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So feierten die Parteien nach der Europawahl

Die Wahlpartys der Parteien nach der EU-Wahl.
Die Wahlpartys der Parteien nach der EU-Wahl. ©APA
Freud und Leid liegen am Wahltag nicht weit auseinander: Nach der Europawahl feierten die österreichischen Parteien ihr Ergebnis auf unterschiedliche Weise.
So reagierten die Parteien
FPÖ laut Trendprognose auf Platz 1

Die FPÖ hatte sich für ihre Wahlparty nach der EU-Wahl am Sonntag abermals ein Weinlokal in Parlamentsnähe ausgesucht. Für Branchen-Protest hatte im Vorfeld gesorgt, dass ausländische Medien, aber auch manche Wochenmedien nicht zugelassen waren. Die Freiheitlichen begründeten die Entscheidung offiziell mit Platzmangel.

Blaue Wahlparty mit Vilimsky, Kickl und AfD-Politikerin

Dieser machte sich auch bald spürbar. Gefeiert wurde patriotisch mit Würstel, Gulasch und Bier, das in Plastikbechern mit dem Konterfei von Parteichef Herbert Kickl ausgeschenkt wurde. Dieser legte bei der Wahlparty auch noch einmal nach: "Wir zünden die nächste Stufe. Und die nächste Stufe heißt Bundeskanzleramt", sagte er, nachdem er Seite an Seite mit Spitzenkandidat Harald Vilimsky unter Jubel eingezogen war. "Wir holen uns Schritt für Schritt unser Land zurück", meinte wiederum Vilimsky. Und auch FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker befand zum blauen Wahlsieg gegenüber der APA: "Das ist erst der erste Teil der Geschichte."

An Parteiprominenz waren unter anderem noch die ehemalige Europaparlamentarierin Ursula Stenzel sowie der blaue Neo-ORF-Stiftungsrat Peter Westenthaler vertreten. Aus Niederösterreich angereist war der dortige Parteichef Udo Landbauer. Am Abend tauchte auch noch die ehemalige AfD-Politikerin Frauke Petry auf. Sie war kurz zuvor bei der Festwochen-Produktion "Wiener Prozesse" als "Verteidigerin" der Freiheitlichen aufgetreten.

Euphorie bei ÖVP nach vorläufigem Wahlergebnis

Euphorie hat nach der um 23 Uhr veröffentlichten Hochrechnung zur EU-Wahl in der ÖVP-Zentrale geherrscht. "Die Volkspartei ist viel stärker, als es ihr manche zugetraut haben", sagte ÖVP-Generalsekretär Christian Stocker. Die Partei liegt bei 24,7 Prozent und damit auf Platz zwei - knapp hinter der FPÖ mit 25,5 Prozent. Kanzler und ÖVP-Chef Karl Nehammer hatte das Ergebnis der zuvor vorliegenden Trendprognose (23,5 Prozent) noch als "überhaupt nicht erfreulich" bezeichnet.

Um 17 Uhr sei man Kopf an Kopf mit der SPÖ um Platz zwei gelegen, jetzt liege man Kopf an Kopf mit der FPÖ um Platz eins, so Stocker. Er betonte nochmals, dass die ÖVP nach den Ereignissen der letzten Jahre - dabei zwei Untersuchungsausschüsse voller "haltloser Vorwürfe" - jede Stimme neu gewinnen musste. Mit Nehammer als Spitzenkandidat werde man in die Nationalratswahl gehen, hatte Stocker zuvor gegenüber dem ORF betont, dass es hier keine personellen Konsequenzen geben werde. Im Herbst werde man die Reihung umdrehen. Am Montagvormittag wird das Ergebnis der EU-Wahl bei einem Bundesparteivorstand besprochen.

Die Wahlparty war trotz des Verlustes des ersten Platzes gut besucht. Auch die Stimmung blieb stets positiv, besonders nach Veröffentlichung des neuen, für die ÖVP günstigeren Ergebnisses, für das es tosenden Applaus gab. Schließlich hätte man auch auf Platz drei landen können, war zu vernehmen. Nach und nach traf am Sonntagabend auch die Polit-Prominenz ein, u.a. die Ministerinnen Susanne Raab und Karoline Edtstadler sowie die Minister Martin Polaschek, Gerhard Karner, Alexander Schallenberg und Martin Kocher besuchten die Parteizentrale. Auftritte von Nehammer und Reinhold Lopatka wurden viel beklatscht. Dieser habe großen Einsatz gezeigt, dankten Nehammer und Stocker dem Spitzenkandidaten.

SPÖ nach Trendprognose zur EU-Wahl nicht in Feierlaune

Das schwache Ergebnis bei der EU-Wahl hat bei der SPÖ für große Enttäuschung gesorgt. Mit 23,3 Prozent fuhr die SPÖ das historisch schlechteste Ergebnis bei einer EU-Wahl ein. Parteichef Andreas Babler bemühte sich dennoch, Zuversicht zu verbreiten. "Die Sozialdemokratie ist stabilisiert", sagte er nach Veröffentlichung des Endergebnisses. Nun gelte es die 2,2 Prozent Abstand zur FPÖ aufzuholen, um "bei der Nationalratswahl im Herbst als erste über die Ziellinie zu gehen".

Es sei ernüchternd, dass die FPÖ stärkste Partei sei, aber der Abstand sei nicht so groß wie zuletzt prognostiziert. "Das heißt jetzt reinhackeln", sagte Babler vor Parteikollegen im Wiener Marx-Palast. Die Themenlage in Europa sei nicht einfach mit den Sicherheits- und Migrationsfragen, auf die die Rechte keine Lösung biete. "Wir werden auch in Asyl- und Migrationspolitik aufschlagen müssen mit einer konkreten Position", so der SPÖ-Chef.

Bereits zuvor hatte Babler erklärt, die FPÖ sei in "Schlagdistanz". Bei seiner Kür zum Parteivorsitzenden vor einem Jahr sei die SPÖ in Umfragen noch bei 19 Prozent gelegen, nun bei 23 Prozent, so Babler. Fehler im Wahlkampf wollte er nicht eingestehen. Die Themenlage in Europa sei schwierig gewesen, jene bei der Nationalratswahl werde eine andere sein.

Applaus ernteten der EU-Spitzenkandidat Andreas Schieder und Listenzweite Evelyn Regner bei ihrer Ankunft am Abend. Regner bemühte sich dann auch, den enttäuschten Genossinnen und Genossen Mut zuzusprechen. "Wir als SPÖ sind nicht unterzukriegen", rief sie ihnen zu. Man sei ein bisschen "ernüchtert", aber "wir halten zusammen, auch wenn es jetzt ein bisschen haarig wird." Wichtig sei auch, "es gibt eine Zweidrittel-Mehrheit, die nicht den Rechtsruck wollen". Schieder zeigte sich besorgt über den Rechtsruck in Europa.

Zwischenfall bei Grüner Wahlparty im Wiener "Metropol"

Die Stimmung bei den Grünen zum Ausgang der EU-Wahl in Österreich hat sich am Sonntag bis zum späten Abend immer mehr verbessert. Am Abend, als Parteichef Werner Kogler und Spitzenkandidatin Lena Schilling bei der Wahlparty im Wiener "Metropol" eintrafen und noch die Trendprognose von 17 Uhr galt, war bereits Jubel angesagt. Endgültig brach dieser um 23 Uhr dann angesichts des vorläufigen Endergebnisses und der Wahlkartenprognose aus.

Schon vor dieser Bekanntgabe bezeichnete Schilling die Unterstützung der Parteiaktivisten als "unfuckingfassbar". Fast euphorisch Kogler: "Wir sind Gegenwind gewöhnt, und wir lassen uns nicht umblasen." Nach der Vorliegen des Ergebnisses bekräftigte er dies. Gräben im linken Lager, die durch Vorwürfe gegen Schilling sichtbar geworden waren, sah er vor allem als Problem jener, die diese aufgebracht hatten. Unbestritten sei, dass dies aus Kreisen "mit gewisser SPÖ- und KPÖ-Affinität" gekommen sei, sagte er gegenüber Journalisten.

Davor, auf der Bühne vor versammelten Unterstützern, hatte der Parteichef auf der Bühne auch seine nachdenkliche Seite gezeigt. Man habe Sympathisanten und Wählern einiges zugemutet, Neuland in der Auseinandersetzung betreten und "in dieser Einmaligkeit auch Fehler gemacht". Sein Versprechen explizit auch an die Medien: "Das werden wir aufarbeiten und verbessern." Jedenfalls habe man trotz Gegenwinds zusammengehalten und sei nicht gewichen, hob er ebenso hervor wie Generalsekretärin Olga Voglauer. Die Entscheidung, die "geschätzte, liebe Lena" zur Spitzenkandidatin zu machen, sei eine "sehr gute und richtige" gewesen, betonte Kogler, denn man wolle die Spitze von Bewegungen sein. "Die Entscheidung war gut, und ich bin froh, dass wir gemeinsam das durchgetragen haben", betonte er. Nur die Grünen stünden für Klimaschutz, Rechtsstaatlichkeit oder eine unabhängige Justiz: "Wer macht es denn, wenn nicht die Grünen?", fragte er. Seine Antwort: "Niemand."

Für eine überraschende Unterbrechung sorgte gegen 19 Uhr eine Handvoll Palästina-Aktivisten, die auf die Bühne stürmten, Spruchbänder und Fahnen in Händen hielten und "Lena Schilling, stop the killing!" (Lena Schilling, stoppe das Töten, Anm.) schrien. Bereits nach kurzer Zeit ließen sie sich aber hinauskomplimentieren.

Feierstimmung bei NEOS nach Verkündung der Hochrechnung

Bei den NEOS herrschte nach Verkündung der Hochrechnung Feierstimmung. Sollten die 10,1 Prozent auch nach der Auszählung aller Briefwahlstimmen stehen, würden die NEOS nicht nur das Wahlziel von zwei Mandaten klar erreichen, sondern auch erstmals in der Geschichte der Partei ein zweistelliges Ergebnis einfahren. Für die Parteichefin ist es jedenfalls ein "sensationellen Ergebnis". "Wir sind Gewinner heute!" verkündete Meinl-Reisinger bei der Wahlparty.

"Wir haben das Wahlziel voll erreicht", sagte Meinl-Reisinger auf der Wahlparty im Lokal "Kleinod" im Wiener Stadtpark, zu der wegen Abstimmungsschwierigkeiten und großem Andrang rund 100 Parteimitglieder nicht hineingelassen wurden. Durch das zweite Mandat habe man künftig "zwei starke Stimmen für ein starkes Österreich in einem starken Europa."

Bei der Wahlparty, zu der die Parteimitglieder um etwa 20.30 Uhr von der wenige Meter entfernten Parteizentrale eingetroffen waren, war es von Anfang an ausgelassen. Ruhig wurde es nur kurz vor 23 Uhr - als Gerüchte die Runde machten, die NEOS könnten deutlich unter den 10,5 Prozent der Trendrechnung liegen und gar unter die 10-Prozent-Marke fallen. Umso lauter dann der Applaus, als die Hochrechnung 10,1 Prozent und damit das beste bisherige pinke Ergebnis anzeigte.

Die Jubelstimmung hielt danach an und das dürfte auch die nächsten Stunden so bleiben. So manch Abgeordneter schwang zu "Man after Midnight" oder dem ABBA-Hit "Dancing Queen" das Tanzbein. Allzu lang sollten die beiden Neo-EU-Mandatare aber nicht feiern, für Helmut Brandstätter und Anna Stürgkh geht es schon Montag Mittag nach Brüssel, wo sie sich mit ihrem neuen Arbeitsplatz vertraut machen wollen.

Deutlich entspannter zeigte sich Spitzenkandidat Brandstätter, nachdem auch die Hochrechnung seine Partei zweistellig sah. Einmal mehr dankte er Team und Familie und versicherte, wie auch die Listenzweite Stürgkh, "jeden Tag für unser Europa" zu arbeiten.

Entspannter Ausklang des Wahlabends bei KPÖ

Entspannt ausklingen ließen die Unterstützerinnen und Unterstützer der KPÖ den Abend bei ihrer Wahlparty im Cafe 7Stern. Spitzenkandidat und 7Stern-Wirt Günther Hopfgartner sagte, er sei "kurz enttäuscht gewesen" über die Trendprognosen am Sonntag, habe sich dann aber an das unglaubliche Engagement seiner Partei erinnert. Er räumte ein: "Das war nicht ganz das Ergebnis, das wir uns gewünscht haben". "Das ist noch nicht das Endergebnis, Günther", unterbrach ihn daraufhin gleich ein lauter Ruf, gefolgt von einzelnen Lachern aus der Menge. Nach einem kurzen Schmunzeln fand der Spitzenkandidat schließlich auch positivere Worte: "Alle sind der Meinung es ist ein gutes Ergebnis und wir können alle extrem stolz auf uns sein", fasste er seine Eindrücke von Gesprächen auf der Wahlparty zusammen.

Nach den letzten Programmpunkten leerte sich der Partyraum der KPÖ im Cafe 7Stern relativ schnell und die Übriggebliebenen verlagerten sich zunehmend nach draußen an die frische Luft. "Das Feiern müssen wir noch lernen", witzelte ein KPÖ-Funktionär. Viele hatten da schon den Heimweg angetreten, einzelne Parteimitglieder warteten aber auch noch zuversichtlich auf das offizielle Wahlergebnis.

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(APA/Red)

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