AA

"So eine Menschlichkeit findest du bei anderen Firmen nicht": Bewegende Worte einer Vorarlberger Kika-Mitarbeiterin

Eine kika-Mitarbeiterin aus Vorarlberg erklärt, wie es ihr aktuell geht.
Eine kika-Mitarbeiterin aus Vorarlberg erklärt, wie es ihr aktuell geht. ©Symbolbild: Philipp Steurer, Canva
Seit Mittwoch ist es fix: Die Sanierung von kika/Leiner ist gescheitert. Wie geht es den Mitarbeitern mit dem Konkurs? VOL.AT sprach mit einer langjährigen Beschäftigten.

"Es geht mir nicht so gut", erklärt die junge Mitarbeiterin einer Vorarlberger Kika-Filiale im VOL.AT-Telefoninterview. Sie berichtet über die schwierige Situation der Belegschaft, ihre eigenen Gefühle und die Herausforderungen, die nun auf sie zukommen.

Jetzt auf VOL.AT lesen
Wie geht es den Mitarbeitern mit dem kika-Konkurs? ©Philipp Steurer

Gewissheit über Konkurs seit Mittwoch

Vom Zustand des Unternehmens erfuhren sie und ihre Teammitglieder aus den Medien. "Als ich es erfahren habe, habe ich Arbeitskollegen angerufen und informiert. Im Geschäft waren sie schon informiert", meint die langjährige Mitarbeiterin. "Unser Geschäftsführer hat sich richtig verhalten und sofort eine Versammlung mit uns gemacht und es uns geschildert." Der heutige Mittwoch brachte für die Mitarbeiter nach drei Wochen die traurige Gewissheit: "Heute habe ich die ganze Hoffnung aufgegeben – nicht nur ich, die anderen Mitarbeiter auch. Heute haben wir wahrgenommen, dass es die Firma nicht mehr lange geben wird", gibt sie zu verstehen. "Wir sind alle traurig. Ich bin irgendwie baff. Ich habe erst heute erfahren, dass es ein Konkurs ist. Es ist alles irgendwie blöd."

Ein Archivbild zeigt das Innere einer kika-Filiale. ©VOL.AT/Mayer

"Ein sehr trauriges Weihnachtsgeschenk"

"Es ist ein sehr trauriges Weihnachtsgeschenk, sagen wir es so. Es ist nicht angenehm für uns, vor allem für die Mitarbeiter, die langjährig schon im Unternehmen waren", betont sie. Auch nach der Information über die Insolvenz arbeiteten die Mitarbeiter weiter, berieten Kunden und hielten das Geschäft aufrecht. "Wir waren gerne bei Kika", gibt die Vorarlbergerin zu verstehen. "Wir haben uns wirklich bemüht, dass die Firma wieder steht, aber es war anscheinend nicht ausreichend. Wir waren trotzdem für unsere Kunden da und wir haben versucht, das Beste rauszuholen." Die Nachricht darüber, dass ihr Arbeitgeber nicht mehr lange bestehen dürfte, war laut ihr "traurig". "Wütend bin ich nicht. Absolut nicht. Unser Geschäftsführer hat es auch nicht gewusst." Er habe es am selben Tag erfahren. "Ich bin nicht wütend, dass ich es aus den Medien erfahren habe, ich bin nur traurig, dass so ein Unternehmen verloren geht."

Symbolbild: Die kika-Filiale in Dornbirn. ©Philipp Steurer

"Ich weine nur, weil so ein Unternehmen verloren geht"

Wie war es nach der Information über die Insolvenz weiterzuarbeiten? "Wir haben uns gegenseitig motiviert und unsere Hoffnung nicht verloren. Vielleicht gibt es einen neuen Investor, haben wir gedacht. Aber es ist doch nicht so gekommen", erzählt die Kika-Mitarbeiterin VOL.AT. "Wir haben schon gewusst, dass der Konkurs kommt, aber wir haben es nicht wahrgenommen. Wir haben uns trotzdem bemüht, unsere Umsätze zu machen." Die Vorarlbergerin und ihre Arbeitskollegen gehen morgen, Donnerstag, mit der Gewissheit über den Konkurs von Kika zur Arbeit. "Das werde ich jetzt morgen sehen, wie schlimm es wird." "Ich denke, viele Mitarbeiter werden auch weinen. Ich weine nicht, weil ich meinen Job verliere. Wenn man arbeiten will, findet man überall einen Job. Es muss nur der Wille da sein. Ich persönlich weine nur, weil so ein Unternehmen verloren geht."

©APA-Grafik

"Es ist nicht wie andere große Betriebe"

Die Zeit beim Möbelkonzern war für die junge Mitarbeiterin alles in allem positiv. "Ich war sehr sehr gerne in diesem Betrieb und es ist nicht wie andere große Betriebe", erklärt die Frau, die vor ihrer Anstellung bei Kika bereits in anderen großen Unternehmen angestellt war. "Es ist ein riesiger Unterschied zu anderen Unternehmen", gibt sie zu verstehen. "Wir hatten schon Nummern, aber Kika – überhaupt das System – das war alles perfekt, hat alles gepasst." Auch der Umgang mit Arbeitskollegen und Vorgesetzten war laut ihr stets angenehm. "Sie waren für die Mitarbeiter immer da und die Chefitäten waren immer super." Dass es so etwas nicht mehr geben werde, mache sie traurig. "So eine Freiheit und so eine Menschlichkeit, das hast du bei anderen Unternehmen nicht", betont sie.

Vor Weihnachten müssen sich die Mitarbeiterin und ihre Kollegen um ihre künftige Arbeits sorgen. ©Fotomontage: Canva, Philipp Steurer

"Es ist für mich auch nicht einfach"

"Es ist für mich auch nicht einfach", meint die Vorarlbergerin zu ihrer privaten und finanziellen Situation. "Ich habe selbst Kredite, die ich abbezahlen muss." Sie wohnt mit ihrem Mann in einer Eigenimmobilie, trotzdem muss sie die Raten abbezahlen, wie sie zu verstehen gibt. Sie müsse sich auch bei der Arbeiterkammer und Gewerkschaft bedanken, erklärt: "Sie haben sich bemüht und gesagt, dass wir unsere Gehälter bekommen. Es wird sich vielleicht etwas verzögern." Jetzt heißt es abwarten. "Ich werde es dann spüren, wenn Kika wirklich schließt, wenn wir unsere Gehälter nicht mehr bekommen." Ein Datum für den letzten Arbeitstag haben die Mitarbeiter noch nicht bekommen. "Bis jetzt habe ich von niemandem gehört, dass er ein Jobangebot bekommen hat. Ich auch nicht. Ich werde auf jeden Fall einen neuen Job suchen", verrät die langjährige Angestellte. "Es ist leider so, da kann weder Geschäftsführer noch sonst jemand etwas dafür, das können nur die Obersten bewältigen – sonst niemand. Ich finde es für Österreich wirklich sehr schade, es war ein super-Unternehmen."

(VOL.AT)

  • VIENNA.AT
  • Vorarlberg
  • "So eine Menschlichkeit findest du bei anderen Firmen nicht": Bewegende Worte einer Vorarlberger Kika-Mitarbeiterin