern, dass er nach Oberösterreich geht?", wurde gefragt. "Ich hoffe, dass sie das wirklich gut machen und Emil xund bleibt" oder "Hoffentlich biegt Emil noch einmal ab", lauteten Kommentare. Auf der Fanseite zu lesen war aber auch: "Ich verstehe eure Entsetzen nicht!? Es ist doch gut, wenn er endlich in den Böhmerwald gebracht wird ...".

Warnung vor "Elch-Tourismus"

Tierschutz Austria warnte indes einmal mehr vor "Elch-Tourismus". Das Verhalten des Tieres sei "völlig natürlich". Was bei uns als Sensation wahrgenommen werde, sei in anderen Ländern ein ganz normales Bild. "Unnatürlich ist vielmehr, dass Lebensräume so stark zerschnitten sind", das berge auch Gefahren für das Tier, so Scheidl.

(APA/Red)

  • VIENNA.AT
  • Österreich
  • "SOKO Elch": Das sind die Pläne für Emils weitere Reise
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen