Nun spricht sich bereits eine Mehrheit gegen den Beitritt aus, wie laut der kroatischen Nachrichtenagentur Hina aus einer in der slowenischen Tageszeitung “Delo” (Montagausgabe) veröffentlichten Umfrage hervorging. Demnach würden 49,7 Prozent der Befragten gegen eine Mitgliedschaft des Nachbarlandes in der Union stimmen, 32,7 Prozent wären dafür. Bei der Frage eines NATO-Beitritts Kroatiens führen wiederum die Befürworter: 46,8 Prozent sind dafür, 37,5 Prozent dagegen.
Ende Jänner hatten Umfragen noch eine knappe Unterstützung in Slowenien für den EU-Beitritt Kroatiens gezeigt. Laut einer vor zwei Wochen veröffentlichten Befragung der Tageszeitung “Dnevnik” waren damals 63,4 Prozent für einen EU-Beitritt des südlichen Nachbarlandes. Auch eine am gleichen Tag publizierte Umfrage von “Delo” hatte noch eine Mehrheit von 53,6 zu 42,6 Prozent für den EU-Beitritt Kroatiens ergeben.
Die Beziehungen der beiden Länder sind seit 18 Jahren durch einen Grenzstreit getrübt. Slowenien hatte am 19. Dezember des Vorjahres ein Veto gegen zehn der 35 Kapitel in den EU-Beitrittsverhandlungen mit Kroatien eingelegt. Grund waren kroatische Verhandlungsunterlagen, in denen umstrittene Grenzgebiete als kroatisch ausgewiesen werden. Zagreb will nicht auf diese Dokumente verzichten, weil es fürchtet, bei einem internationalen Schiedsspruch im Grenzstreit mit leeren Händen dazustehen.
Der Konflikt dreht sich vor allem um die Grenzziehung in der Adria-Bucht von Piran, die Slowenien zur Gänze für sich beansprucht. Kroatien geht von einer Teilung in der Mitte aus. Während für Zagreb die Landgrenze unstrittig ist, beansprucht Ljubljana auch drei Dörfer am linken Ufer des in die Bucht mündenden Flusses Dragonja.