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Skispringerin kritisiert Untersuchung durch männlichen Arzt: "Fühlte sich eklig an"

Paige Jones (USA) beim Weltcup-Skispringen in Engelberg am 22. Dezember 2024.
Paige Jones (USA) beim Weltcup-Skispringen in Engelberg am 22. Dezember 2024. ©APA/AFP
Die US-Athletin Paige Jones schildert ein unangenehmes Erlebnis bei einer medizinischen Kontrolle des Ski-Weltverbands FIS. Der Verband kündigt Änderungen an.

Die US-amerikanische Skispringerin Paige Jones hat in einem Podcast Kritik an einer medizinischen Kontrolle durch den Ski-Weltverband FIS geäußert. Im Rahmen eines Vorbereitungstermins im französischen Courchevel sei sie bei einer Untersuchung aufgefordert worden, sich vollständig vor einem männlichen Arzt zu entkleiden. Die Situation habe sich für sie "eklig und falsch" angefühlt, so die 22-Jährige in "Good Game with Sarah Spain".

Im Rahmen eines Vorbereitungstermins im französischen Courchevel sei sie bei einer Untersuchung aufgefordert worden, sich vollständig vor einem männlichen Arzt zu entkleiden. Die Situation habe sich für sie „eklig und falsch“ angefühlt, so die 22-Jährige in „Good Game with Sarah Spain“.

Pflicht zur Entkleidung vor 3D-Bodyscan

Wie Jones schilderte, war die Entkleidung Teil eines medizinischen Prozesses, der der Erfassung von Körperdaten für einen 3D-Bodyscan diente. Dieser Scan ist seit Sommer 2023 Voraussetzung für die Teilnahme an Wettkämpfen wie dem Sommer-Grand-Prix und dem Weltcup. Ziel der Maßnahme ist es, Manipulationen an Skisprunganzügen zu verhindern – etwa durch das Anbringen prothesenähnlicher Körperteile.

"Der Arzt sagte, er arbeite in einem Teilbereich der Gynäkologie, aber wir mussten uns vor diesem männlichen Arzt quasi nackt ausziehen", sagte Jones. Zwar habe die FIS die Möglichkeit eingeräumt, die Untersuchung zu verweigern – dies hätte jedoch laut Jones zum Ausschluss vom Wettkampf geführt. Sie sprach von einer "Illusion von Entscheidungsfreiheit".

FIS kündigt Änderungen an

Der Ski-Weltverband reagierte auf die Kritik mit Verständnis. Man erkenne an, dass die Anwesenheit eines männlichen Arztes für Athletinnen unangenehm sein könne. Künftig werde man weiblichen Athletinnen die Wahl lassen, sich von einer Ärztin untersuchen zu lassen. "Die FIS verpflichtet sich, auf die Sicherheit und das Wohlbefinden der Athletinnen zu achten. Das ist nicht verhandelbar", teilte der Verband schriftlich mit.

Deutsche Sportlerinnen offenbar nicht betroffen

Im deutschen Skisprung-Team sorgte die Kontrolle nach eigenen Angaben nicht für Irritation. "Da war ein Schweizer Arzt, der hat das ganz klar erklärt. Er hat das mit Anstand und Respekt gemacht", sagte Bundestrainer Heinz Kuttin der dpa. "Das war bei uns überhaupt kein Thema."

Sensibilisierung in den USA nach Nassar-Skandal

Jones erklärte, dass der US-Sport bei solchen Themen besonders sensibel sei – nicht zuletzt wegen des Missbrauchsskandals rund um den früheren Turn-Teamarzt Larry Nassar. Dieser hatte über Jahre hinweg mehr als 250 junge Sportlerinnen missbraucht und wurde 2018 zu einer Gesamtstrafe von bis zu 175 Jahren Haft verurteilt.

"Es hat sich so eklig und falsch angefühlt, dass ich zu einer erwachsenen Person, der ich vertraue, gehen und es den Leuten da draußen einfach erzählen musste", so Jones im Podcast. Sie hofft, mit ihrer Schilderung Aufmerksamkeit für die Situation anderer Athletinnen zu schaffen.

(VOL.AT)

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