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Skandal erhitzt Gemüter

Die Funktionäre sprachen von "Schande", Kostas Kenteris jubelte und die griechischen Medien gingen mit ihren Landsleuten hart ins Gericht. Der Skandal beim 200-m-Endlauf erhitzt die Gemüter.

„Unser Land ist international lächerlich gemacht worden”, schrieb die Tageszeitung „Eleftherotypia”. Einen Tag nach dem Skandal beim olympischen 200-Meter-Endlauf hatten sich die Gemüter noch immer nicht beruhigt. „Das war ein unfaires Verhalten der Zuschauer. Es hat sich vor allem gegen die Athleten gerichtet, die nichts dafür können”, rügte IOC-Präsident Jaques Rogge in Athen die Gastgeber der 28. Sommerspiele.

In Mytilini auf der Insel Lesbos, dem Heimatort von Kostas Kenteris, fand die Gegendemonstration statt: Etwa 50 Personen sahen sich auf einer Großleinwand die Aufzeichnung des Endlaufs von Sydney an und jubelten, als der Grieche als erster Läufer seiner Heimat seit Marathon-Legende Spyridon Louis in einem olympischen Laufbewerb als Sieger durchs Ziel rannte – Reminiszenz an einen gestürzten Volkshelden. „Das war das Beste, was ich seit Jahren gehört habe”, sagte Kenteris in einem Radiointerview. „Das Verhalten des Publikums bestätigt mich nur.” Der des Dopings verdächtigte Sprinter fehlte bei seinem Heimspiel, darf aber nach Olympia wieder laufen, so lange die Untersuchungen des Leichtathletik-Weltverbandes (IAAF) nicht abgeschlossen sind.

Höchst emotional ging es im Olympiastadion zu: „Hellas, Hellas” und „Kenteris, Kenteris” tönte es ohrenbetäubend durch die Arena. Dazwischen gab es gellende Pfeifkonzerte vor allem für die US-Athleten. „Das ist eine Schande und Missachtung des Sports”, ärgerte sich der deutsche IAAF-Vizepräsident Helmut Digel. Der Start musste immer wieder verschoben werden. Afrikas Sprint-Routinier Frankie Fredericks aus Namibia schaute in das weiß-blaue Fahnenmeer und flehte mit gefalteten Händen um Ruhe.

Die US-Amerikaner Shawn Crawford, Bernard Williams und Justin Gatlin feierten wie schon zuvor ihre Kollegen über 400 m einen Dreifachtriumph.

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