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Sitzplatzlizenz für 150.000 Dollar

©jetscoachesclub.com
Der US-amerikanische Footballverein New York Jets beschreitet bei der Finanzierung seines 1,6 Milliarden Dollar (1,1 Milliarden Euro) teuren Stadionneubaus neue Wege.

Die Jets versteigern über eBay sogenannte persönliche Sitzplatzlizenzen (PSL). Mit diesen Lizenzen erhalten die Fans überhaupt erst das Recht, für einen ganz bestimmten Platz im Stadion für jedes Spiel der Jets Karten zu kaufen. “Dabei spricht man von einem zweiteiligen Tarifsystem. Die Sitzplatzlizenzen sind die Grundgebühr und die Kartenpreise der variable Betrag”, erläutert Johannes Vogel, Marketingexperte von der Universität Mainz, gegenüber pressetext. Das Mindestgebot für eine Lizenz wird bei 5.000 Dollar liegen. “Wir rechnen mit mindestens 25.000 Dollar, was eine Lizenz am Ende einbringen wird, aber sicher sagen kann das niemand”, sagt Matt Higgens, Executive Vice President of Business Operations bei den Jets. “Das sind schließlich die besten Plätze im Haus, wie soll man da einen seriösen Preis festsetzen.”

Insgesamt 2.000 dieser PSL werden die Jets zwischen dem 19. und 27. Oktober versteigern, um nach eigener Aussage zu sehen, wie viel Geld die Sportfans bereit sind für Top-Plätze zu bezahlen. Wer eine der begehrten Lizenzen erhält, hat dann das Recht, für 700 Dollar je Spiel sich eine Karte für den Jets Coaches Club zu kaufen. Dabei handelt es sich um einen exklusiven VIP-Bereich direkt hinter der Bank der Jets, etwa auf Höhe der 50-Yard-Marke. Die Lizenz gilt so lange das Stadion existiert und kann auch weitergegeben oder weiterverkauft werden.

Bereits seit 1993 verkaufen die großen US-Vereine die PSLs, um sich ihre Kassen zu füllen. Dabei variieren die Preise zwischen 1.000 und 10.000 Dollar. Durch die Auktion über eBay stoßen die Jets in neue Größenordnungen vor. Nur der Spitzen-Football-Verein Dallas Cowboys ging bei seinen Preisen bisher noch weiter. Vergangenes Jahr wurden 1.000 Lizenzen für Plätze ebenfalls an der 50-Yard-Marke für jeweils 150.000 Dollar verkauft. “Ein paar wenige sind noch frei, aber nicht viele”, erläutert Cowboy-Sprecher Brett Daniels gegenüber dem Guardian. Insgesamt habe der Verein für mehr als 80 Prozent seiner Plätze im 100.000 Personen fassenden Stadion PSLs verkauft. “Das sind Entwicklungen, die in Deutschland in diesen Größenordnungen gar nicht vorstellbar wären”, sagt Vogel. Dafür fehle vor allem auch die Akzeptanz und Nachfrage bei den Zuschauern.

“Man holt sich mit solch horrenden Beiträgen nur noch die Besserverdiener ins Stadion und das kann für die Stimmung sehr schlecht sein”, so Vogel weiter. Mit diesem Problem hatte in der vergangenen Saison beispielsweise der FC Bayern München in seiner neuen Allianz Arena zu kämpfen hatte. “Die Preisdifferenzierung war nicht ausgewogen genug. Die Verantwortlichen haben den einfachen Fan vergessen”, fährt Vogel fort. Die Folge war “Kühlschrankstimmung” und eine heftige Auseinandersetzung zwischen Manager Uli Hoeneß und Fans auf der Jahreshauptversammlung. Der Marketingexperte warnt vor den negativen Auswirkungen einer solch verfehlten Preispolitik für das Image des Vereins. “Wenn ein Verein diese Preispolitik übertreibt, kann er schnell als Elitenverein abgestempelt werden, was nicht unbedingt positiv sein muss.”

Zwar haben auch in den Vereinigten Staaten einige Fanclubs gegen die horrenden Preise protestiert, doch ohne Erfolg. Alleine auf der Warteliste für Jahreskarten beim zweiten New Yorker Football-Team, den Giants, stünden nach eigenen Angaben mehr 130.000 Personen. “Mit derartigen Lizenzen nutzt man die Kartenknappheit aus und steigert seinen Gewinn”, so Vogel abschließend.

Quelle: Pressetext.at

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